Experiment im Naturkundemuseum: Forscher bohren in „Tristans“ Zähnen
Dem Tyrannosaurier im Naturkundemuseum wird am Freitag auf den Zahn gefühlt, um seine Essgewohnheiten zu ergründen. Besucher können dabei zusehen.
„Tristan“, dem Star des Berliner Naturkundemuseums, bleibt nichts erspart – nun muss der Dinosaurier zum Zahnarzt. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Evolutions- und Biodiversitätsforschung wollen mehr über den Lebensraum des Tyrannosaurus rex erfahren und entnehmen deshalb winzige Zahnschmelz-Proben aus dem Gebiss des T. rex. „Wir wollen mit den Zähnen vor allem die Ernährungsweise von Tristan aufklären“, sagt Daniela Schwarz, Kuratorin für Archosaurier am Berliner Naturkundemuseum.
Zahnschmelz überdauert Jahrmillionen
„Bei der Versteinerung bleibt der Mineralgehalt der Knochen und bei den Zähnen der Zahnschmelz, das Apatit darin, relativ original erhalten“, erklärt Schwarz. Deswegen nutzen sie ihn, um die enthaltenen stabilen Isotope bestimmter chemischer Elemente genauer zu untersuchen. Isotope sind Arten von Atomen, die sich in der Zusammensetzung des Kerns leicht unterscheiden. Da an unterschiedlichen Orten der Welt unterschiedliche Isotope vorkommen, geben ihre Zusammensetzungen Auskunft über Herkunft und Lebensweise der Tiere. Besonders interessant sind dabei Kalzium-Isotope. Sie enthalten Informationen über die Nahrungsvorlieben des Tyrannosaurus rex.
„Wir wissen natürlich, dass Tristan ein Fleischfresser war“, sagt Schwarz. Aber vielleicht habe er auch Aas gefressen. „Und vielleicht finden wir auch heraus, ob sie nur das Fleisch oder auch gleich die Knochen mit heruntergewürgt haben.“ Um vergleichbare Proben zu haben, entnehmen sie gleich mehreren Zähnen Proben. „Wenn man ein ganzes Gebiss beprobt, haben wir eine bessere Datenmenge“, sagt Schwarz. „Denn die Zähne sind ja ein bisschen unterschiedlich.“ Mit Ergebnissen rechnen die Forscher nicht vor Sommer.
Am morgigen Freitag können Besucher des Naturkundemuseums von 9 Uhr 30 bis 17 Uhr den Wissenschaftlern bei ihrer Arbeit zuschauen. Der Unterkiefer wird aus der Vitrine genommen und die Probe entnommen, was pro Zahn eine halbe Stunde dauert.