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Warm und trocken. Diese Traglufthalle am Güterbahnhof Wilmersdorf dient Obdachlosen als Winterquartier. Auch Flüchtlinge sollen temporär dort unterkommen.
© imago/Schöning

Immer mehr Asylbewerber in Berlin: Traglufthallen für Flüchtlinge sollen bald stehen

Immer mehr Flüchtlinge kommen nach Berlin, nun sollen sie ab Ende November vorübergehend in Traglufthallen untergebracht werden. Caterer und Toiletten müssen schnell organisiert werden. Und Personal fehlt sowieso.

Wie die temporären Flüchtlingsunterkünfte in Traglufthallen genau aussehen sollen, ist noch unklar. Nach Wunsch der Senatsverwaltung für Soziales sollen sie Mitte, spätestens Ende November einsatzbereit sein, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel. Derzeit verhandeln der Senat und das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) die Details mit einem Traglufthallenbetreiber und der Berliner Stadtmission, die als Betreiber in Frage kommt. „Wenn wir den Auftrag übernehmen, wollen wir den Flüchtlingen eine angemessene Ganztagsbetreuung bieten“, sagte die Sprecherin der Stadtmission, Ortrud Wohlwend, dem Tagesspiegel. Dafür müssten in den nächsten Tagen viele Fragen geklärt werden. So würden ausreichend Sanitäreinrichtungen für bis zu 200 Menschen gebraucht, das Großraumzelt müsse im Idealfall in Räume unterteilt und ein Caterer gefunden werden, der in der Lage ist, eine Versorgung für den gesamten Tag zur Verfügung zu stellen. Wichtig sei bei der Verpflegung auch, die verschiedenen Bedürfnisse von Flüchtlingen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund zu berücksichtigen, sagt Wohlwend. „Es übernachten ja nicht nur Christen hier. Und die Menschen müssen sich wohlfühlen.“

Auch würden Personal und Helfer gebraucht, um sich angemessen um die Flüchtlinge zu kümmern. „Durch unsere langjährige Arbeit in der Kältehilfe haben wir einen großen Kreis von Freiwilligen“, so Wohlwend. Viele beherrschten die unterschiedlichsten Sprachen und seien auf die neuen Herausforderungen gut vorbereitet: „Doch das muss alles organisiert werden.“

Hundert Flüchtlinge müssen die Stadtmission Freitag erstmal verlassen

Zwei Traglufthallen sollen ankommenden Flüchtlingen in den Wintermonaten eine erste Unterkunft bieten. Szenen wie in München, wo Flüchtlinge vor zwei Wochen zeitweise draußen übernachteten, sollen damit verhindert werden. Sozialsenator Mario Czaja (CDU) plant daher, wie berichtet, kurzfristig zwei Hallen in der Lehrter Straße in Moabit errichten zu lassen. Sie ähneln der Traglufthalle am Innsbrucker Platz, die schon in den vergangenen Wintern Obdachlosen einen warmen Schlafplatz bot und auch in diesem Jahr wieder aufgestellt wird.

Derzeit sind mehr als 100 Flüchtlinge in Räumen der Stadtmission untergebracht. Sie müssen die Unterkunft an diesem Freitag aber verlassen, da am 1. November dort wieder die Kältenotübernachtung für Obdachlose öffnet. „Wir brauchen etwa eine Woche, um die Räumlichkeiten für unsere gewohnten Gäste vorzubereiten“, sagte Wohlwend. „Derzeit leben viele Familien mit Kindern hier, die haben ganz andere Bedürfnisse.“

Anwohner zeigten sich verwundert, warum Hallen als Unterkünfte errichtet werden, wenn in der Lehrter Straße drei Gebäude des Senats leerstehen: ein ehemaliges Abschiebegefängnis, ein Frauengefängnis und ein Polizeigebäude.

Bestandsimmobilien sind weiterhin Wunschlösung

„Bestandsimmobilien haben zwar Priorität“, stellte eine Sprecherin des Sozialsenators klar. Aber die Gebäude in der Lehrter Straße seien weder vom baulichen Zustand her noch ihrer Art her geeignet für eine menschenwürdige Unterbringung der Flüchtlinge. An vielen Orten in der Stadt würden auch Bestandsimmobilien als Flüchtlingsunterkünfte vorbereitet, auch dort seien gewisse Standards einzuhalten. „Die Traglufthallen sind vorübergehende Notlösungen, damit die Ankommenden nicht draußen schlafen müssen“, sagte die Sprecherin. Ebenso wie die Wohncontainer.

Die Flüchtlinge werden dort nur kurze Zeit bis zum Erstaufnahmeverfahren untergebracht. Wie lange die Hallen stehen bleiben, ist unklar. Das hängt auch davon ab, wie sich die Flüchtlingsströme in den nächsten Monaten entwickeln. Anders als von den Bundesbehörden und dem Senat bis vor kurzem prognostiziert, werden allein 2014 bis Jahresende mehr als 13 000 Flüchtlinge in Berlin einen Asylantrag gestellt haben. Davon geht die Verwaltungen aus. Allein in diesem Oktober werden wohl 1700 neue Flüchtlinge in Berlin Asylanträge stellen.

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