Finale Genehmigung „womöglich nächste Woche“: Tesla will Serienautos aus Grünheide doch erst 2022 ausliefern
Auch wenn die letzte Genehmigung bald kommen soll, will Tesla erst 2022 mit der Serienproduktion in der neuen Gigafactory beginnen. Das Unternehmen will Qualität garantieren.
Elon Musk, mal ganz anders, kein Risiko, Qualität vor Tesla-Geschwindigkeit: Mit dieser Begründung hat der US-Elektroautobauer einen Start der Serienproduktion für das Jahr 2021 in der neuen Gigafactory in Grünheide ausgeschlossen: Und zwar selbst dann, wenn die ausstehende finale Genehmigung der Brandenburger Behörden für das de facto fertige Werk in Kürze erteilt würde.
„Serienproduktion und Start der Auslieferungen werden nicht mehr vor Ende des Jahres erwartet, selbst wenn bis dorthin nach erteilter Genehmigung bereits Fahrzeuge produziert werden“, erklärte das Unternehmen am Montag auf Tagesspiegel-Anfrage. Dies habe „einerseits regulatorische Gründe“, andererseits wolle man zunächst „eine gewisse Anzahl an Fahrzeugen produzieren“, um sicher zu sein, „die gewünschte Qualität und das gewünschte Kundenerlebnis garantieren zu können.“
Zuvor hatte die „Automobilwoche“ berichtet, dass Tesla die ersten fünf Prototypen der Y-Modelreihe in Grünheide bereits fertiggestellt hat, was für Testzwecke zulässig wäre, die Serienproduktion 2021 starten soll und davor „voraussichtlich in den nächsten Tagen“ die Hauptgenehmigung der Brandenburger Umweltbehörde für das Werk erwartet wird. Letzteres deckt sich mit Tagesspiegel-Informationen, wonach die finale Genehmigung „in Kürze, womöglich nächste Woche“ erteilt werden könnte.
Brandenburgs Umweltministerium reagierte zurückhaltend. „Das Genehmigungsverfahren dauert an. Ein Zeitpunkt für die Entscheidung kann nicht benannt werden“, sagte Sprecherin Frauke Zelt dieser Zeitung. Derzeit würden die bei der jüngsten Online-Konsultation eingegangenen Stellungnahmen geprüft. Die Produktion sei bisher nicht aufgenommen.
Werk parallel zum Genehmigungsverfahren errichtet – auf eigenes Risiko
„Eine Aufnahme der bestimmungsgemäßen Produktion oder des wirtschaftlichen Betriebes der Gigafactory ist noch nicht erfolgt. Die zu Testzwecken hergestellten Teile dürfen nicht für Verkaufszwecke genutzt werden“, erklärte Tesla.
Tesla hat das inzwischen fast fertige Werk über Vorabzulassungen auf eigenes Risiko parallel zum Genehmigungsverfahren errichtet. Mit der letzten, der 19. Zulassung des vorzeitigen Beginns hatte das Landesumweltamt umfangreiche „Anlagenprüfungen“ zugelassen, etwa in der Lackiererei oder der Gießerei, wo Tesla schon 250 Karosserien herstellen darf. Diese können, mit angelieferten Teilen, zu Fahrzeugen montiert werden.
„Der Umfang der zugelassen Prüfungen umfasst auch die Fertigung einer begrenzten und in den Bescheiden definierten Zahl von Testkarossen zu Testzwecken vor Ort oder in externen Testanlagen“, so das Ministerium. Es seien auch noch nicht alle Unterlagen da, An der Genehmigung wird seit Wochen gearbeitet. Laut Ministerium sind aber noch nicht alle Unterlagen da.
Unter anderem liegt laut Zelt das Störfallgutachten noch nicht in der finalen Fassung vor. Brandenburgs Umweltverbände Naturschutzbund (Nabu) und Grüne Liga haben bereits gerügt, dass sie ohne Kenntnis dieses wichtigen Gutachtens zu dem Projekt Stellung nehmen mussten.
Im Grünheide Werk sollen laut „Automobilwoche“ ab Januar zunächst 1.000 Einheiten pro Woche gefertigt und die Produktion dann zügig hochgefahren werden, sodass im ersten Halbjahr 30.000 Fahrzeuge vom Band rollen könnten.
[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]
Tesla bestätigt die Zahlen nicht, drückt aber auf Tempo: Der Plan sei, „die Produktionskapazität so rasch wie möglich hochzufahren“, heißt es. Die Kurve könne nicht genau vorhergesagt werden kann. Dies liege vor „allem an der Neuheit des Designs, der Technologie sowie auch der Teams/Mitarbeiter.“
Der Chef des Konkurrenten Volkswagen, Herbert Diess, warnte bereits seine Belegschaft: „Der nächste Golf darf kein Tesla sein.“ In Brandenburg werde Tesla eine halbe Million Autos bauen, „und das mit einer beeindruckenden Produktivität“. Tesla werde „voraussichtlich zehn Stunden pro Auto“ brauchen.
In Zwickau, wo VW Elektroautos herstellt, seien es bisher über 30 Stunden. Über die Zukunft VWs sagte Diess: „Die Kunden entscheiden, indem Sie entweder ein Auto aus Brandenburg oder ein Auto aus Wolfsburg kaufen.“