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Dampf im Kessel. Ein Bauarbeiter füllt ein Schlagloch mit heißem Teer. Insgesamt ist der Sanierungsstau in Berlin so groß, dass viele Bezirke die Geschwindigkeit auf Hauptverkehrsstraßen drosseln, um Straßen und Fahrzeuge zu schonen.
©  Rainer Jensen/dpa

Kaputte Straßen und Rumpelpisten in Berlin: Tempo runter! Aber nicht nur wegen Schneematsch ...

Vorsicht, draußen ist's matschig! Und das ist nicht der einzige Grund, langsamer zu fahren. Wegen kaputter Straßen gelten Tempolimits in der ganzen Stadt. Geld für Sanierungen wäre zwar da, doch oft kann nicht gebaut werden – aus einem leidlich bekannten Grund

Der Winter ist mild, aber dennoch bröckelt der Asphalt. Gerade hat der Bezirk Spandau wegen der drohenden Gefahr für Fahrzeuge und Fahrbahnen zwei weitere Straßenabschnitte im Süden des Bezirks auf Tempo 30 beschränken müssen. Denn auch das aktuelle Regenwetter trägt zum Verfall bei.

Nicht nur gefrierende Nässe lasse immer neue Schlaglöcher entstehen, sagt der Leiter des Spandauer Straßen- und Grünflächenamtes, Michael Spiza. Auch das zwar milde, aber regnerische Wetter trage dazu bei, dass die ohnehin maroden Straßen noch kaputter würden. Fährt ein Auto über eine beschädigte Stelle, wird das Wasser an der Vorderseite der Reifen in die Risse im Fahrbahnbelag gedrückt und an der Rückseite wieder herausgesogen. Dieser Pumpeffekt sorgt dafür, dass sich der Asphalt von der Unterschicht löst. „Wir haben genauso viele Straßenschäden wie in den vergangenen Wintern“, sagt auch Jürgen Papst, Leiter des Tiefbauamtes in Treptow-Köpenick.

Irgendwann genügt es nicht mehr, die Löcher mit Kalt- oder Gussasphalt provisorisch zu stopfen. Wird die Straße nicht saniert, muss das Tempolimit gesenkt werden. So müssen sich seit einigen Tagen auch die Kladower auf Zuckelfahrten einstellen: In der Gatower Straße zwischen Zur Haveldüne und Emil-Basbeck-Straße sowie auf dem Kladower Damm zwischen Neukladower Allee und Runebergweg wurde die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer beschränkt. Damit sollen Fahrzeuge – und die Straßen – vor Schäden geschützt werden.

Von Tempo 30 bis Tempo 10

Tempo 30 gilt in Spandau auch in Teilen des Seegefelder Weges und der Radelandstraße, die außerdem für Lkws komplett gesperrt wurde. In Charlottenburg-Wilmersdorf schleichen die Fahrzeuge seit Monaten ebenfalls mit 30 Stundenkilometern über den Spandauer Damm und in Tempelhof-Schöneberg gilt auf einem rund 1500 Meter langen Abschnitt der Yorckstraße sogar nur noch Tempo 10. „Das ist ein untragbarer Zustand für die mehr als 37.000 Fahrzeuge, die diese wichtige Ost-West-Verbindung täglich passieren“, heißt es beim ADAC Berlin-Brandenburg. Dessen Verkehrsvorstand Volker Krane spricht mit Blick auf die Straßeninfrastruktur Berlins von einem „amtlichen Offenbarungseid“.

Seit dem vergangenen Sommer ist geplant, die Yorckstraße zu sanieren. Doch die Verkehrslenkung Berlin hat die Anträge des Bezirks noch immer nicht bearbeitet. Die Behörde, angesiedelt bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, leidet unter chronischem Personalmangel und einem hohen Krankenstand. Spandau hat die Instandsetzung der Gatower Straße ebenfalls schon im vergangenen Jahr beantragt. In Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte sind Millionenbeträge aus dem Vorjahr bisher ungenutzt: Sanierungsarbeiten können nicht beginnen, weil die Baugenehmigungen fehlen. Stadtweit konnten nach Ermittlungen des ADAC rund acht der 25 Millionen Euro, die der Senat im vergangenen Jahr zur Verfügung stellte, noch nicht investiert werden – die Aufträge sind zwar vergeben, aber die Firmen dürfen noch nicht bauen.

Auftragsstau von 100 Millionen Euro

Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) wies die Kritik der Bezirke kürzlich zurück. Diese könnten grundsätzlich Baumaßnahmen auf Hauptstraßen auch selbst anordnen, würden dies aber meist aus personellen oder prinzipiellen Gründen nicht tun. Aus Bezirkskreisen heißt es dagegen, seit Jahrzehnten gelte, dass die Tiefbauämter auf diese Möglichkeit verzichten. Die Senatsverwaltung habe diese Regelung einseitig aufgekündigt. Den Tiefbauämtern fehle aber geschultes Personal und obendrein führe kein Weg an der Verkehrslenkung vorbei, wenn beispielsweise Ampeln von einer Baustelle betroffen seien.

Der neue Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) strebt bis zum Sommer eine Lösung zwischen Senatsverwaltung, Bezirken und der Bauwirtschaft an. Letztere beklagt einen Auftragsstau in Höhe von rund 100 Millionen Euro, weil Baustellengenehmigungen ausstehen. Unter anderem möchte Geisel jedem der zwölf Bezirke eine zusätzliche Stelle für die Bearbeitung der Bauanträge zubilligen. Auch in der Verkehrslenkung sollen acht neue Stellen entstehen. Die Opposition nennt diese Pläne unzureichend.

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