Kaputte Straßen in Berlin-Schöneberg: Nur noch Tempo 10 auf der Yorckstraße
Eigentlich hätte die Straße im Sommer 2014 saniert werden sollen - eigentlich. Nun gilt ein strenges Tempolimit. Auch der ADAC ist empört, zumal dort auch der Schienenersatzverkehr der S-Bahn im Stau steht.
Tempo 10 auf einer Hauptstraße: Die Schleichfahrt gilt jetzt für die Yorckstraße in Schöneberg. Weil die Fahrbahn marode ist, hat der Bezirk zwischen Katzbach- und Mansteinstraße (unter den Yorckbrücken) das Tempolimit angeordnet. Auch aus versicherungsrechtlichen Gründen, wie Baustadtrat Daniel Krüger (CDU) sagte. Wer schneller fährt, hat keinen Anspruch auf Schadenersatz, wenn das Auto durch ein Schlagloch beschädigt wird.
Der Bezirk habe die Straße im vergangenen Sommer reparieren wollen, sagte Krüger. Die Verkehrslenkung Berlin (VLB) habe die Genehmigung bis heute aber nicht erteilt. Der Antrag sei vier Wochen vor dem geplanten Baubeginn eingereicht worden, sagte der Sprecher der Senatsverkehrsverwaltung, Martin Pallgen. Die Zeit sei damit zu knapp gewesen. Krüger betrachtet dies als „Ausrede.“ Wahrscheinlich gilt Tempo 10 nun mindestens bis zu den nächsten Sommerferien. Nur zu diesem Termin will die VLB die Arbeiten zulassen.
Kritik kommt auch vom ADAC
Kritik kam am Montag vom ADAC: Der Verband sprach von einem "untragbaren Zustand für die mehr als 37.000 Fahrzeuge, die diese wichtige Ost-West-Verbindung täglich passieren". Auch für den Rad- sowie für den öffentlichen Personennahverkehr sei diese Straße von großer Bedeutung. "Denn neben der wichtigen Busverbindung M 19 zwischen Kreuzberg und City-West (Kurfürstendamm) führt hier aktuell auch der Schienenersatzverkehr für die bis Mai 2015 gesperrte Nord-Süd-Verbindung der S-Bahn durch." Volker Krane, Vorstand für Verkehr im ADAC Berlin-Brandenburg, sagte: "Die Anordnung von Tempo 10 in der Yorckstraße ist der amtliche Offenbarungseid auf die Straßeninfrastruktur Berlins."
Das Beispiel an der Yorckstraße ist dem ADAC zufolge "exemplarisch für die Situation in allen Berliner Stadtbezirken". Laut Auskunft der Bezirke, berichtet der ADAC, hätten im Jahr 2014 mindestens acht von 25 Millionen Euro aus dem so genannten Schlaglochprogramm noch nicht verbaut werden können, da die entsprechenden Anträge unbearbeitet in der VLB liegen. „Senatsverwaltung und Verkehrslenkung sind personell gravierend unterbesetzt. Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel muss diese Missstände endlich abstellen und dafür Sorge tragen, dass notwendige Arbeiten auch tatsächlich durchgeführt werden können. Sein Vorgänger und neuer Regierender, Michael Müller, kennt diese Probleme genau und sollte dabei Unterstützung leisten“, heißt es in der Forderung des ADAC.
Klaus Kurpjuweit, André Görke