Schwerpunkt auf Kunst und Kultur: Tempelhof wird zum "Berlin Creative District"
An beiden Enden Treppenhäuser, dazwischen 1200 Meter Fußweg und Gastronomie: Der ehemalige Flughafen Tempelhof wird umgebaut. Und auch das Alliiertenmuseum plant nun detaillierter.
2019, vorher wird es wohl nichts mit dem Brunch auf der Dachterrasse des Tempelhofer Flughafengebäudes. Aber immerhin ein Grund, schon mal im Geiste zu reservieren. Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) hat dem Senat einen Zwischenbericht zur Öffnung und künftigen Nutzung des Flughafengebäudes vorgelegt – unabhängig vom temporär bis 2019 befristeten Flüchtlingszentrum, das derzeit dort entsteht. Im Gebäude soll längerfristig ein ganzes „Stadtquartier“ unterkommen, mit dem Schwerpunkt auf „Kunst und Kultur sowie Kultur- und Kreativwirtschaft“ unter der zeitgeistigen Marke „Berlin Creative District“.
Die Dachgalerie über die gesamte Länge von 1,2 Kilometern samt Terrassen für Gastronomie und Veranstaltungen an beiden Kopfbauten wird die Hauptattraktion des denkmalgeschützten Baus aus den 30er Jahren sein. Dafür werden Treppenhäuser hergerichtet, Fahrstühle eingebaut und die nötige Sicherheitstechnik nachgerüstet.
Das Geld kommt vom Bund
Weil überall die Tücken historischer Bausubstanz lauern und die Auflagen des Denkmalschutzes zu beachten sind, wird das Vorhaben nicht billig. 28 Millionen Euro sind vorgesehen, allein für den westlichen Kopfbau und eine vier Meter breite Dachgalerie. Bis auf einen geringen Restbetrag kommt das Geld vom Bund: 23 Millionen Euro aus dem Fördertopf „Nationale Projekte des Städtebaus“, der Rest sind sogenannte GRW-Mittel für die touristische Infrastruktur. Daran muss sich das Land mit zehn Prozent beteiligen. Anfang 2017 könne mit den Arbeiten am Kopfbau-West begonnen werden, sagte Holger Lippmann von Tempelhof Projekt. Die Arbeiten an Galerie und Terrasse in diesem westlichen Bereich könnten 2018 folgen, spätestens dann sei Hangar 7 leer gezogen, das sei mit dem Lageso abgestimmt, so Lippmann.
Weitere 27 Millionen Euro hat der Haushaltsausschuss des Bundestags bereits für den Umzug des Alliiertenmuseums aus Dahlem in den Hangar 7 lockergemacht. Die inhaltlichen Planungen dafür laufen schon, an einer neuen Ausstellung für Tempelhof werde bereits gearbeitet, erklärte Christiana Brennecke, Sprecherin der Museums.
Einen Umzugstermin gebe es allerdings noch nicht. „Solange Flüchtlinge drin sind, können wir noch keine Terminplanung machen.“ Lippmann sicherte jedoch via Tagesspiegel zu, dass die Museumsleute ab 2018 „Baufreiheit“ hätten. Zunächst werde es einen Architekturwettbewerb geben, sagte Brennecke. Im Hangar sei jedenfalls genug Platz für das gesamte Museumsinventar.
Die Zukunft in Dahlem ist offen
Was aus dem alten Standort in Dahlem wird, sei bislang noch völlig offen. Das Museum wird derzeit nur kommissarisch von Bernd von Kostka geführt, die Leiterin Gundula Bavendamm wurde zur Direktorin der Stiftung Flucht und Vertreibung berufen.
Das aktuelle Nutzungskonzept für das Flughafengebäude erinnert die Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek stark an ein früheres Grünen-Konzept, das unter dem Titel „Kulturhafen Berlin“ bekannt wurde. Es sei ja „nichts Neues, dass sich die SPD so kurz vor der Wahl mit fremden Federn schmückt.“ Es gebe aber nach wie vor nichts Besseres, als die Gebäude für kulturelle Zwecke zu nutzen. Insofern begrüße sie die Idee der SPD.
Die Galerie am gemauerten Dachfirst des Gebäudes ist als „Geschichtsmeile“ geplant, mit einer Ausstellung zum Flughafenbau und den ehemaligen Plänen der Nazis für eine Besucherterrasse mit 80.000 Plätzen. Diese Pläne wurden nie realisiert, sollen auch jetzt nicht aus der Mottenkiste geholt werden. Lippmann spricht von einer Kapazität von etwa 1500 Plätzen auf den beiden geplanten Terrassen. Der Kopfbau-Ost solle möglichst durch Privatinvestoren hergerichtet werden, ähnlich wie das ehemalige Offiziershotel, das gerade auf dem Immobilienmarkt angeboten wird.