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Gefahr in Verzug. Auch der Film "Tage des Zorns" mit Thure Lindhardt und Mads Mikkelsen wurde in Babelsberg gedreht.
© Manfred Thomas
Update

Filmfabrik in den roten Zahlen: Studio Babelsberg kämpft um seine Existenz

Einzigartige Filmgeschichte, große Namen, Oscar-Produktionen - Ruhm alleine reicht nicht, um im globalen Filmgeschäft zu überleben. Der Traditionsstandort Babelsberg bekommt das jetzt zu spüren und kämpft ums Überleben.

Es ist nicht das erste schwierige Jahr für die Studio Babelsberg AG – aber das erste, das existenziell bedrohlich ist für die traditionsreiche Filmfabrik . Mit 2,5 Millionen Euro Verlust rechnet der Vorstandsvorsitzende Carl Woebcken für 2014, wie er dem „Handelsblatt“ sagte. Hintergrund sei die Diskussion um Kürzungen des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) gewesen. So etwas beunruhige Filmschaffende. „Sie gehen dorthin, wo es das meiste Geld gibt.“ In diesem Jahr seien zwei wichtige Produktionen nicht zustande gekommen. „Es mangelt an Planungssicherheit“, erklärte Studio-Vorstand Christoph Fisser dazu am Freitag der Deutschen Presse- Agentur.
Hoffnung macht Studiochef Fisser eine Entscheidung des Bundesrates: Die Länderkammer beschloss am Freitag, dass der Filmförderfonds 2016 wenigstens wieder auf 60 Million Euro erhöht werden soll. Die Regierungschefs folgten damit einem Antrag aus Brandenburg und Baden-Württemberg, nachdem die Bundesregierung für 2015 eine Kürzung der Förderung um zehn Millionen auf 50 Millionen Euro vorsieht. „Das ist ein Hoffnungsschimmer“, sagteFisser.Man werte die Entscheidung auch als Motivation, „weiter in den Medienstandort Babelsberg zu investieren und aktuelle Projekte, wie den Bau unserer neuen Außenkulisse, weiter voranzutreiben“, sagte Fisser.
Bei den geplatzten Projekten handelte es sich laut Fisser um Filme, die vor allem im Studio gedreht werden sollten. Für das Unternehmen bedeutet das: Die großen Hallen sind ausgelastet, es werden Sets von den Kulissenbauern des Art Departement gebaut. „Wir können nur überleben, wenn wir solche Filme haben“, betonte der Studiochef. „Wir haben einen riesigen Apparat, den wir versorgen müssen.“ Fest angestellt sind etwa 100 Menschen in Babelsberg. Bei Projekten wächst die Mannschaft auf 400 bis 500 Beschäftigte, zu Spitzenzeiten auch auf mehr als 2000.

Im Jahr 2013 hatte das Traditionsunternehmen nach außergewöhnlich vielen internationalen Koproduktionen – darunter beispielsweise den jetzt für vier „Golden Globes“ nominierten Publikumserfolg „Grand Budapest Hotel“ – einen Gewinn von 843 000 Euro ausgewiesen. Eine Dividende wurde jedoch nicht gezahlt – auch mit Blick auf die wirtschaftlich schwierigen Vorjahre. Zuletzt hatte es 2008 eine Ausschüttung gegeben.
Der Umsatz werde in diesem Jahr von 81,9 Millionen Euro auf etwa 50 Millionen Euro zurückgehen, hieß es vom Filmstudio. Für 2016 hat die Aktiengesellschaft bereits ihren Rückzug von der Börse angekündigt. Auch geplante Projekte hat Babelsberg zunächst zurückgestellt: Bevor kein besseres Investitionsklima herrscht, geht es mit dem geplanten Neubau der Außenkulisse „Berliner Straße“ nicht weiter, hieß es. Im August war der Grundstein für das mehr als zwölf Millionen Euro teure Projekt gelegt worden.
Aus dem 2007 gestarteten Deutschen Filmförderfonds können sich Filmproduktionen bis zu 20 Prozent der in Deutschland anfallenden Kosten – maximal vier Millionen Euro – übernehmen lassen. Die Kürzungspläne der Bundesregierung hatten zu einem Aufschrei in der Filmbranche geführt (PNN berichteten). Auch Studio Babelsberg hatte vor dem Schritt gewarnt. Internationale Großproduktionen würden sich dann für Anbieter in Ländern wie Großbritannien entscheiden, wo es solche finanziellen Anreize gebe, hieß es. Die Filmförderung sei ein Wirtschaftsfaktor, schaffe Arbeitsplätze und Aufträge für Unternehmen in der Region und damit Steuern für die Staatskasse.

Erleichtert über die Bundesratsentscheidung zeigte sich auch der brandenburgische Wirtschafts- und Energieminister Albrecht Gerber (SPD): Mit dem Filmförderfonds habe sich die Filmindustrie Standortvorteile aufbauen können und zahlreiche internationale Produktionen nach Deutschland holen können. Davon profitierten zahlreiche Regionen. „Dies soll auch künftig so bleiben.“ Deutschland müsse in der internationalen Konkurrenz ein verlässliches Förderangebot haben, sagte der Chef der Berliner Senatskanzlei, Björn Böhning (SPD).

Zuletzt hatte Hollywood-Starregisseur Steven Spielberg mit Tom Hanks in Babelsberg einen Agententhriller aus der Zeit des Kalten Krieges gedreht. Das Studio ist Koproduzent. Für den Film, der die Geschichte hinter dem ersten Agentenaustausch auf der Glienicker Brücke erzählt, war die Brücke Anfang Dezember für mehrere Tage voll gesperrt worden. Außerdem sind in diesem Jahr neue Folgen des Kassenschlagers „Tribute von Panem“ in Potsdam entstanden. Für kommendes Jahr hofft Studiochef Fisser, dass zumindest eine große Studioproduktion in Babelsberg gedreht werden kann.

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