Andreas Geisel und seine Pläne: Straßenbahn soll zum Bahnhof Zoo rollen
Rollen die Züge bald nach Steglitz? In die City West? Zum Potsdamer Platz? Verkehrssenator Andreas Geisel hat große Straßenbahnpläne. Hier sind sie.
Die 150 Jahre alte Straßenbahn hat Zukunft. Verkehrssenator Andreas Geisel will das Netz ausbauen und die Tram auch im Westteil der Stadt wieder heimisch werden lassen. „Ich halte es grundsätzlich für möglich, dass Straßenbahnen in Zukunft auch wieder auf anderen Strecken im Westen der Stadt verkehren – zum Beispiel zum Bahnhof Zoo oder nach Steglitz. Wenn wir den Autoverkehr in der wachsenden Stadt Berlin zurückdrängen wollen, dann geht das nur, wenn wir den Nahverkehr ausbauen. Dazu gehört auch die Straßenbahn. Man muss nur einmal die Baukosten vergleichen: Ein Kilometer Straßenbahn kostet 10 Millionen Euro – ein Kilometer U-Bahn 300 Millionen Euro“, sagte Geisel dem Tagesspiegel.
Nach der Wende, gleich zu Beginn der 1990er Jahre, hatte die Verkehrsverwaltung große Ausbaupläne entwickelt, zu mehr als drei Abschnitten auf West-Gebiet hat man es aber nicht geschafft: Seit 1995 fährt die Straßenbahn über die Bornholmer und die Seestraße durch Wedding zum Virchow-Klinikum, 2006 kam die Verbindung über die Bernauer Straße zum Nordbahnhof hinzu, und 2014 erfolgte die erste Etappe der Strecke zum Hauptbahnhof über die Invalidenstraße. Im Sommer soll auch der Anschluss zum Nordbahnhof hergestellt sein; mit der M 5, M 8 und M 10 werden dann die Bahnen von drei Linien am Hauptbahnhof halten. Insgesamt wird derzeit an fünf Projekten – mehr oder weniger konkret – gearbeitet.
Turmstraße: Zum Hauptbahnhof fahren von Osten kommend die U-Bahn und die Straßenbahn. Für einen Weiterbau der U-Bahn gibt es Vorleistungen – ein Tunnelstück am Hauptbahnhof und einen Rohbau am U-Bahnhof Turmstraße, wo ein Umstieg zur U 9 (Osloer Straße–Rathaus Steglitz) möglich wäre. Der Senat setzt aber auf die Straßenbahn, nur deren Gleise sollen für 20 Millionen Euro um zwei Kilometer verlängert werden. Die Planer hatten eine Strecke über Alt-Moabit favorisiert. Entschieden hat man sich aber, den Bau über die Turmstraße voranzutreiben.
Gegen die Variante Alt-Moabit habe sich der Bezirk Mitte ausgesprochen, weil man dann die Thusneldaallee umbauen müsste – was man vermeiden wolle, sagte Geisel. Außerdem wäre es einfacher, die Strecke später in Richtung Westen weiterzuführen, wenn sie in der Turmstraße verliefe. Geisel ist zuversichtlich: „Derzeit rechnen wir damit, dass die Strecke 2020 eröffnet werden kann.“
Frühestens 2025 könnten die Gleise weiter bis zum Mierendorffplatz führen, stellt sich Geisel vor. Bei einer solchen Ausweitung des Netzes habe die BVG angekündigt, dann auch einen Betriebshof im Westen der Stadt bauen zu müssen.
Leipziger Straße: Dieses seit Jahren verfolgte Projekt ist besonders umstritten, weil sich auf der stauanfälligen Leipziger Straße Autos und Bahnen die Fahrbahn teilen müssten. Verworfen hat man die Idee, für die Tram einen Tunnel zu bauen, der später einmal von einer U-Bahn genutzt werden sollte. „Pré-Metro“ hieß das Projekt deshalb.
Das Planfeststellungsverfahren für den Bau soll nach Geisels Angaben 2017 beginnen. Ob die Gleise über die Leipziger Straße oder durch parallele Straßen führen, sei noch nicht geklärt. Trotz der Staugefahr hatten sich die Planer früher auf die Leipziger Straße festgelegt. Der damalige Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) ließ 2000 vor dem Bundesrat für 1,85 Millionen Euro 70 Meter Schienen legen – ohne Planfeststellung, was zu einer heftigen Rüge des Rechnungshofes führte. Die Gesamtkosten hatte man früher mit 50 Millionen Euro angegeben.
Nach derzeitigem Stand würde die Strecke auf dem Mittelstreifen am Potsdamer Platz enden. Dort gäbe es die besten Umsteigemöglichkeiten zur S-, U- und Regionalbahn, sagte Geisel. Ursprünglich war vorgesehen, die Gleise bis zum Kulturforum zu führen und irgendwann dann weiter bis zum Rathaus Steglitz.
Auch bei der jetzt vorgesehenen Endstelle müsste der Boulevard der Stars auf dem Mittelstreifen weichen, der 2010 für mehr als zwei Millionen Euro angelegt worden war, obwohl es die Straßenbahn-Pläne schon damals gab. Auch hier geißelte der Rechnungshof eine mögliche Geldverschwendung.
Ostkreuz: Am Ostkreuz soll das Planfeststellungsverfahren in diesem Jahr beginnen. Der Senat will die Straßenbahn direkt am Ostkreuz halten lassen, um das Umsteigen zur S- und Regionalbahn mit kurzen Wegen attraktiver zu machen. Deshalb ist für knapp 13 Millionen Euro eine Neubaustrecke zwischen Wühlischplatz und Marktstraße über die Sonntagstraße geplant. Dagegen wehren sich Anwohner.
Adlershof: Ausgearbeitet sind die Pläne für den 2,7 Kilometer langen Lückenschluss von der Endstelle Karl-Ziegler-Straße in Adlershof zum S-Bahnhof Schöneweide. Die Kosten: 20 Millionen Euro. Auch hier hat man die Trasse über den Groß-Berliner Damm bereits vorbereitet. Diese Strecke wolle man 2019 eröffnen, sagte Geisel.
Mahlsdorf: Ein Langzeitprojekt ist der Bau eines zweiten Gleises für einen Zehn-Minuten-Takt auf dem Hultschiner Damm zur Endstelle am S-Bahnhof Mahlsdorf. Bisher scheiterte der Bau der 1,7 Kilometer langen Strecke, die mit Kosten in Höhe von 13 Millionen Euro veranschlagt ist, am Veto des Bezirksamts Marzahn-Hellersdorf.
Elisabeth-Aue: Das auf der Elisabeth-Aue in Pankow geplante neue Wohngebiet soll mit der Straßenbahn erschlossen werden. Eine konkrete Planung gibt es aber noch nicht. Vorgesehen ist, die Linie 50, die jetzt an der Guyotstraße in Französisch-Buchholz endet, zu verlängern und mit der Linie M 1 Richtung U- und S-Bahnhof Pankow zu verbinden. Doch das ist noch ein ganz weiter Weg.
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