CDU in Berlin-Reinickendorf: Steffel tritt ab – Balzer als Nachfolger gewählt
Nach 18 Jahren räumt Frank Steffel am Freitag den Chefposten im Kreisverband. Seine Stelle übernimmt der langjährige Reinickendorfer Bürgermeister.
Eine Ära geht zu Ende: Nach 18 Jahren auf dem Chefposten des Reinickendorfer CDU-Kreisverbandes räumt Frank Steffel am Freitagabend seinen Platz. Sein Nachfolger ist Frank Balzer. Der seit 2009 amtierende Bürgermeister des Bezirks wurde von den Delegierten des Kreisparteitages am Freitagabend mit 83 Prozent der Stimmen zum neuen Vorsitzenden der Reinickendorfer CDU gewählt. Steffel hatte ihn auch als Nachfolger vorgeschlagen.
Zu seinen Stellvertretern wählten die 93 Delegierten Katrin Schultze-Berndt, Stephan Schmidt sowie Dirk Steffel, Bruder des aus dem Amt scheidenden Frank Steffel. Den besten Wert der drei erhielt mit 82 Prozent der Stimmen die Vorsitzende der Frauen Union Reinickendorf, Schultze-Berndt. Schmidt wurde mit 67 Prozent der Stimmen gewählt, Steffel unterstützten 81 Prozent der Delegierten.
Balzer räumte in seiner Vorstellungsrede ein, die Rahmenbedingungen für die Aufstellung des Personaltableaus seien „nicht ganz einfach“ gewesen. Es seien „viele Ansprüche gestellt“ worden, für die drei Stellvertreterposten habe es fünf Anmeldungen gegeben. Es habe „vieler Gespräche und vielen guten Willens“ bedurft, um das Tableau auf den Weg zu bringen.
Tatsächlich hatte es in den Tagen vor der Wahl großen Diskussionsbedarf innerhalb des Kreisverbandes gegeben. Eine für den vergangenen Dienstag anberaumte Sitzung des erweiterten Kreisvorstands war kurzfristig abgesagt worden, Tagesspiegel-Informationen zufolge geschah dies auf Initiative Balzers. Offenbar gab es noch reichlich Diskussionsbedarf über das von Balzer zusammengestellte Personaltableau. Amtierende Mitglieder des Kreisvorstandes gaben an, nicht zu wissen, wer künftig welchen Posten übernehmen soll.
Dirk Steffel, Bruder des abtretenden Frank Steffel, sprach Stunden vor dem Kreisparteitag von einem „Ringen“, das nach verschiedensten Treffen – unter anderem mit dem Fraktionschef im Abgeordnetenhaus Burkard Dregger – zu einem Kompromiss geführt hätte. „Es war eine Entscheidung auf den letzten Drücker“, sagte Steffel. Am Ende war die Vorschlagsliste für den Kreisvorstand einstimmig beschlossen worden.
Große Erfolge, einige Niederlagen
Steffel hatte seine Entscheidung vor knapp vier Wochen in einem Rundschreiben an die knapp 1300 Mitglieder des Kreisverbandes mitgeteilt. Als Grund nannte er die Arbeitsbelastung durch seine Mitgliedschaft im Auswärtigen Ausschuss des Deutschen Bundestages, die zahlreiche Auslandsreisen beinhaltet. Da Steffel darüber hinaus Obmann der CDU/CSU Bundestagsfraktion für Sport und Ehrenamt und Präsident des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin ist, bleibe für den Kreisvorsitz nicht genügend Zeit übrig, so Steffel damals.
In seiner letzten Rede als Kreisvorsitzender sagte Steffel: „Die CDU-Reinickendorf steht phantastisch da, wir gelten als der erfolgreichste und beste Kreisverband in Berlin.“ Trotz „schwierigster Rahmenbedingungen“ habe der Kreisverband alle Ziele erreicht, „darauf können wir stolz und zufrieden sein.“
Unter Führung von Frank Steffel feierte der Reinickendorfer CDU-Kreisverband große Erfolge. Drei Mal in Folge gewann Steffel das Direktmandat für den Bundestag, 2006 mit dem berlinweit besten Erststimmenergebnis von 42,3 Prozent. Aktuell stellt der Kreisverband sechs Mitglieder der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus - darunter deren Vorsitzenden Dregger, der auch Vorsitzender des Ortsvereins "Am Schäfersee" ist.
Aber auch weniger gelungene Auftritte prägten die Karriere des einst als "Kennedy von der Spree" vermarkteten Steffel. Im Jahr 2001 - kurz nach Übernahme des Reinickendorfer Kreisvorsitzes, wurde er durch einen völlig verpatzten Wahlkampfauftritt bundesweit bekannt: Auf dem Alexanderplatz suchte Steffel hinter dem Rücken Edmund Stoibers Schutz vor fliegenden Eiern.
Die Bilder von damals blieben im Gedächtnis, bei der kurz darauf anstehenden Wahl unterlag er dem späteren Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) klar. Zuletzt musste Steffel die Aberkennung seines Doktortitels verkraften. Die Freie Universität Berlin hatte sich wegen "Fehlern in der Zitiertechnik" zu diesem Schritt veranlasst gesehen. Steffel kündigte an, gegen die Entscheidung vor dem Verwaltungsgericht zu klagen. Bis auf Weiteres muss er auf den Titel verzichten.
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