Extreme Wetterlagen in Berlin und Umgebung: Starkregen kostet die Berliner viel Geld
Immer stärker ist die Region von extremen Wetterlagen betroffen. Zum Beispiel gegen Starkregen sind viele Hausbesitzer nicht versichert.
Angesichts von Milliardenschäden durch extreme Wetterlagen schlagen Deutschlands Versicherer Alarm. Besonders Grundstücks- und Eigenheimbesitzer, aber auch viele kleinere Unternehmen in Berlin und Brandenburg seien nur unzureichend auf bestimmte Risiken vorbereitet, sagt eine Sprecherin des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Der Verband hat gerade seine Naturgefahrenbilanz für das vergangene Jahr vorgelegt, bei der erstmals Zahlen für die verschiedenen Regionen erfasst wurden. Dabei kommen Berlin und Brandenburg mit insgesamt 48 Millionen Euro Schaden bei deutschlandweit 2,6 Milliarden Euro Schaden zwar glimpflich davon. Allerdings würden in der Statistik auch nur Schäden erfasst, die versichert waren, sagte die Sprecherin.
Das traf allerdings auch 2018 längst nicht auf alle zu. Viele Menschen seien immer noch nicht gegen sogenannte Elementarrisiken wie Hochwasser und Starkregen versichert. Für die Versicherungswirtschaft liegt es natürlich im eigenen Geschäftsinteresse, das ändern zu wollen – richtig ist aber unabhängig davon, dass immer mehr Menschen in Berlin und Brandenburg durch extreme Wetterereignisse finanziellen Schaden erleiden.
Starkregen gilt bei Versicherungen oft als "höhere Gewalt"
So traf Starkregen 2017 viele Berliner und Brandenburger, deren Keller oder Erdgeschosswohnungen über Wochen nicht mehr trocken wurden (der Tagesspiegel berichtete). Insgesamt 60 Millionen Euro zahlten die Versicherungen, doch Tausende Menschen erhielten keinen Cent.
Das sei nicht allein auf übertriebene Sparsamkeit, sondern oft auch auf Unwissenheit zurückzuführen, sagt ein Berliner Versicherungskaufmann: „Ich erlebe immer wieder, dass die Leute glauben, in ihrer Gebäudeversicherung gegen Sturm, Feuer und Wasser seien die Folgen von Starkregen enthalten. Das ist aber nicht der Fall, denn hier geht es um Schäden durch Leitungswasser.“ Ein fataler Irrtum, denn bei Starkregen, wenn das Wasser nicht mehr über die normalen Kanäle ablaufen kann, übernehme niemand sonst die Schäden: „Das gilt als höhere Gewalt, genau wie Hochwasser.“
Zwar sind in der Region nahezu alle Wohnhäuser gegen Sturm und Hagel abgesichert, den weitaus meisten fehlt aber nach wie vor der Schutz gegen die sogenannten Elementarrisiken. „In Berlin sind nur 36 Prozent, in Brandenburg nur 34 Prozent gegen alle Gefahren abgesichert“, sagt die GDV-Sprecherin. „Beide Länder liegen damit weit unter dem Bundesdurchschnitt von 43 Prozent.“
Vor allem der Osten ist betroffen
Das ist besonders fatal, weil Klimaexperten und Meteorologen seit Jahren darauf hinweisen, dass der Osten Deutschlands wahrscheinlich mehr als andere Landesteile von den extremen Wetterlagen betroffen sein wird. „An Oder und Spree ist einfach der kontinentale Einfluss stärker als an Rhein oder Neckar“, sagt der Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD), Andreas Friedrich: „Das bedeutet noch trockenere und heißere Sommer sowie kalte Winter. Leider gleichen sich Dürre- und Starkregenfolgen nicht aus – im Gegenteil: Je heißer die Luft, desto höher die Gefahr von ergiebigem Niederschlag mit daraus resultierenden Überflutungen.“
„Unsere Gebäudesubstanz, unsere Infrastruktur und unsere Baunormen sind auf die zunehmenden Wetterextreme nicht wirklich vorbereitet“, sagt die GDV-Sprecherin. „Außer dem Klimaschutz sollte daher auch der Schutz vor den Folgen des Klimawandels, wie etwa Starkregen, Hochwasser oder Hagelschlag im Bauplanungs- und im Bauordnungsrecht verankert werden.“
Für Neubauten fordert der GDV zudem verbindliche Regeln zu hochwasserangepasstem Bauen in den Landesbauordnungen für Bauherren und Behörden und ein bundeseinheitliches Informationssystem für Naturgefahren.