Historische Mitte in Berlin: Stadtplaner wollen zweiten Bürgerdialog
Architekten und Ex-Senatoren fordern eine zweite Runde für die Diskussion zur historischen Altstadt. Den abgeschlossenen Dialog kritisieren sie als oberflächlich.
Alles auf Anfang, bitte. Die „Planungsgruppe Stadtkern im Bürgerforum Berlin“, ein Netzwerk einflussreicher Architekten, Stadtplaner und Historiker, sieht den Dialogprozess zur Zukunft der Historischen Mitte als „missglückt“ an und fordert eine neue Debatte in einem anderen Rahmen. Der Senat habe mit „Theater, Spiel und Klebezetteln“ einen oberflächlichen Prozess inszeniert. „Er ließ ins Blaue hinein fachlich nicht ausgebildete Personen nach ihren Vorstellungen und Vorlieben befragen“ – dieser Satz zielt auf die am Dialog beteiligten Bürger.
Die Erklärung der Planungsgruppe, unterzeichnet von Stadtplaner Harald Bodenschatz, den Architekten Tobias Nöfer, Petra Kahlfeldt und Bernd Albers sowie den Publizisten Klaus Hartung und Benedikt Goebel, gleicht einer Generalabrechnung. Schon während des Dialogprozesses im Sommer hatte sich die Gruppe kritisch geäußert.
Der Senat wollte Anwohner und interessierte Bürger mitreden lassen
Der Dialogprozess „Alte Liebe – neue Mitte“ war vom Senat initiiert worden, um mit Anwohnern, Fachleuten und interessierten Bürgern über mögliche Nutzungen des Raums zwischen Spree und Alexanderplatz zu reden und die verhärteten Fronten zwischen Anhängern und Gegnern einer Bebauung aufzulösen. Im Herbst wurden als Ergebnis der Debatte zehn Leitlinien formuliert, die vor allem die Vorzüge eines vielfältig nutzbaren Freiraums betonen. Die Freunde einer dichten, an der ehemaligen Berliner Altstadt orientierten Bebauung fühlten sich an den Rand gedrängt.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung lehnt ein „Forum Mitte“ ab
Neben der Planungsgruppe sprechen sich auch die Stiftung Zukunft Berlin des ehemaligen Stadtentwicklungssenators Volker Hassemer und die Hermann-Henselmann-Stiftung des Ex-Kultursenators Thomas Flierl für eine Fortsetzung der öffentlichen Debatte im Rahmen eines „Forum Mitte“ aus. Vorbilder sind das Forum Stadtspree und das Stadtforum aus den 90er Jahren. Dabei kamen jeweils profilierte Akteure aus dem betroffenen Stadtraum und Fachleute aus der Verwaltung zusammen, um zu diskutieren.
Die Stiftungen erkennen den bisherigen Dialogprozess und die Ergebnisse weitgehend an, kritisieren aber die enge räumliche Begrenzung der Historischen Mitte. Thomas Flierl spricht von einer notwendigen „fachlichen Vertiefung“ der Leitlinien anhand konkreter Teilräume wie Rathausstraße, Karl-Marx-Forum oder die Randbebauung des Fernsehturms. Die Politik sei in diesem Jahr ohnehin durch den Wahlkampf blockiert. Mit einer Entscheidung des Abgeordnetenhauses vor der Wahl rechnet Flierl nicht. Stefan Richter von der Stiftung Zukunft sieht in den Leitlinien eine „Themensammlung“, die zu beliebig sei, um als Grundlage für politische Beschlüsse oder einen Wettbewerb zu dienen.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung lehnt ein „Forum Mitte“ ab. „Das wäre ja eine Dublette“, sagt Sprecher Martin Pallgen. Das Dialogverfahren sei ein offener Diskussionsprozess gewesen, „wir wollten bewusst keinen Fachdialog daraus machen“. Das Ergebnis der Debatte sei nicht repräsentativ, deshalb sollen die Leitlinien im Frühjahr dem Abgeordnetenhaus übergeben werden. Bis zur Sommerpause könnte es zu einem Beschluss kommen. Dieser wäre dann die Basis für einen internationalen Wettbewerb.
Thomas Loy
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