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Die Silvesterparty im Icon wird die letzte sein, danach müssen die Betreiber das Kellergewölbe besenrein übergeben.
© Doris Spiekermann-Klaas

Clubsterben im Prenzlauer Berg: Auch im "Icon" gehen die Lichter aus

Ein weiteres Stück Clubgeschichte in Prenzlauer Berg stirbt. Zum Jahresende muss das "Icon" schließen – kurz nach seinem 15-jährigen Jubiläum.

Die Nachricht vom Aus kommt wenige Tage vor dem 15. Geburtstag, der nächste Woche ansteht: Das Icon, einer der letzten Clubs in Prenzlauer Berg, muss zum Jahresende schließen. Die Silvesterparty am 31. Dezember wird die letzte sein. „Das ist für uns gerade ein sehr emotionaler Moment“, sagte Betreiber Lars Döring am Donnerstagvormittag. Kurz zuvor hatte er das Ende des Clubs in einer Rundmail verkündet.

Bereits im vergangenen Jahr war das Icon von der Schließung bedroht. Die Bewohner eines angrenzenden Neubaus hatten sich über den Lärm am Eingang des Clubs beschwert. Das Bezirksamt entzog den Betreibern daraufhin die Genehmigung, revidierte diese Entscheidung jedoch nach massiven Protesten von Fans des renommierten Drum’n’Bass-Ladens. Nun will der Vermieter trotz anders lautender mündlicher Zusagen den Mietvertrag nicht mehr verlängern. Mehrfach haben Lars Döring und seine Mitstreiterin Pamela Schobeß das Gespräch mit dem Vermieter gesucht – vergebens. Nach der letzten Party bleibt ihnen ein Monat Zeit, das Kellergewölbe leerzuräumen, DJ-Pult, Bar und Einrichtung abzubauen und den Laden besenrein zu übergeben.

Die Nachricht vom Ende des Icons verbreitete sich am Donnerstag innerhalb kürzester Zeit. Auf der Facebook-Seite des Clubs kommentierten Stammgäste die Meldung entsetzt und ungläubig. Ein User schrieb: „Erst wenn die letzte Eigentumswohnung gebaut, der letzte Klub abgerissen, der letzte Freiraum zerstört ist, werdet ihr feststellen, dass der Prenzlauer Berg die Kleinstadt geworden ist, aus der ihr mal geflohen seid!“ Ein anderer Kommentator findet das Ganze „einfach nur traurig“.

Magnet und Knaack machten 2010 in Prenzlauer Berg dicht

Gefeiert wird bis zum Schluss. Gerne hätten Lars Döring und Pamela Schobeß das Icon weiterbetrieben, doch nun läuft ihr Mietvertrag aus. Trotzdem feiern sie nächste Woche das 15-jährige Jubiläum ihres Clubs.
Gefeiert wird bis zum Schluss. Gerne hätten Lars Döring und Pamela Schobeß das Icon weiterbetrieben, doch nun läuft ihr Mietvertrag aus. Trotzdem feiern sie nächste Woche das 15-jährige Jubiläum ihres Clubs.
© Doris Spiekermann-Klaas

Mit dem Ende des Icons stirbt ein weiteres Stück Clubgeschichte in Prenzlauer Berg. Bereits vor anderthalb Jahren zogen die Betreiber des Magnet-Clubs in die Falckensteinstraße in Kreuzberg. Wenig später machte der Knaack-Club dicht, im 59. Jahr seines Bestehens. Anwohner eines angrenzenden, neu errichteten Wohnhauses hatten gegen das Wummern der Bässe aus dem Club vor Gericht geklagt – und Recht bekommen. Die Betreiber des Klubs der Republik in der Pappelallee mussten ebenfalls vor kurzem schließen. Auf dem Grundstück soll ein Neubau mit Eigentumswohnungen entstehen.

Ohnehin ist die Situation für Berlins Clubbetreiber derzeit alles andere als einfach, und das liegt nicht nur an gestörten Anwohnern oder mangelnden günstigen Räumen im Stadtzentrum. Viele bekamen kürzlich Post vom Finanzamt, das eine Nachzahlung forderte. Statt des ermäßigten Satzes von sieben Prozent sollen sie 19 Prozent Umsatzsteuer abführen – zum Teil rückwirkend bis 2006. Im Einzelnen soll es um fünfstellige Summen gehen. Zu Details will sich die Finanzverwaltung mit dem Verweis auf das Steuergeheimnis jedoch nicht äußern. Nach Angaben der Club Commission sind 20 Läden betroffen, darunter große wie Weekend und Berghain. Cookies-Betreiber Heinz Gindullis klagt dagegen vor dem Finanzgericht, ein Termin für die Verhandlung steht noch nicht fest.

Pamela Schobeß und Lars Döring werden sich nun künftig ihrem neuen Projekt widmen. Im Oktober eröffneten sie in der Obentrautstraße in Kreuzberg das „Gretchen“, der Laden befindet sich auf einem Gewerbegelände. Ein bitterer Beigeschmack bleibt dennoch. Denn gerne hätten sie auch das Icon in Prenzlauer Berg noch einige Jahre weiterbetrieben. Der Club ist über die Grenzen der Stadt hinaus für sein ambitioniertes Programm bekannt. Um ihren Gästen größtmögliche Abwechslung zu bieten, buchen die Betreiber DJs aus ganz Europa. So auch nächste Woche, wenn sie das 15-jährige Jubiläum des Clubs begehen und der Brite Mike Skinner, besser bekannt unter seinem Künstlernamen The Streets, eines seiner raren DJ-Sets spielen wird.

Nana Heymann

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