Wahlkampagne für Berlin: SPD wirbt mit Müller - aber ohne Parteilogo
Die SPD stellt heute die ersten Plakate ihrer Wahlkampagne vor. Ein Parteilogo gibt es nicht - aber gefühlige Motive, die den Regierenden Bürgermeister als bürgernahen Stadtvater zeigen.
Müller, Berlin – das muss reichen. Mehr steht nicht auf den großen Wahlplakaten, mit denen die Berliner SPD ihren Spitzenkandidaten und Regierenden Bürgermeister bewirbt. Auf den Fotos, in warmen Farben, bleibt er im Hintergrund. Unscharf, im Gegenlicht, gerade noch erkennbar. Das ist so gewollt. „Die Bürgerinnen und Bürger stehen eindeutig im Mittelpunkt des Geschehens“, erklärt Michael Müller am Freitagmorgen in der Weddinger SPD-Parteizentrale die Philosophie des Polit-Marketings.
Auf das SPD-Logo wird auf den 800 Großplakaten, die am Wochenende aufgestellt werden, verzichtet. Vorerst umgibt Müller also die Aura des Überparteilichen, auch wenn im Lauf des Wahlkampfs noch weitere Kampagnen folgen. Vorerst steht der Kandidat für sich selbst, in seiner ganzen Unauffälligkeit. Der Sache verpflichtet und den Menschen, so lautet die Botschaft. Die Fotomotive sind dem urbanen Alltag entrissen: junge Familien in Prenzlauer Berg, Händler auf einem Weddinger Großmarkt und eine Frau mit Kopftuch auf einer U-Bahn-Rolltreppe in Mitte. Mittenmang Müller, der freundlich lächelt und neugierig schaut.
Keine Wahl wie jede andere
Dem SPD-Spitzenkandidaten liegt vor allem daran, im bevorstehenden Berliner Wahlkampf „für den sozialen Zusammenhalt“ zu werben. Dies sei nun mal keine Wahl wie jede andere. Die Menschen seien beunruhigt, der Terror sei nach Europa gekommen und Populisten versuchten, mit „schäbigen Parolen“ kurzfristig Punkte zu sammeln. Berlin dagegen stehe für Freiheit, Toleranz und ein soziales Füreinander. „Dieses Lebensgefühl verkörpern unsere Plakate“, hofft jedenfalls Müller.
Die fotografische Unschärfe macht ihm keine Sorgen. „Viele werden mich erkennen, als der Regierende Bürgermeister, wie er sich in der Stadt bewegt.“ Und das Kopftuch-Plakat? Das sei „ein Statement“. Für ein friedliches Miteinander, wie in den Werbetexten der SPD zu lesen ist. Dominieren werden im Wahlkampf auch nicht die „Wesselmänner“, wie die 3,70 x 2,90 Meter großen Megaflächen genannt werden, sondern die 80.000 Kleinplakate mit Kandidatenköpfen und Themen wie: „Berlin bleibt fleißig“ oder „Berlin bleibt bezahlbar“. Unterlegt mit Pastellfarben – Lila und Rot, Grün und Blau. Da erkennt man die Handschrift der Agentur Butter, die für die SPD bundesweit wirbt und auch die drei Wahlkämpfe des früheren Regierungschefs Klaus Wowereit bestritten hat. Mit sozialdemokratischem Wir-Gefühl und dem Anspruch, die wahre Berlin-Partei zu sein.
Herzlich und frech
Agenturchef Frank Stauss, ein engagierter Sozialdemokrat, ließ Wowereit bei der letzten Wahl 2011 als Berlin-Versteher glänzen, ebenfalls mitten unter Menschen, aber im knackig scharfen Großporträt, herzlich und frech. Unerreicht blieb das schwarz-weiße Foto mit dem Kita-Kind, dessen Stoffkrokodil Schnappi dem Regierungschef in die Nase biss. Politisch ohne Sinn, aber witzig und kultig. Die Farbgebung der Plakate war ganz ähnlich wie jetzt. „Optimistisch, fröhlich, zum Sommer passend“, erklärte Stauss vor fünf Jahren. Schon damals war die Botschaft: Wir Sozialdemokraten haben ein Gefühl für die Stadt.
Trotzdem muss Michael Müller anders rübergebracht werden, das weiß er. Aber er hofft, die Wahlerfolge des Vorgängers wiederholen zu können. „Wir wollen führende Kraft in Berlin bleiben“, so beschreibt er das Wahlziel der SPD. Und zwar möglichst in einer Zweier-Koalition. In jedem Fall komme es darauf an, „gestalten zu können und nicht nur zuzugucken“.