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Schülerin betritt mit verschmutzten Schuhen die Anna-Lindh-Grundschule in Berlin, Symbolfoto.
© imago

Berlins größte Grundschule verschimmelt: SPD-Bildungsexpertin fordert mehr Geld für Schulrenovierungen

Für Maja Lasic ist die baufällige Anna-Lindh-Schule in Mitte nur Symptom für ein größeres Problem: Den Bezirken fehlt das Geld für größere Schulrenovierungen.

Der Bezirk Mitte ist überfordert mit der Sanierung der größten Grundschule Berlins. Der Renovierungsbedarf an der Anna-Lindh-Schule beträgt fast elf Millionen Euro. Das geht aus einer parlamentarischen Anfrage der SPD-Bildungsexpertin Maja Lasic hervor. Für solche Summen, ab zehn Millionen Euro, wurde eigentlich die Schulbauoffensive des Landes Berlin gestartet, die den Sanierungsstau abbauen soll. Denn es ist längst klar, dass die Bezirke diese Investitionen nicht allein stemmen können.

Doch Mittes Bildungsstadtrat Carsten Spallek (CDU) hat kein Amtshilfeersuchen an das Land Berlin gestellt, wie die Bildungsverwaltung schreibt. Stattdessen machte sich der Bezirk daran, zumindest die schwerwiegendsten Mängel zu beseitigen: durch WC-Sanierungen, Dacharbeiten und die Erneuerung der schimmelnden Sporthalle. Nur frisst sich der Schimmel weiter durch das Schulgebäude; im April musste ein ganzer Gebäudeteil abgesperrt werden.

Für SPD-Politikerin Lasic ist die Anna-Lindh-Schule das Symptom eines stadtweiten Problems. Sie sagt: „Aus meinem Austausch mit anderen Bezirksstadträten weiß ich, dass es einen oder zwei solcher Fälle in vielen Bezirken gibt.“ Viele Schulgroßsanierungsprojekte seien von den Bezirken erst viel zu spät oder bislang noch gar nicht für die Investitionsplanung des Landes angemeldet worden.

Das Problem: Die Mittel des Landes sind inzwischen für die gesamten zehn Jahre ausgeschöpft. Stehen Schulen bislang noch nicht im Landesprogramm, wird es – Stand jetzt – auch nichts mehr. Am Beispiel der größten Grundschule Berlins werden die schlimmen Folgen offenbar: Nach den Osterferien konnten rund 250 Schüler nicht mehr in die Klassen zurückkehren – wegen des Schimmels.

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Das erste Mal hat ein Hausmeister schon 2010 „großflächige Stockflecken“ an Wänden und Decken der Turnhalle entdeckt. Das Gebäude ist seit 2015 deshalb gesperrt, 2020 wurden noch mehr Pilzsporen im Keller entdeckt – diese breiten sich womöglich bis in die Klassenräume aus. Wieder gab es Sofortmaßnahmen des Bezirks: Es wurde der Zugang zum Keller eingeschränkt, einige belastete Räume wurden spezialgereinigt, Luftreinigungsgeräte aufgestellt.

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Allerdings wurde nur an den Symptomen gewerkelt, nicht am Problem selbst. „Schritte zur Beseitigung der eigentlichen Schimmelursachen im Gebäude konnten noch nicht unternommen werden“, schreibt der Bezirk auf die Anfrage von Lasic. Es scheint zwar, als hätten die Schüler der Schule Glück, eine Teil-Schließung kann wahrscheinlich vermieden werden, aber gelöst ist damit nichts.

„Die Schule muss sofort saniert werden und zwar in vollem Umfang“, fordert Lasic. Sie wirft Spallek vor, sich zu spät darum gekümmert zu haben. Der CDU-Stadtrat verteidigte sich schon im April damit, das Ausmaß des Schimmels sei nicht bekannt gewesen.

SPD-Bildungsexpertin Lasic sieht auch das Land gefordert: Gerade weil die Anna-Lindh-Schule kein Einzelfall sei. „Die Schulbaukapazitäten des Landes müssen ausgebaut werden“, fordert Lasic. „Entweder durch die Hinzufügung einer weiteren Wohnungsbaugesellschaft oder durch Aufstockung der Kapazitäten der Howoge.“ Sonst wiederhole sich die Geschichte der Anna-Lindh-Schule anderswo in Berlin.

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