Hitzewelle in Berlin: Sommerprodukte sind ausverkauft
Während die Hitze durch Berlin zieht, haben sich die Läden auf Herbst umgestellt. Einen Ventilator kaufen oder Wasser in Dosen? Schwierig.
Die Sonne sticht, auch heute wird es wieder deutlich wärmer als 30 Grad, schweißtreibende Temperaturen selbst in den Wohnungen – eine Hitzewelle hat Berlin fest im Griff. Doch vieles, was die Hitze erträglicher machen könnte, wird in den Geschäften der Stadt langsam knapp. Manche Artikel sind schon ausverkauft, mit Nachschub sieht es teilweise schwierig aus.
Der junge Mann, kaum 30 Jahre alt, hätte im Mai noch gute Chancen gehabt. „Wo stehen hier die Ventilatoren?“, fragt er am Montag in einem Baumarkt in der Yorckstraße in Schöneberg. „Haben wir nicht mehr“, entgegnet ein Mitarbeiter mechanisch. „Wann kommen denn wieder neue rein?“ – „Wissen wir nicht!“ Die immer gleichen Fragen, seit Tagen. Abkühlung ist schwer zu haben an diesen heißen Tagen. In den Berliner Elektrogeschäften sieht es ähnlich aus: Ventilatoren und Klimageräte sind Mangelware. In vielen Filialen der Elektro-Märkte Saturn und Media Markt sind die Regale verwaist, die kühlenden Geräte seit Wochen ausverkauft, sagen Verkäufer. „Trotzdem rennen uns die Leute noch den Laden ein. Der Ansturm ist immer noch groß“, sagt eine Mitarbeiterin der Saturn-Filiale am Kurfürstendamm.
Wer jetzt noch keinen Ventilator hat, muss bis nächstes Jahr warten
In manchen Geschäften finden sich zwar noch vereinzelt Geräte in fast leeren Regalen, allerdings nur im obersten Preissegment – das Stück für mehr als 400 Euro. Trotzdem werden sie gekauft. Nur Nachschub ist nicht in Sicht. Daran wird sich in diesem Sommer wohl nichts mehr ändern. Denn die Lieferanten können den Markt nicht bedienen, die Lager sind leer. Berliner, die jetzt noch kein Gerät haben, werden vermutlich auch weiterhin ohne auskommen müssen. „Ventilatoren werden saisonweise hergestellt. Für dieses Jahr war es das“, sagt ein Mitarbeiter von Media Markt am Alexanderplatz. „Schuld hat nur der Sommer“, sagt er und lacht.
Auch Kinder bekommen den Notstand an Sommerprodukten zu spüren: Das Regal mit den Planschbecken ist fast leer. Nur noch zwei Prinzessinnenpools in Pink liegen da. Im Bauhaus-Baumarkt in Schöneberg bekommt man zumindest noch Filter – theoretisch. „Diverse Pools“, steht mit Kreide an der Tafel über dem Regal. Darunter: nicht einmal eine Handvoll Pools in zwei verschiedenen Sorten. Ein Vater irrt ratlos dazwischen umher. Er hatte vorgesorgt, aber jetzt fehle ihm noch ein Filtergerät. „Zu teuer“, sagt er. Sein Weg hierher war heute vergebens. „Seit mehr als vier Wochen haben wir keinen Nachschub mehr“, sagt eine Mitarbeiterin aus der Gartenabteilung, die Lieferanten kommen mit den Bestellungen nicht mehr hinterher. „Die Saison ist zu Ende.“ Ähnlich gefragt sind Pavillons. Sogar in ganz Berlin seien die seit Wochen überhaupt nicht mehr vorrätig, sagt die Frau. Und Grillen geht nur noch ganz teuer, weil die günstigen Bratroste schon lange weg sind. „Wir haben nur noch hochwertige Grills.“ Nur wer mehrere hundert Euro ausgeben möchte, kann einen davon gleich in den Kofferraum packen.
In den Drogerien hilft alles Geld nichts: Ein Regal ist im Sommer ständig leer – das mit Wasser. Aber nicht das Wasser zum Trinken, sondern zum Sprühen, Wasserspray für Gesicht und Körper, das wie eine Deoflasche aussieht. „Da ist nur Wasser drin“, sagt Jana Tasto, stellvertretende Filialleiterin der DM-Filiale im Bahnhof Südkreuz. „Eigentlich könnte man sich das ganz einfach selber machen.“ Aber die Dosen, die nur zur Sommerzeit angeboten werden, werden „wie verrückt“ gekauft. Ins Regal passen 16 Stück, „alle sind noch am selben Tag weg“, sagt sie. Ebenfalls ein Verkaufsschlager seien Flipflops. Die hingen mal im ganzen Geschäft verteilt von sämtlichen Regalen, jetzt sind nur noch ganz wenige in Größe 36 übrig geblieben. Und für alle, die noch eine Sonnenbrille brauchen: Der nächste Sommer kommt.
Jetzt werden auch die nicht so schönen Bikinis gekauft
Die Glastüren schieben sich zur Seite, die lichtdurchflutete Eingangshalle des Bekleidungsgeschäftes Peek und Cloppenburg in der Mall of Berlin am Potsdamer Platz wirft unmittelbar nach Betreten des hellen Holzbodens herbstliche Braun- und Rottöne entgegen. Mittlerweile tragen die zahlreichen Schaufensterpuppen nicht mehr kurze Tops und luftige Kleider, sondern Trenchcoats und Wollcardigans. Der Sommer geht zu Ende, und mit ihm auch die Sommermode. Zwischen den Kleiderständern und unter den rot schillernden Rabattschildern stechen vor allem dicke Pullover in matten Farben ins Auge; zwei oder drei übrig gebliebene T-Shirts im Blumen- und Hawaiiprint liegen ungefaltet daneben. Reste des Sommers unauffällig unter den Herbstneuheiten versteckt.
Bunte Flipflops in den kaum gefragten Größen 36 und 37 hängen vereinzelt an den Regalen im H&M daneben, unter den Spiegeln der Sonnenbrillenständer sind die meisten Modelle schon vergriffen und auch die Bikinis reihen sich bescheiden an zwei kleinen Wänden, wo noch bis vor zwei Wochen eine ganze Abteilung in leuchtender Bademode erstrahlte. Die verbliebenen Blusen, Shorts und Bikinis sind Modelle, an denen zu Sommerbeginn einst eifrig hitzerüstende Kunden unachtsam vorbeiliefen. Jetzt werden sie auf einmal nachgefragt, erzählt eine Mitarbeiterin.
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