Besuche von Angehörigen verboten: So reagieren Seniorenheime auf die Ausbreitung des Coronavirus
Menschen, die älter sind als 65, sind besonders gefährdet von Covid-19. Erste Seniorenheime verbieten deshalb Besuche. Enkeltrickbetrüger nutzen die Lage aus.
Ältere und betagte Menschen bilden eine der Hauptrisikogruppen bei der Gefahr von Coronavirusinfektionen. Die Seniorenheime in Berlin reagieren allerdings unterschiedlich auf diese Tatsache.
Die Hygiene-Empfehlungen der Senatsgesundheitsverwaltung und des Robert-Koch-Instituts dienen allen Einrichtungen als Orientierungshilfe, aber bei der Frage, wie man mit Angehörigen und anderen externen Besuchern umgeht, gibt es Unterschiede.
Am konsequentesten reagiert zum Beispiel die Volkssolidarität, die in Berlin drei Häuser betreibt. „Wir werden ab sofort einen generellen Besucherstopp verhängen“, sagte Mario Zeidler, der Pressesprecher der Volkssolidarität. Außer den Menschen, die in den Heimen arbeiten, darf niemand mehr in die Häuser, auch Angehörige nicht.
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„Natürlich ist das für die Betroffenen hart, aber wir gehen kein Risiko ein“, sagte Zeidler. Die Sozialarbeiter in den Einrichtungen müssten sich nun verstärkt um die emotionalen Belange der Bewohner kümmern.
Bei Caritas Besuchszeiten regelrecht beschränkt
So weit wie die Volkssolidarität geht die Caritas bei ihren acht Seniorenheimen in der Stadt nicht. „Wir werden die Besuchszeiten für Angehörige auf zwei bis drei Stunden pro Tag beschränken“, sagte Caritas-Pressesprecherin Claudia Appelt. Die Abwägung zwischen dem nötigen Gesundheitsschutz und dem Verständnis für die Wünsche von Angehörigen und Bewohnern nach Besuchen sei „extrem schwierig“.
Solche Besuche, sagte Appelt, „haben natürlich positive Auswirkungen auf die Bewohner. Wenn solche Impulse fehlen, fällt natürlich etwas ganz Wichtiges weg.“ Menschen mit eingeschränkter Mobilität bewegten sich zum Beispiel mehr, wenn sie Gäste hätten. „Das ist ja auch ein wichtiger Punkt für die Gesundheit.“
Besucher müssen persönliche Daten herausgeben
Andererseits sei das Risiko, dass durch externe Personen, also vor allem Angehörige, das Virus in die Einrichtungen getragen werden könnte, sehr groß. Aber in den verbleibenden Besuchsstunden kann man jetzt nicht mehr einfach nur in die Gebäude stolzieren. „Wir müssen die Besucher um ihre persönlichen Daten bitten, wenn sie kommen“, sagte Claudia Appelt. „Das ist nötig, um notfalls eine Infektionskette nachvollziehen zu können.“
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Im Seniorenheim am Seeburger Weg in Spandau wird die Besuchszeit dagegen überhaupt nicht eingeschränkt. Man orientiere sich natürlich an den Hygiene-Empfehlungen der Gesundheitsexperten, sagte ein Mitarbeiter, aber für eine Einschränkung der Besuchszeiten in dem Heim sehe man derzeit keine Notwendigkeit.
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Auch im Seniorenheim „Haus Isabel“ in Charlottenburg sind die Türen weiterhin so geöffnet wie bisher. Allerdings spielen Besuchszeiten hier ohnehin nicht die gleiche Rolle wie in anderen Häusern. Die Bewohner sind schwerst alkoholkrank, sie hätten, sagte eine Mitarbeiterin, in den meisten Fällen ohnehin keine Angehörigen, von denen sie besucht würden. Und von den dramatischen Entwicklungen der Cororavirus-Fällen bekämen die meisten Bewohner ohnehin nichts mit.
Enkeltrick mit Coronavirus
Die Dramatik um das Coronavirus hat auch kriminelle Aspekte. In den vergangenen Tagen haben Seniorinnen und Senioren Trickbetrügereien in Form des Enkeltricks angezeigt. Bereits drei Seniorinnen und Senioren sind bestohlen worden. In sechs weiteren Fällen haben die Betroffenen den Trick durchschaut und einen Betrug verhindert. Festgenommen sei noch niemand geworden, sagte eine Sprecherin der Polizei.
Die Betrüger haben bei den älteren Menschen angerufen und sich als Angehörige ausgegeben, die sich mit dem Virus infiziert hätten. Sie lägen nun im Krankenhaus und bräuchten dringend Geld für teure Medikamente. Dann wurde vereinbart, dass in Kürze jemand an der Wohnanschrift der Angerufenen vorbeikomme, um das Geld abzuholen. Wenig später erschienen Personen und wollten Geld und Wertsachen. Bei solchen Anrufen soll man unbedingt die Polizei einschalten.
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