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Wer Langsam fährt, bekommt ein "Danke".
© Stefan Jacobs

Für Verkehrssicherheit und bessere Luft: Senat kauft weitere Dialog-Displays

Die Dialog-Displays sollen Autos bremsen und für mehr Verkehrssicherheit sorgen. Außerdem sammeln sie Daten.

Sie sind inzwischen aus dem Grundschulalter raus, die sogenannten „Dialog-Displays“, die Autofahrer vor Schulen und Kindergärten disziplinieren sollen. 88 der seit 2004 vom Land beschafften Geräte sind noch im Einsatz. Nach den Sommerferien sollen sie Verstärkung bekommen: Im Doppelhaushalt stehen 100.000 Euro bereit, die nach Auskunft der Verkehrsverwaltung für mindestens 16 neue Displays reichen dürften. Die Ausschreibung sei in Arbeit, sodass der Auftrag für die ersten zehn Exemplare wohl Ende Juli vergeben werden könne. Mehrere Bezirke hätten bereits Interesse daran signalisiert.

Parallel und aus einem anderen Etat kauft die Verkehrsverwaltung „Dialog-Displays“ für zwölf Orte an jenen Hauptstraßen, an denen wie in der Leipziger Straße zwecks Luftreinhaltung Tempo 30 gilt oder geplant ist.

Die Variante mit "Langsam!" und "Danke" wirkt am besten

Beschafft werden soll die Variante, die regeltreuen Fahrern ein grünes „Danke“ zeigt und Schnellfahrer mit einem roten „Langsam!“ ermahnt. Diese hat sich in einer Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) als die wirksamste erwiesen: Nach mehr als neun Millionen Messungen an zehn Displays in Berlin kam die UDV zu dem Schluss, dass das Durchschnittstempo der Autos je nach Einsatzort um zwei bis sechs Stundenkilometer sank. Ein Effekt, der die Verkehrssicherheit objektiv erhöht und auch von befragten Fußgängern für spürbar befunden wurde – zumal keine Gewöhnung einsetzte, also das Geschwindigkeitsniveau im Laufe der Zeit nicht wieder anstieg. Die ebenfalls im Einsatz befindlichen Alternativen, die das Tempo mit farblicher Bewertung anzeigen (grün = ok, gelb = etwas zu schnell, rot = viel zu schnell), hatten weniger Effekt. Noch schlechter schnitten die Geräte mit neutraler Tempo-Anzeige ab. Und generell galt: Wo die Displays abgebaut werden, wird sofort wieder schneller gefahren.

Zurzeit haben die Bezirke Wartungsverträge mit einer Firma, die zwei Umsetzungen pro Gerät und Jahr enthalten. Die meisten Displays, nämlich 16 Stück, existieren in Lichtenberg, gefolgt von Charlottenburg-Wilmersdorf (12) und Marzahn- Hellersdorf (10). Treptow-Köpenick steht mit nur zwei ganz unten in der Liste. Auch die neuen Geräte will der Senat wieder den interessierten Bezirken überlassen, die dann Wartungsverträge dafür abschließen sollen. In Marzahn-Hellersdorf berichtet Stadtrat Johannes Martin (CDU) von Mängeln bei der bisher beauftragten Firma, weshalb man möglichst den Anbieter wechseln wolle, wenn der Vertrag im Sommer ausläuft. Prinzipiell wolle man die Geräte aber behalten – zumal der Nutzen offensichtlich sei.

Lichtenberg nutzt die Geräte vor allem als Datensammler

Diesen Nutzen hat der Bezirk laut Martin mit eigenen Tempomessgeräten ermittelt. Dabei können die Displays das auch selbst: Sie erfassen nicht nur die Art der passierenden Fahrzeuge – in fünf Kategorien, nach Länge gestaffelt –, sondern auch deren Ankunftstempo und die Reaktion des Fahrers. „Die Bezirke nutzen das Auswertungsprogramm der Herstellerfirma in unterschiedlicher Intensität“, schreibt die Verkehrsverwaltung auf Anfrage von Harald Moritz (Grüne). In Charlottenburg-Wilmersdorf werden laut Bezirksamt überhaupt keine Daten ausgelesen. Dagegen heißt es aus dem Büro des Lichtenberger Verkehrsstadtrats Wilfried Nünthel (CDU), die Anzeigen seien „nur ein Nebeneffekt“: In erster Linie würden die Geräte verwendet, um den Verkehr zu zählen und zu sehen, wie schnell tatsächlich gefahren wird. So könne auch nach Hinweisen von Bürgern auf Raserei geprüft werden, wie ernst die Lage am jeweiligen Ort tatsächlich sei.

Die zusätzlichen Geräte, die der Senat für den bereits begonnenen Tempo-30- Versuch für bessere Luft an Hauptstraßen aufstellen will, werden dagegen nur zu Erziehungszwecken installiert: „Da andere Datenquellen zur Verfügung stehen, ist keine Auswertung der Daten der Dialog-Displays vorgesehen“, teilt die Verkehrsverwaltung mit.

Stefan Jacobs

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