Afrikanische Schweinepest befällt Hausschweine: Schweinehalter befürchten Preissturz
In Brandenburg sind drei Höfe betroffen. Zuvor war die Krankheit nur bei Wildschweinen festgestellt worden.
Die schlechte Nachricht erreichte Brandenburgs Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) Donnerstagnacht um 23 Uhr: Die Afrikanische Schweinepest (ASP), die bislang nur bei Wildschweinen festgestellt worden war, hat jetzt erstmals auch Hausschweine befallen.
Betroffen sind ein Bio-Betrieb mit insgesamt 200 Tieren im Landkreis Spree-Neiße und ein Schweinehalter in Märkisch-Oderland mit zwei Schweinen. Es besteht jedoch der Verdacht, dass wenige Kilometer von dem Kleinstbetrieb entfernt ein weiterer Hof mit vier Hausschweinen infiziert sein könnte, sagte Nonnemacher am Freitag in Potsdam. Am Samstag bestätigte sich der Verdacht dann. Die Tiere auf den betroffenen Höfen werden getötet, die Kadaver entsorgt, die Schweinehalter bekommen eine Entschädigung aus der Tierseuchenkasse.
Dass die Seuche von Wild- auf Hausschweine überspringen könnte, war „leider erwartbar“, sagt die Ministerin. Das Virus ist für Menschen ungefährlich, aber für Schweine tödlich. Im September 2020 war in Brandenburg der erste Fall aufgetreten – ein Wildschwein. Inzwischen sind mehr als 1560 infizierte Wildschweine in Deutschland gefunden worden, die meisten – 1267 – in Brandenburg, die restlichen in Sachsen.
Das Virus kommt aus Polen, das besonders unter der ASP leidet. Befallen sind dort Haus- und Wildschweine. Die Krankheit erreicht Deutschland auf verschiedenen Wegen: über infizierte Wildschweine, die trotz eines Zauns an der polnischen Grenze deutschen Boden erreichen, über kontaminierte Wurstwaren, die achtlos weggeworfen werden, sowie über Kleidung oder Schuhe, an denen ASP-Spuren haften.
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Berlins Senatsverwaltung für Verbraucherschutz appellierte am Freitag daher nachdrücklich, Lebensmittelreste nur in geschlossenen Abfallbehältern zu entsorgen und keine tierischen Erzeugnisse aus ASP-Staaten wie Polen, Tschechien oder Bulgarien einzuführen.
Wie das Virus zu den Hausschweinen gekommen ist, wird jetzt untersucht
Wie der Erreger in den konkreten Fällen eingeschleppt worden ist, wird derzeit untersucht. Im Fall des Kleinstbetriebs hat der Landkreis das Futter im Verdacht. Die Bio-Branche weist darauf hin, dass die Tiere auf dem Biohof aufgrund einer behördlichen Anordnung schon seit September im Stall bleiben mussten. "Die artgerechte Auslaufhaltung kommt daher nicht als spezifischer Grund für die Ansteckung des Tieres infrage", sagte der Chef des Bundes ökologische Lebensmittelwirtschaft, Felix Prinz zu Löwenstein, dem Tagesspiegel.
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Der Brandenburger Bauernverband kritisierte Nonnemachers Informationspolitik. „Es kann nicht sein, dass ich morgens davon über das Radio erfahre“, ärgert sich Landesbauernpräsident Henrik Wendorff. Der Deutsche Bauernverband fordert den Staat auf, private Kleinsthaltungen in den ASP-Regionen aufzukaufen und so das Risiko weiterer Seuchenfälle zu reduzieren.
Landesregierung befürchtet Preisverfall
Brandenburgs Agrarstaatssekretärin Silvia Bender (Grüne) befürchtet, dass der ASP-Befall von Hausschweinen die wirtschaftlichen Probleme der Schweinehalter weiter verschärft. „Die Exportchancen werden weiter sinken“, sagte Bender am Freitag, „das betrifft vor allem Brandenburger Schweinehalter“. Bender fordert Hilfen für Bauern, die wegen der ASP die Schweinehaltung aufgeben, und kritisiert Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU). Klöckner habe bisher alle derartigen Appelle ignoriert.
Die deutschen Schweinehalter leiden unter dem Preisverfall für ihre Tiere. Wegen der ASP und Corona-bedingten Problemen in den Schlachthöfen war der Kilopreis Anfang des Jahres auf 1,20 Euro abgestürzt. Zuletzt hatte er sich mit 1,42 Euro wieder erholt, doch reicht auch das nicht aus, um schwarze Zahlen zu schreiben. „Konkret machen die deutschen Schweinehalter einen Verlust von 30 bis 40 Euro je Tier“, sagt der Geschäftsführer der Interessenvertretung der Schweinehalter in Deutschland (ISN), Torsten Staack.
Seit dem Auftreten der ASP nehmen wichtige Länder wie China oder Japan kein deutsches Schweinefleisch mehr ab. Der Export in die EU ist dagegen weiterhin möglich, mit Ausnahme der Liefergebiete in Brandenburg und Sachsen, in denen die ASP nachgewiesen ist.
Dass jetzt erstmals auch Hausschweine betroffen sind, ändert nichts an der Lage. „Es besteht kein Grund zur Panik“, betont Staack daher. Denn die Bestände liegen in Gebieten, die schon vorher befallen waren und daher als Restriktionszonen ausgewiesen sind. Der ISN befürchtet jedoch, dass Schlachthöfe, Fleischverarbeiter und der Handel die neuen Fälle zum Vorwand nehmen könnten, die Preise weiter zu drücken.
Im Bundesagrarministerium weist man darauf hin, dass die Drittländer, die derzeit deutsches Schweinfleisch abnehmen, das grundsätzlich weiterhin tun können. Das gilt etwa für Vietnam, Singapur und Kanada. Doch im Hause Klöckner hat man Zweifel, ob die Staaten das tun werden: Obwohl der sichere Handel mit Schweinefleisch und Schweinefleischerzeugnissen weiterhin gewährleistet ist, ist es nicht ausgeschlossen, dass vor dem Hintergrund der derzeitigen Lage Drittländer weitere Handelsbeschränkungen verhängen, sagt eine Sprecherin.
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In Brandenburg gibt es sechs ASP- Kernzonen. Schweine müssen in diesen Regionen im Stall gehalten werden. Um die jetzt betroffenen Höfe wird ein drei Kilometer großes Sperrgebiet gezogen, das man nur mit Genehmigung betreten darf. Hinzu kommt ein zehn Kilometer großer Radius, in dem die Landwirte gehalten sind, ihre Bestände auf ASP-Risiken zu überwachen.
Um weitere Fälle zu verhindern, gibt es inzwischen einen 670 Kilometer langen festen Zaun, der von Mecklenburg- Vorpommern bis nach Sachsen reicht. 255 Kilometer verlaufen auf Brandenburger Gebiet. Mit Mecklenburg-Vorpommern ist sich Brandenburg einig, dass man einige Hundert Meter westlich einen weiteren Zaun errichten will. In dem Korridor sollen möglichst alle Wildschweine erlegt werden.