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Beim Lesen, Schreiben und Rechnen liegt ein Großteil der Berliner Drittklässler hinter den bundesweiten Standards zurück.
© picture alliance / Britta Peders

Berliner Grundschulen: Schultest "Vera" bleibt in Klasse 3

Die Vergleichsarbeiten werden nicht verschoben – und bleiben geheim. Nicht allen gefällt das.

Mit diesem Punkt der Koalitionsvereinbarung wird es wohl nichts mehr: Die von Rot-Rot-Grün geforderte Verschiebung der bundesweiten Drittklässler-Vergleichsarbeiten „Vera 3“ auf Klasse 4 ist offenbar vom Tisch. Dies zumindest geht aus der Antwort auf eine Anfrage des SPD-Abgeordneten Joschka Langenbrinck hervor, die am Wochenende veröffentlicht wurde. Langenbrinck hatte wissen wollen, ob es zutrifft, „dass der Senat die Verschiebung der Durchführung von Vera 3 von der dritten in die vierte Klasse plant und wenn ja, wann diese Verschiebung umgesetzt werden soll“. Darauf antwortet Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD), dass sich „alle 16 Länder, so auch Berlin, verständigen, die bundesweiten Vergleichsarbeiten in den Jahrgangsstufen 3 und 8 durchzuführen“.

Hier bleibt kaum Platz für Interpretationen, zumal Brandenburg, wie berichtet, schon vor Monaten klargemacht hatte, dass es bei Klasse 3 bleiben soll – beide Länder arbeiten bei Vera zusammen. Die rot-rot-grüne-Koalition hingegen hatte für die Verschiebung plädiert, weil Berlins Schüler von den Vergleichsarbeiten stark überfordert sind und daher stets sehr entmutigende Ergebnisse bringen. Langenbrinck sagte auf Anfrage des Tagesspiegels, er halte die Nichtverschiebung für „richtig“. Es gehe schließlich darum, zu wissen, „welche Schüler in der dritten Klasse mehr Unterstützung brauchen, um in der vierten Klasse die Lernziele erreichen zu können“.

Vera-Ergebnisse werden nicht mehr veröffentlicht

Hingegen sagte die bildungspolitische Sprecherin der Linkspartei, Regina Kittler, auf Anfrage, sie plädiere weiterhin dafür, den Test erst in der vierten Klasse zu verankern. Im Übrigen gelte der Koalitionsvertrag ja für fünf Jahre und bei einigen Vereinbarungen müssten zunächst Veränderungen über die KMK erreicht werden.“ Aber damit ist kaum zu rechnen, denn die Kultusministerkonferenz (KMK) hatte sich gerade erst über Veränderungen bei Vera verständigt und eine neue Terminierung war nicht dabei.

In der Antwort auf Langenbrincks Anfrage bekräftigt Rackles zudem, dass die Vera-Ergebnisse nicht mehr veröffentlicht werden. „Die Länder werden sich darauf verständigen, künftig die Vera-Daten weder für einen Ländervergleich noch für die Veröffentlichung landesinterner Vergleiche zu nutzen. Vielmehr werden die Vera-Ergebnisse Gegenstand von Schulentwicklungsgesprächen zwischen Schulaufsicht und Schulen sein“, teilte der Staatssekretär dem Abgeordneten mit.

Langenbrinck hält Verlust an Transparenz für falsch

Denn Langenbrinck hatte wie in den Jahren zuvor wissen wollen, wie die Grundschüler im Lesen, Schreiben und Rechnen dastehen. Die Antworten versagte Rackles mit Hinweis darauf, dass die Vergleichsarbeiten lediglich ein „pädagogisches Diagnoseinstrument“ seien, damit Lehrkräfte und Schulleitungen feststellen können, über welche Kompetenzen Schüler verfügen. Gesamtberliner Ergebnisse wird es also nicht mehr geben. Dies hatte sich schon vor Monaten abgezeichnet.

Aber fragen wollte Langenbrinck dennoch: Er hält den Verlust an Transparenz für falsch.

Susanne Vieth-Entus

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