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Berlins Schüler tun sich schwer, wenn es um das Schreiben geht.
© dpa
Update

Schule Berlin-Brandenburg: Vera-Ergebnisse bleiben unter Verschluss

Das Versteckspiel um die Resultate von Vera 3 und 8 ist zu Ende. Schon für 2017 wird es keine Länderberichte mehr geben.

Die Berliner und Brandenburger Landesergebnisse der Vergleichsarbeiten Vera 3 und Vera 8 werden künftig nicht mehr veröffentlicht. Dies teilte die Berliner Senatsverwaltung für Bildung am Freitag mit. Damit folge man der Linie der anderen Bundesländer. Die Vera-Ergebnisse werden demnach nur noch die einzelnen Schulen und die Eltern erfahren. Das Ende der Transparenz war bereits am 5. September 2016 angekündigt, am Tag drauf aber wieder bestritten worden. Nun ist es offiziell. Zur Begründung hieß es jetzt, Vera sei nur ein diagnostisches Instrument zur internen Unterrichts- und Schulentwicklung. Die Vera-Ergebnisse hatten stets für Negativschlagzeilen gesorgt.

Vera soll stärker genutzt werden

Beide Länder hatten schon länger erwogen, die Ergebnisse nicht mehr zu veröffentlichen, wollten es aber offenbar nicht von sich aus bekannt machen, "um nicht den Vorwurf mangelnder Transparenz auf sich zu ziehen“, hatte schon vor einiger Zeit ein Schulleiter gegenüber dem Tagesspiegel gemutmaßt. So wurde die aktuelle Sitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) am Donnerstag abgewartet. Dort stand das Thema "Vera" zwar nicht auf der Tagesordnung, sei aber unter "Verschiedenes" vom Hamburger Bildungssenator angesprochen worden, teilte die KMK mit. Laut Bildungsverwaltung verständigte sich die KMK darauf, die Vergleichsarbeiten künftig "noch stärker als Schulentwicklungsinstrument der einzelnen Schule profiliert werden sollen".

Die anderen Länder veröffentlichen nichts

Die anderen Bundesländer veröffentlichen die Landesberichte nicht. Sie argumentieren - ebenso wie jetzt die Berliner Seite - damit, dass Vera nicht als Monitoring-Instrument gedacht sei, sondern als Rückmeldeinstrument an die Einzelschule. Die Aufgaben seien auch so konzipiert, dass Jahresvergleiche keinen Sinn machten.

Dennoch hatte in Berlin der damalige Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) dafür gesorgt, dass Berlin einen anderen Weg ging und die Ergebnisse veröffentlichte, um eine größere Transparenz herzustellen. Er würde bedauern, wenn es einen "Rückschritt" bei der Transparenz geben würde, sagte SPD-Bildungspolitiker Joschka Langenbrinck kürzlich auf Anfrage. Brandenburg hatte sich von Anfang an dieser Linie Zöllners angeschlossen.

Die Arbeiten sollen Anhaltspunkte liefern

Mit der Zeit kamen allerdings Zweifel an der Sinnhaftigkeit auf, weil die Ergebnisse irreführend sein können: Es werden nämlich in Klasse 3 die Kompetenzen abgeprüft, die erst Ende der 4. Klasse vorhanden sein sollen. Das Gleiche gilt für Vera 8: Auch hier wird mehr abgefragt als zu diesem Zeitpunkt "gekonnt" werden muss. Die Lehrer sollen auf diese Weise erfahren, an welchen Gebieten sie mit ihren Schülern noch besonders viele Lücken haben.

Schon 2016 gab es ein Versteckspiel

Offenbar ist es aber nicht gelungen, diesen Ansatz flächendeckend zu kommunizieren, was immer wieder - auch bei Eltern und Lehrern zu Verdruss führt, die über die "schlechten" Ergebnisse ihrer Kinder bzw. Schüler verstört sind. Daher und weil Vera eigentlich nicht zum Monitoring gedacht ist, schienen Berlin und Brandenburg im Prinzip schon 2016 einig, dass sie die Ergebnisse nicht mehr veröffentlichen wollen. Allerdings wollten sie das damals nicht zugeben und gaben vor, dass es keine derartigen Absichten gäbe.

Im Mai 2017 ging das Versteckspiel weiter - da waren die diesjährigen Arbeiten schon geschrieben. Erst jetzt - Ende September - konnten sich die beiden Länder nicht mehr ganz wegducken, weil die Vera-8-Ergebnisse zu diesem Zeitpunkt immer veröffentlicht werden. Damals wurde dann auf die Oktobersitzung der KMK verwiesen.

Berliner Sonderweg zur Verschiebung auf Klasse 4?

Offen ist noch, was aus der Absicht der rot-rot-grünen Berliner Koalition wird, als Berliner Sonderweg die Vera-3-Arbeiten erst in Klasse 4 schreiben zu lassen: Auch in diesem Punkt wird auf die KMK verwiesen, die sich damit aktuell aber nicht beschäftigte. Allerdings nimmt Brandenburg an diesem Punkt keine Rücksicht: Diese Verlagerung auf Klasse 4 kommt für Berlins Nachbarland nicht infrage.

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