Berliner Paul-Simmel-Grundschule: Schulleiter bereut Verharmlosung von religiösem Mobbing
An der Paul-Simmel-Grundschule in Berlin wird ein nicht muslimisches Mädchen von muslimischen Mitschülern bedroht. Der Schulleiter bittet um Entschuldigung - und räumt weitere Vorfälle ein.
Der Fall hat bundesweit Empörung ausgelöst: An der Paul-Simmel-Grundschule in Berlin-Tempelhof ist ein nicht muslimisches Mädchen wiederholt von muslimischen Mitschülern mit Schlägen und sogar dem Tod bedroht worden. Jetzt hat sich Schulleiter Thomas Albrecht in einem Schreiben an die Elternvertreter und Lehrkräfte entschuldigt und eingeräumt, dass er zuvor die Geschehnisse harmloser dargestellt habe, als sie seien.
Er schildert mehrere Vorfälle, die offenbar mehrere Kinder betrafen, und verurteilt sie als „menschenverachtend“. Zuvor hatte er wie berichtet in einem Schreiben vom 26. März an die Elternvertreter unter anderem formuliert, dass ein Mädchen von einem Mitschüler „angesprochen“ worden sei „zum Thema Glaube und Religion“. Am Mittwoch hatte es ein Krisengespräch mit dem Schulleiter, den Eltern des betroffenen Kindes, der Schulaufsicht und der Antidiskriminierungsbeauftragten gegeben. Dabei wurde vereinbart, dass die Schule zur Aufarbeitung Hilfe von externen Fachleuten bekommt.
Kinder wurden bedroht, weil sie nicht an Allah glauben
In dem aktuellen Schreiben – verfasst am 29. März – schreibt Albrecht nun, dass für die Aufarbeitung und zum Verständnis der Brisanz Klarheit über die Vorfälle nötig sei. „Kinder unserer Schule wurden von einigen Kindern allein aus dem Grund, dass sie nicht an Allah glauben, bedrängt“, schreibt er. Einem Kind sei "mitgeteilt" worden, weil es nicht an Allah glaube, werde es in der Hölle verbrennen. Auf diesen Vorgang hatte sich Albrechts umstrittene Formulierung vom 26. März bezogen ("angesprochen zum Thema Glaube und Religion").
Bei einem anderen Vorfall, so schreibt Albrecht in der nachgeschobenen Mail vom 29. März, „kam es zu der Aussage, dass das Kind aus dem gleichen Grund geschlagen und umgebracht werden solle“. Das Kind, das die Drohung aussprach, habe zudem begonnen, andere Mitschüler für dieses Vorhaben zu werben. Albrecht erwähnt auch den dritten bereits bekannten Vorfall, bei dem ein Mädchen, das einen jüdischen Vater hat, gefragt wurde, ob es jüdisch sei. Danach sei das Kind mit den Worten „Du bist Jude“ bedrängt worden. Aus diesem dritten Vorfall speiste sich die Fehleinschätzung, dass es sich bei den Vorgängen an der Paul-Simmel-Schule um reinen Antisemitismus und nicht um generelles religiöses Mobbing handele.
"Menschenverachtende Vorgänge"
„Menschenverachtende Vorgänge wie oben beschrieben gehören nicht in unsere Schule, nicht in unsere Gesellschaft und wir verurteilen diese Vorfälle. Es tut mir außerordentlich leid, was unseren Schülern widerfahren ist“, schreibt der Schulleiter. „Ich entschuldige mich auch im Namen unseres gesamten Kollegiums, der Elternschaft und im Namen unserer Schülerinnen und Schüler bei den Eltern und Schülerinnen und Schülern.“
Nach den Ferien sollen die Vorgänge „sofort“ aufgearbeitet werden, kündigt Albrecht an – unter anderem in der Schulkonferenz mit externen Fachleuten. In den Klassen soll es Projekte geben, mit denen allen Kindern bewusst gemacht werde, dass so ein Verhalten nicht geduldet wird.