Berliner Senat streitet über Konditionen: Grundschullehrer sollen mehr Geld bekommen
Seit Monaten wird um einen Kompromiss für die "Bestandslehrer" gerungen. Jetzt könnte die Lösung aus dem hohen Norden kommen.
Es geht um viel Geld: Rund drei Millionen Euro pro Jahr soll es kosten, dass nicht nur die neuen Grundschullehrer, sondern auch die „Bestandslehrer“ so viel verdienen wie Oberschullehrer. Dieses Koalitionsziel sollte „zeitnah“ umgesetzt werden, aber die Verhandlungen zwischen den Verwaltungen für Finanzen und Bildung waren ins Stocken geraten. Es ging vor allem um die Frage, welche Fortbildungen die Grundschulpädagogen nachweisen müssen.
Nun teilte die Finanzverwaltung auf Anfrage mit, dass eine Regelung aus Schleswig-Holstein „in der Abstimmung eine Bezugsgröße darstellt“: Dort können Grundschullehrer einen Teil der Fortbildungen nachträglich nachweisen. Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) sei „zuversichtlich, dass das Thema bald abgeräumt ist“, sagte am Montag ihre Sprecherin. Es geht um rund 6000 Lehrer, darunter auch die ehemaligen DDR-Pädagogen für untere Klassen, die sogenannten LuK-Lehrer.
Der erste "Wutbrief" wurde bereits geschrieben
Scheeres steht unter Druck, weil die erfahrenen Lehrer nicht hinnehmen wollen, dass sie auf längere Sicht weniger verdienen als die jungen Kräfte. Den ersten "Wutbrief" dazu gab es bereits. Auch die LuK-Lehrer sind ungeduldig: Sie haben zwar eine wesentlich kürzere Ausbildung absolviert als die übrigen Lehrer, sind aber zumeist bereits seit über 30 Jahren im Beruf und in vielen Schulen unentbehrlich, weil sie
zu den - infolge des Grundschullehremangels - sehr rar gewordenen Spezialistinnen für die Alphabetisierung und Mathematisierung gehören. Die vielen Quereinsteiger sind mit dieser Aufgabe eher überfordert.
Es geht um eine rechtlich vertretbare Regelung
Brandenburg hatte 2017 verkündet, die LuK-Lehrer, die in der Regel kein Abitur haben und einer anderen Lehrerlaufbahn zugeordnet sind, unkompliziert zur Vergütung der gehobenen Lehrerlaufbahn zu verhelfen. Die Senatsverwaltung für Finanzen hatte nicht zuletzt rechtliche Bedenken. Daher wurde seit Monaten darüber verhandelt, wie das Problem gelöst werden könnte, auch von einem Punktesystem war die Rede.
Letztlich wurde darüber verhandelt, die formalen Hürden über Fortbildungspflichtungen abzuräumen, wobei unklar war, in welchem Umfang welche Lehrer in welchem Zeitraum die Fortbildungen absolvieren sollen.
Die Frage der Fortbildung so zu lösen wie Schleswig-Holstein, "dürfte aus meiner Sicht zu einem vertretbaren Kompromiss führen", sagte der Tarifexperte der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Udo Mertens, dem Tagesspiegel auf Anfrage.