Tipps für Erstklässler-Eltern: Berliner Kinder warten auf den ersten Schultag
Am Sonnabend ist Einschulung. 30 000 Kinder kommen in die erste Klasse. Worauf die Eltern achten sollten.
Bei so einer Vorbereitung kann ja eigentlich nichts schiefgehen. „Ich freue mich schon sehr auf dich“, heißt es in dem Brief, den die Einschulungskinder der Löcknitz-Grundschule in Schöneberg von ihrer künftigen Lehrerin bekommen haben. „Wir werden an jedem Schultag einige Stunden gemeinsam verbringen und zusammen lesen, schreiben, rechnen, singen, malen, tanzen, turnen, lachen“, schreibt die Lehrerin und auch ein Foto mit ihrem lächelnden Gesicht ist auf dem Brief zu sehen. Auf der Rückseite ist eine Raupe mit vielen Kreisen gezeichnet. Die stehen für die Tage, die es noch bis zur Einschulung dauert, und sollen von den Kindern täglich ausgemalt werden.
Jetzt dürften nur noch vier Kreise leer sein, denn am Sonnabend ist es soweit: Dann werden in Berlin rund 30 000 Erstklässler eingeschult, und an den rund 400 Grundschulen wird das gebührend gefeiert. Dafür wird jetzt in der ersten Schulwoche geprobt, die älteren Schüler studieren Theaterstücke, Lieder oder Tänze ein, die sie dann für ihre neuen Mitschüler aufführen werden, und die Eltern der Erstklässler haben noch ein paar Tage Zeit für letzte Vorbereitungen – mental und auch ganz praktisch.
Für das Kind beginnt ein neuer Lebensabschnitt – und auch die Familien müssen sich umstellen, vor allem beim ersten Kind. Neue Alltagsroutinen müssen her, und die Schulanfänger brauchen vor allem Zuversicht. „Neue Situationen erfordern Gewöhnung und sind manchmal mit Anpassungsschwierigkeiten behaftet. Gerade dann ist eine positive Unterstützung für das Kind besonders notwendig“, rät Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). Wir haben weitere Tipps gesammelt, worauf Eltern achten sollten.
KEIN STRESS AM MORGEN
Viele Familien unterschätzen, wie sehr sich der Alltag ändert, wenn die Kinder in die Schule kommen. Damit die Erstklässler rechtzeitig im Klassenzimmer ankommen, sollte man morgens ein bisschen mehr Zeit einplanen, für das Frühstück, um das Pausenbrot herzurichten und für den Schulweg. Den Ranzen kann man am Vorabend packen, Kleider rauslegen spart ebenfalls Zeit und Nerven.
DER SCHULWEG
In den ersten Wochen sollten Eltern ihre Kinder in die Schule bringen, und zwar am besten zu Fuß. Grundsätzlich sollen Kinder möglichst bald allein gehen, denn das fördert das Selbstvertrauen, Selbstständigkeit und die räumliche Orientierung. Manche Kinder brauchen aber auch noch ein bisschen Rückhalt, um sich in der neuen Situation zurechtzufinden. Vielleicht findet sich ja auch ein Kind in der Nachbarschaft, das den gleichen Weg hat. Wer sein Kind noch nicht allein laufen lassen will, kann es zumindest das letzte Stück allein gehen lassen. Um allein mit dem Fahrrad zu fahren, sind die Erstklässler noch zu klein. Sie können das komplexe Verkehrsgeschehen noch nicht so schnell durchschauen und reagieren. Das geht erst ab dem Alter von zehn Jahren.
IN DER SCHULE
Auch im Schulgebäude ist für die Eltern Zurückhaltung angesagt. Bis ins Klassenzimmer sollte man nur ausnahmsweise mitkommen, zum Beispiel wenn man mit der Lehrerin etwas besprechen möchte. In der Schule gilt ein anderes Regelsystem, erklären Experten, und durch die Anwesenheit der Eltern können die Kinder in einen Autoritätskonflikt geraten, und verwirrt sein, welche Regeln jetzt gerade gelten.
DIE SACHE MIT DEM LERNEN
So sehr sich die Kinder aufs Lernen freuen – die Fünf- und Sechsjährigen brauchen auch noch genügend unverplante Zeit zum Spielen. Die meisten Kinder machen zumindest am Anfang begeistert Hausaufgaben. Damit das auch so bleibt, sollten Eltern die Freude am Lernen loben und sich dafür interessieren, was die Kinder gerade lernen. Auch Fehler gehören dazu. Leistungsdruck ist in der ersten Klasse nicht hilfreich. Genauso wenig wie Besserwisserei. Eltern sollten die Unterrichtsmethoden der Lehrer unterstützen, sonst werden die Kinder verunsichert.
MITREDEN
Eltern sollten mit den Lehrern im Gespräch bleiben, raten Experten. Das geht mal nebenbei zwischen Tür und Angel, vor allem aber bei den Elternabenden, bei Schulfesten und Veranstaltungen oder bei persönlich vereinbarten Gesprächen. Und mitentscheiden können Eltern auch, wenn sie sich als Elternvertreter wählen lassen und sich in den Schulgremien engagieren.
DIE KOSTEN
Am Anfang ist es besonders teuer: Ranzen, Schreibtisch, Turnzeug, Stifte – die meisten Eltern sind überrascht, wie viel Neues die Kinder brauchen. Dazu kommen die Kosten für die Schulbücher, und ein Beitrag für die Klassenkasse ist auch oft fällig. Laut Schulgesetz darf der Elternbeitrag für Lernmittel 100 Euro pro Schuljahr und Kind nicht überschreiten. Leistungsempfänger bekommen Lernmittel kostenlos und können über das Bildungs- und Teilhabepaket 100 Euro jährlich für den Schulbedarf beantragen.
Sylvia Vogt