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Am Sonntag enden die Sommerferien in Berlin.
© dpa

Schwänzen und Sprachförderung: Das ändert sich an Berliner Schulen zum neuen Schuljahr

Schüler können sich künftig weniger unentschuldigte Fehltage erlauben. Eltern müssen zum Beratungsgespräch, wenn ihr Kind mit Notendurchschnitt 3,0 aufs Gymnasium will. Auch Vierjährige müssen mehr lernen.

Sichtlich erleichtert gab Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Donnerstag ihren Ausblick auf das Schuljahr 2014/15. Das beginnt ja am Montag und auch ohne Reform-Marathon wird sich einiges tun – etwa bei der Verfolgung der Schwänzer und bei der Sprachförderung. Vor allem aber bestätigte Scheeres, dass es geklappt hat, alle 2000 Lehrer zu finden, die gebraucht wurden. Bislang hatte das nur der Gesamtpersonalrat geäußert.

„Das haben wir geschafft“, sagte die Senatorin. Wie berichtet hatten sich mehr ausgebildete Lehrer für eine Arbeit in Berlin entschieden als erwartet. Der Anteil der Quereinsteiger ohne Lehrerausbildung liegt bei den neu eingestellten Kräften letztlich bei knapp 15 Prozent (2013: 10 Prozent). Das entspricht einer Gesamtzahl von etwa 300, von denen allerdings etwa die Hälfte schon pädagogische Erfahrungen hat. „Sie waren als Vertretungslehrer tätig oder haben an Universitäten unterrichtet“, nannte Scheeres zwei Beispiele. Von den 300 haben 250 zwei Fächer studiert, die sich auch im Schulunterricht nutzen lassen. Die übrigen 50 müssen ihr Zweitfach berufsbegleitend nachstudieren.

Um die Einarbeitung der Quereinsteiger zu erleichtern, sollen die Schulen pro Seiteneinsteiger und Woche zwei Mentorenstunden bewilligt bekommen, sagte Scheeres. Aus einem Teil der vielen geeigneten Quereinsteiger, die jetzt mangels Bedarf abgewiesen wurden, soll ein Pool gebildet werden, aus dem künftig Bedarf gedeckt werden kann.

Weitere Werbeaktionen in anderen Bundesländern

Angesichts der großen Zahl von über 6000 Bewerbungen lobte die Senatorin die Anstrengungen ihrer Mitarbeiter. Allein über die Hotline führten sie rund 8000 Gespräche. Wie berichtet halfen sogar pensionierte Schulräte bei der Hotline. Ob die Bildungsverwaltung dabei bleibt, fast alle Fächer zu Mangelfächern zu erklären, um im großen Stil Quereinsteiger einstellen zu können, ist noch nicht klar. Auf jeden Fall soll es weiter Anwerbeaktionen in anderen Bundesländern geben. Von den neuen Kräften kamen dieses Jahr nur 55 Prozent aus Berlin. Sonst sind es über 70 Prozent. Die meisten Auswärtigen stammen aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern.

Dank dieses Zuzugs konnte auch das Problem der fehlenden Grundschullehrer überbrückt werden: 250 Studienräte aus anderen Bundesländern haben eingewilligt, zunächst an einer Grundschule eingesetzt zu werden. Hingegen waren nur 35 Berliner Studienräte dazu bereit. Studienräte sind vor allem für weiterführende Schulen ausgebildet.

Alle Lehrkräfte müssen sich jetzt auf die strengere Handhabung der Schulversäumnisse einstellen: Ab sofort muss eine Anzeige schon geschrieben werden, wenn ein Schüler pro Halbjahr mehr als fünf Tage unentschuldigt fehlt. Bislang konnte man bis zu zehn Tage lang am Stück schwänzen, ohne eine Anzeige zu riskieren. Zudem können Schulen ein Attest verlangen, wenn es „begründete Zweifel an der Krankheit des Schülers gibt“. Neu ist auch, dass Eltern ein Beratungsgespräch absolvieren müssen, wenn sie ihr Kind an einem Gymnasium anmelden wollen, obwohl es einen Zensurenschnitt von 3,0 oder schlechter mitbringt. Für lernwillige Schulleiter dürfte noch von Interesse sein, dass „Angebote zur Praxisbegleitung“ künftig auch im Amerika-Haus angeboten werden.

Sorgen bei Betreuung von Kindern mit Behinderung

Zu den Neuerungen, die jetzt in Kraft treten, gehört auch die Ausweitung der Pflichtförderung für die Vierjährigen, die schlecht Deutsch sprechen und keine Kita besuchen. Bislang mussten sie ein Jahr vor der Einschulung pro Woche 15 Stunden lang eine Sprachförderung besuchen. Jetzt sind es 25 Stunden 18 Monate lang.

Sorgen bereitet einigen Schulen die Betreuung von Kindern mit Behinderungen. So berichtete etwa die Heinz-Brandt-Schule vor den Ferien über Kürzungen bei den Schulhelferstunden. Die Bildungsverwaltung konnte das nicht bestätigen. Vielmehr würden die Mittel wegen einer Tarifangleichung sogar erhöht.

Zudem ist geplant, dass Schulen künftig selbst Schulhelferverträge mit freien Trägern abschließen können. Problematisch bleibt die Deckelung des Personalbudgets für die Unterstützung der Schüler mit Lern-, Sprach- oder Verhaltensstörung: Wie berichtet bekommen über 5000 Schüler weniger Förderstunden als von der Verwaltung eigentlich gewünscht. Scheeres verweist auf die Verzögerungen bei der Umsetzung der Inklusion.

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