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Es ist besser geworden an der Hellersdorfer Mozart-Schule, aber noch immer gibt es Probleme mit Gewalt und Mobbing unter Schülern.
© Kitty Kleist-Heinrich

Gewalt an Mozart-Schule in Hellersdorf: Schulbehörde sieht eine leichte Besserung

Ein Jahr nach dem Brandbrief an der Hellersdorfer Mozart-Schule nennt die Behörde keine aktuellen Gewaltzahlen. Dass dort nichts mehr passiert, bedeutet es allerdings nicht.

Ein Jahr nach dem Eltern-Brandbrief an der Hellersdorfer Wolfgang-Amadeus-Mozart-Schule hat sich die Lage dort zwar verbessert – aber mit offenen Karten spielt die Bildungsverwaltung noch nicht: Auf die Frage des Tagesspiegels, wie viele Gewaltmeldungen es in diesem und im vergangenen Schuljahr gab, nannte die Behörde keine Zahlen.

„Die Gewaltmeldungen sind rückläufig“, war alles, was Sprecherin Beate Stoffers dazu mitteilte. Pädagogen berichten, es gebe noch immer Gewalt, aber insgesamt sei es an der Gemeinschaftsschule „definitiv entspannter“ als vor einem Jahr. Die neue Schulleiterin gebe „gute Impulse“ und gehe die Probleme „Stück für Stück“ an.

Allerdings hat sie auch mehr Unterstützung als ihre Vorgängerin: Neun neue Lehrkräfte und eine neue Leiterin der Grundstufe gehören inzwischen zum Kollegium. Zudem gibt es mehr Sozialarbeiter als zur Zeit des Brandbriefes. Um der immensen Probleme mit vernachlässigten und verrohten Kindern Herr zu werden, gibt es inzwischen mit Hilfe unterschiedlichster Geldtöpfe insgesamt 7,5 Sozialarbeiterstellen. Drei davon gehören allein zu den kleinen „Übergangsgruppen“, in denen die schwierigsten Kinder zusammengefasst werden.

Bericht zeichnet Bild zahlreicher Problemfälle

Und schwierige Kinder gibt es etliche. Im letzten Bericht der Schulinspektion hieß es dazu, dass bereits in der ersten und zweiten Klasse „einige Kinder durch Fäkalsprache und Distanzlosigkeit gegenüber dem pädagogischen Personal sowie Mitschülern auffallen“. Über die dritten Klassen hieß es, dass „ein Großteil der Kinder die Anweisungen der Lehrkraft ignorierte, einige während des Unterrichts unaufgefordert den Raum verließen, Türen knallten und Tische und Stühle umwarfen“.

Der Bericht beruht auf den Besuchen der Inspekteure im Dezember 2015 – dem Monat also, in dem sich die Gesamtelternvertretung zum genannten Brandbrief entschlossen hatte. Im Januar darauf machten die Eltern den Brief publik, weil sie nicht mehr daran glaubten, dass die Schule oder die Verwaltung von sich aus eine Besserung der Lage herbeiführen würden. Danach ging es Schlag auf Schlag: Gerald Miebs wurde als starker Interimsschulleiter geholt, die neuen Lehrer und Sozialarbeiter kamen, ein hoher Zaun wurde errichtet, um die Schule vor den ständigen Übergriffen Schulfremder und ehemaliger Schüler zu schützen.

18 Prozent der Zehntklässler schafften dieses Jahr keinen Abschluss

Inzwischen spüre man an der Schule „ein leichtes Tauwetter nach der Eiszeit“, beschreibt der Pädagogische Leiter der Betreuungseinrichtung „Arche“ an der Mozart-Schule, Jürgen Weißschuh, die Entwicklung.

Allerdings sind die Probleme noch offenkundig. Dem Vernehmen nach gibt es weiterhin Gewaltvorfälle, und auch Mobbing sei ein „Riesenthema“. Zudem lässt sich dem Online-Schulporträt entnehmen, dass dieses Jahr 18 Prozent der Zehntklässler keinen Abschluss schafften – 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Dazu passt, dass die Schüler doppelt so oft fehlen wie im Berliner Schnitt: 12,5 Prozent gegenüber 6,4 Prozent. Zudem fanden zuletzt 14 Prozent des Unterrichts nicht regulär statt – etwa wegen Krankheit der Lehrer. Aktuell sind drei Vertretungskräfte an der Schule im Einsatz, darunter eine „auf Grund einer aktuellen Erkrankung“ sogar als Klassenleitung, wie Stoffers auf Anfrage mitteilte.

Starke Probleme wurden bereits 2013 deutlich

Die Sprecherin der Bildungsverwaltung wies darauf hin, dass es weiterhin einen runden Tisch geben soll, um der Schule zu helfen; dort kommen Schulleitung, Bezirksbürgermeister, Schul- und Sportamt, Schulaufsicht, Elternvertreter, Pädagogen zusammen, um die Lage zu besprechen. Zudem wird die Schule weiterhin gecoacht, um ihre Probleme besser angehen zu können.

Wie lange so ein Coachingprozess dauern kann, wird schon daran deutlich, dass die Schule bereits zum zweiten Mal kein grünes Licht von den Inspekteuren bekam. Die Probleme waren bereits 2013 deutlich. Die damaligen Inspekteure schrieben, dass „einige Kinder und Jugendliche durch unsoziales Verhalten bis hin zur Gewalttätigkeit jüngeren Kindern, aber auch Lehrkräften gegenüber auffallen“. Einige Kinder hätten Angst, zum Unterricht zu kommen.

Obwohl die Inspekteure dies 2013 so schilderten, wurde die Lage anschließend nicht besser, sondern sogar noch schlechter, wie dem zweiten Inspektionsbericht zu entnehmen ist. Dies mag auch der Grund dafür gewesen sein, dass die Bildungsverwaltung nun stärker durchgriff, zumal - dank des Brandbriefes der Eltern - die Öffentlichkeit Erklärung forderte: Zu offenkundig war die Tatsache, dass die Schule mehr Hilfe brauchte, als sie bekommen hatte.

Dieser Befund trifft allerdings auch für etliche andere Schule zu: So war - im selben Bezirk - die Pusteblume-Schule trotz klarer Problemlage nur halbherzig unterstützt worden.

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