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Auf dem Weg nach München rasen die ICE-Züge bald mit bis zu 300 km/h.
© D. Reinhardt/dpa

Neue ICE-Trasse: Schneller nach München, Dresden und ans Meer

In vier Stunden nach München, in 80 Minuten nach Dresden – die Bahn verbessert zwei wichtige Berliner Anbindungen. Und auch die Ostsee rückt näher.

Die Bahn feiert – und plant das Großereignis minutengenau: Um 16.15 Uhr sollen heute, am 8. Dezember, zwei ICE-Sonderzüge parallel auf den Gleisen 7 und 8 im Hauptbahnhof eintreffen. Einer aus Nürnberg, einer aus München, der diese Strecke so schnell wie nie zuvor zurücklegen soll. Drei Stunden und 58 Minuten sind für die Fahrt über die mehr als 500 Kilometer lange Strecke vorgesehen.

Bisher sind die Züge noch rund sechs Stunden unterwegs. Mit der Paralleleinfahrt feiert die Bahn die Inbetriebnahme der Neu- und Ausbaustrecke Berlin–München, die am 10. Dezember zum Fahrplanwechsel in Betrieb geht. An der Festveranstaltung auf dem Washingtonplatz am Hauptbahnhof will unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teilnehmen.

Der Marienplatz mit Rathaus (rechts) und die Frauenkirche (links) in München.
Der Marienplatz mit Rathaus (rechts) und die Frauenkirche (links) in München.
© Marc Müller /dpa

Seit rund zehn Jahren wird gebaut

Gebaut wird an der Strecke, die immer noch nicht fertig ist, seit rund zehn Jahren. Der Bau war 1991 als Verkehrsprojekt Deutsche Einheit von der Bundesregierung beschlossen worden. 17 Vorhaben wurden ins Programm genommen. Am schnellsten waren die Autobahn-Bauten abgeschlossen. Das Projekt 8, die Neu- und Ausbaustrecke Berlin–München der Bahn, wurde ausgerechnet von der rot-grünen Bundesregierung Anfang der 2000er Jahre auf Eis gelegt – nachdem bereits Milliardenbeträge verbaut worden waren. Insgesamt hat die Strecke nach Angaben der Bahn bisher mehr als zehn Milliarden Euro gekostet.

Kritiker bezweifeln, dass sich die Ausgaben je rechnen werden. Die Verbindung ist zwar auch ins europäische Korridornetz für den Güterverkehr von Skandinavien bis Sizilien integriert, doch Güterzüge werden sich zumindest vorläufig rar machen.

Tempo 300

Dafür drehen die ICE-Züge voll auf. Auf der Neubaustrecke von Erfurt durch den Thüringer Wald bis ins fränkische Ebensfeld, deren Fertigstellung jetzt gefeiert wird, ist Tempo 300 möglich – wie bereits auf dem schon vorhandenen Abschnitt Nürnberg–Ingolstadt. So schaffen die drei täglichen Sprinterzüge die Fahrt in knapp vier Stunden – viel schneller als das Auto und nicht viel langsamer als mit dem Flugzeug von Innenstadt zu Innenstadt.

Vom Thüringer Wald werden die Fahrgäste nicht viel sehen; die Strecke verläuft fast zur Hälfte auf Brücken oder in Tunneln – auf 53 von 107 Kilometer. 22 Tunnelbauten mit insgesamt 41 Kilometer Länge und 29 Brücken mit zwölf Kilometer Länge lösen sich ab. Im vergangenen Oktober fand auf einer der Brücken eine große Notfallübung statt.

Bereits seit 2006 fertig ist die Ausbaustrecke für Tempo 200 zwischen Berlin und Halle/Leipzig. Der Umbau des Knotens Halle ist allerdings noch nicht abgeschlossen. Ende 2015 ging der Neubauabschnitt Leipzig/Halle in Betrieb – mit der längsten Bahnbrücke Deutschlands. Die Elster-Saale-Talbrücke misst 8,6 Kilometer. Noch nicht abgeschlossen ist im Anschluss an den Neubauabschnitt der Ausbau der Alt-Strecke auf vier Gleise bis Nürnberg. In Bamberg steht noch nicht einmal die Streckenführung fest. In Betrieb ist dagegen der folgende Neu- und Ausbauabschnitt Nürnberg–Ingolstadt–München.

Die Inbetriebnahme der Strecke durch den Thüringer Wald führt zum bisher größten Fahrplanwechsel bei der Deutschen Bahn. Rund 30 Prozent der Pläne ändern sich bundesweit. Zehn Jahre Arbeit stecken dahinter.

Berlin - Dresden

Berlin profitiert von einem weiteren Großprojekt – dem Ausbau der Strecke Berlin-Dresden. Sie wird für Tempo 200 ausgebaut, wodurch sich die Fahrzeit auf rund 80 Minuten verkürzt. Heute braucht man knapp zwei Stunden. Um 200 km/h fahren zu können, müssen alle Bahnübergänge durch Brücken oder Unterführungen ersetzt oder aufgegeben werden. Zunächst dürfen die Züge aber nur 160 km/h fahren, weil das neue Zugsicherungssystem ETCS, das ohne stationäre Signale arbeitet, voraussichtlich erst Ende 2020 installiert sein wird.

Auch Dresden hat eine Frauenkirche zu bieten.
Auch Dresden hat eine Frauenkirche zu bieten.
© Maurizio Gambarini/dpa

Jetzt wird nach 16-monatiger Sperre ein weiterer Abschnitt fertig, was eine Fahrzeit von 1 Stunde und 47 Minuten erlaubt. Weitere fünf Minuten fixer geht es dann nach dem ETCS-Einbau. Und erst wenn auch der Abschnitt auf Berliner Gebiet durch Lichtenrade fertig sein wird, können die angestrebten 80 Minuten erreicht werden. Frühester Termin nach jetzigem Stand soll 2026 sein.

Berlin am Meer

Durch einen einfachen Schritt verkürzt sich vom Juni 2018 an die Fahrt nach Prag um 15 bis 20 Minuten. Die tschechische Bahn setzt dann eine Lokomotive ein, die mit den Stromsystem beider Länder klarkommt. Der bisherige Lokwechsel in Dresden entfällt damit.

Ab Dezember 2019 nutzt die Bahn die Dresdner Strecke auch für eine regelmäßige Verbindung bis zur Ostsee. Zweistündlich wird es dann IC-Fahrten von Dresden über Berlin nach Rostock/Warnemünde geben. So will die Bahn bei den Fahrgästen punkten. Schon heute ist der Berlin-Verkehr für sie ein Zugpferd. Rund 17 Prozent aller Fahrten im Fernverkehr führen von und nach Berlin.

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