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Jagd auf Islamisten in Berlin.
© dpa

Razzia gegen Islamisten in Berlin: Schlag gegen die Unterstützer

Am Dienstag gab es erneut eine Großrazzia im Umfeld der mutmaßlichen islamistischen Terroristen. Die Polizei durchsuchte 13 Wohnungen, Computer und Handys beschlagnahmt.

Sie rückten ab 6 Uhr an, und sie durchsuchten in Neukölln, Wedding, vor allem aber im Bereich Gesundbrunnen elf Wohnungen: 200 Polizisten fahndeten am Dienstag bei einer Razzia nach Beweismitteln. Die Aktion steht in engem Zusammenhang mit der Festnahme der islamistischen Terrorverdächtigen Ismet D. und Emin F. am vergangenen Freitag, ebenfalls bei einer großen Razzia. D. und E. gelten als Führer einer islamistischen Logistikzelle, die in einer Koranschule in Moabit Unterstützer für den Islamischen Staat in Syrien angeworben haben sollen.

Am Dienstag hatte die Polizei die Unterstützerszene um Ismet D. und Emin F. im Visier. Es ging um Kontakte, Verbindungen, Geldflüsse – kurz: um die Logistik. Unter anderem wurden Computer und Handys beschlagnahmt. Durchsucht wurden auch Unterkünfte in Potsdam und Nordhausen (Thüringen). Die Aktion richtete sich gegen elf Männer und eine Frau. Die Polizei fand in einer der Wohnungen ein Butterfly- und ein Einhand-Messer sowie einen Teleskop-Schlagstock.

Vier Tage liegen zwischen den Razzien, der Zeitunterschied hat einen einfachen Grund. Eigentlich sollten beide Aktionen zeitgleich erst am Dienstag stattfinden, doch die Polizei änderte ihre Strategie. Sie hatte Hinweise erhalten, dass sich einer der Hauptverdächtigen in Kürze ins Ausland absetzen würde. Das bedeutete Alarmstufe eins.

Der Zugriff auf D. und F. wurde deshalb kurzfristig vorverlegt. Die Verhaftungen und die damit verbundenen Durchsuchungen hatten mehr Priorität als die Razzia bei den mutmaßlichen Unterstützern. Aus organisatorischen Gründen war es allerdings nicht möglich, beide Aktionen gleichzeitig vorzuverlegen.

„Für die Generalstaatsanwaltschaft ist es ein Erfolg, dass nichts vorab über die Razzia an die Öffentlichkeit durchgesickert ist“, sagte Justiz-Pressesprecher Martin Steltner. Die Generalstaatsanwaltschaft leitet die Ermittlungen, ein Zeichen dafür, dass die Strafverfolger Ismet D., Emin F. und ihre Szene als überaus gefährlich einstufen. „Die Generalstaatsanwaltschaft übernimmt nur selten Ermittlungen. Aber für diese Verfahren wegen des Verdachts einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat gibt es dort für solche Fälle eine spezielle Zuständigkeit“, sagt Steltner.

Die Aktion gegen Ismet D. und Emin F. war lange vorbereitet worden, doch durch die Anschläge in Paris und die geplante Terroraktion in Belgien bekommen Ermittlungen gegen mutmaßliche islamistische Terroristen eine zusätzliche Bedeutung. In Berlin leben nach Angaben des Verfassungsschutzes rund 570 Menschen, die zu den Salafisten, Anhänger einer ultraorthodoxen Variante des Islam, gerechnet werden. Aus der Salafistenszene driften diverse Islamisten in die radikale Szene ab, die dann in den so genannten Heiligen Krieg ziehen. 290 Salafisten in Berlin sind nach Angaben des Verfassungsschutzes gewaltorientiert. Den Sicherheitsbehörden sollen aber keine Hinweise vorliegen, dass die Zelle um Ismet D. und Emin F. in Deutschland Anschläge geplant hätte.

Die Moschee in Moabit, in der Ismet D. und Emin F. aktiv waren, ist am Dienstag nicht durchsucht worden. Am Freitag war hier noch ein Großaufgebot der Polizei angerückt. Die Moschee liegt völlig unscheinbar in einem grauen Wohnhaus, nur ein Hinweisschild an einem Fenster zeigt den Weg zum Hauseingang. Die Moschee selber liegt fast ebenerdig, nur fünf Treppenstufen führen zur Wohnungstür. Am Dienstag öffnete ein junger Mann mit grauer Baseballkappe die Tür und sagte kurz angebunden: „Wir geben keine Interviews.“ Tür zu.

In der Nachbarschaft der Moschee waren Anwohner überrascht, als die Polizei schwerbewaffnet anrückte. „Die Menschen in der Moschee sind eigentlich nett“, sagte ein Anwohner, der seit Jahren in der Nachbarschaft wohnt. Auch ein anderer Mann, der in der Nähe arbeitet, hat die Mitglieder der Moschee nur als angenehm und unauffällig in Erinnerung.

In Potsdam durchsuchte die Polizei die Unterkunft eines 30-jährigen Asylbewerbers aus Dagestan im Flüchtlingsheim am Schlaatz. Der 30-Jährige war während der Aktion nicht vor Ort. Sein Lebensmittelpunkt ist nach Informationen aus Sicherheitskreisen Berlin. Dem Vernehmen nach haben die Ermittler keine verwertbaren Gegenstände mitgenommen. Verbindungen von Islamisten zwischen Berlin und Potsdam sind den Behörden bekannt.

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