Nach Streit um Bauschäden: Schinkel-Kirche am Schloss kann wieder öffnen
Bauarbeiten haben die Friedrichswerdersche Kirche in Mitte stark mitgenommen. Dennoch soll sie wieder geöffnet. Wofür sie genutzt wird, ist aber noch offen.
Die schwerbeschädigte Friedrichswerdersche Kirche nahe dem Berliner Schlossplatz soll wieder öffnen. Sieben Jahre nach Schließung wegen Baufälligkeit würden die Sanierungsarbeiten in dem von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) entworfenen Bau noch in diesem Jahr beendet werden, sagte der Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde in der Friedrichstadt, Stephan Frielinghaus, in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Im wesentlichen sind wir mit den Arbeiten durch.“ Noch vor einem Jahr war vonseiten der Senatskulturverwaltung von dauerhaften Schäden die Rede gewesen.
Derzeit liefen mit verschiedenen Interessenten bereits Gespräche über eine weitere Nutzung, sagte Frielinghaus. Den ersten Zugriff habe dabei die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die noch einen bis 2023 gültigen Pachtvertrag mit der Kirchengemeinde hat. Auch die Kirchengemeinde selbst überlege, vorübergehend ihre Gottesdienste dorthin zu verlegen. Grund seien Umbauarbeiten in der Französischen Friedrichstadtkirche im kommenden Jahr, sagte Frielinghaus.
„Abschreckendes Beispiel für nicht funktionierenden Denkmalschutz“
Nach jahrelanger aufwendiger Sanierung wurden in der Schinkel-Kirche von 2001 bis 2012 als Außenstelle der Alten Nationalgalerie Skulpturen des Berliner Klassizismus präsentiert. Neubauten in unmittelbarer Nähe führten aber zu so tiefen Rissen vom Boden über das Mauerwerk bis in das Gewölbe, dass die Kirche 2012 geschlossen werden musste. Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hatte den Umgang mit der Friedrichswerderschen Kirche als abschreckendes Beispiel für einen nicht funktionierenden Denkmalschutz bezeichnet.
Frielinghaus zufolge wird zur Zeit in der Kirche noch am Fußboden, an der Eingangstür und an den „aus dem Lot geratenen“ Fensterrahmen gearbeitet. Er hoffe mit einem Abschluss der Bautätigkeit bis spätestens Herbst dieses Jahres: „Wir können die Schäden nicht rückgängig machen. Aber alle sind sich einig: die Kirche ist standfest und sicher.“ Die Kosten zur Behebung der Schäden seien durch den verursachenden Bauträger getragen worden.
Die Friedrichswerdersche Kirche wurde von 1824 bis 1830 erbaut. Zunächst in klassizistischer Ausführung geplant, beugte sich Schinkel den Wünschen des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, der ein Gotteshaus in „altdeutschem“, also gotischem Stil vorzog. In den Proportionen des Gebäudes sei sich der Architekt jedoch seiner Absicht, „die Gotik durch die Antike zu läutern“, treu geblieben, erklärt die Stiftung.
Als Vorbild des einschiffigen Kirchenbaus dienten Schinkel die Kapellen englischer Colleges. Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, wurde die Friedrichswerdersche Kirche anschließend zunächst nur notdürftig gesichert. Der Backsteinbau ist heute das einzige öffentliche Gebäude Schinkels, das innen wie außen weitgehend originalgetreu erhalten ist. (epd)