Kultursenator Klaus Lederer: "Das ist eine Vollkatastrophe"
Berlins neuer Kultursenator Klaus Lederer (Linke) will den Denkmalschutz stärken. Als abschreckendes Beispiel nennt er den Umgang mit der Friedrichswerderschen Kirche.
Berlins neuer Kultursenator Klaus Lederer (Linke) will den Denkmalschutz stärken. „Wir werden darauf achten, dass die Pflege des baukulturellen Erbes wieder im Mittelpunkt steht“, sagte Lederer dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin.
Das bedeute jedoch keine „wilde Konservierungspolitik“ und „das Vollknallen der Denkmallisten“ mit Gebäuden, betonte der Kultursenator: „Wir wollen einen vorausschauenden Denkmalschutz betreiben, den verschiedenen Epochen der Baukultur gerecht werden und trotzdem Veränderungen zulassen.“
"Rücksichtslose Verkaufs- und Baugenehmigungspolitik"
Als abschreckendes Beispiel für einen nicht funktionierenden Denkmalschutz nannte Lederer den Umgang mit der von dem preußischen Baumeister Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) entworfenen Friedrichswerderschen Kirche in Berlin-Mitte, die zuletzt als Museum genutzt wurde. Sie ist wegen Neubauten in unmittelbarer Nachbarschaft gefährdet und seit 2012 geschlossen. „Das ganze ist eine Vollkatastrophe und macht mich fassungslos“, sagte Lederer. Ursache sei „eine rücksichtslose Verkaufs- und Baugenehmigungspolitik“ der Behörden gewesen. Bis heute sei „rätselhaft, wie ohne Prüfung der Auswirkungen auf den Nachbarbau Baugenehmigungen erteilt wurden“.
„Erklärbar ist dies nur durch eine Politik, die sich in der Pflicht sieht, möglichst jedem Wunsch eines Investors soweit wie möglich entgegenzukommen - mit finsterster Konsequenz für das baukulturelle Erbe“, sagte der Kultursenator. Die Friedrichswerdersche Kirche sei aktuell in einem erbarmungswürdigen Zustand. „Und auch mit Sicherungsmaßnahmen wissen wir nicht, ob wir dieses Baudenkmal dauerhaft erhalten können“, betonte Lederer.
Die 1830 fertiggestellte Friedrichswerdersche Kirche in der historischen Mitte Berlins wird derzeit von mehreren Seiten durch aufstrebende Wohn- und Geschäftshäuser zugebaut. Als Folge ziehen sich fingerdicke Risse vom Fundament bis hoch in das Gewölbe. Die Kirche gilt als einziges öffentliches Gebäude Schinkels in Berlin, das innen wie außen weitgehend originalgetreu erhalten ist. epd