Einschränkungen bei Kontaktsport fallen weg: Rudern, Judo, Hockey und Co. in Berlin ab sofort wieder erlaubt
Sportsenator Andreas Geisel hat beschlossen, die Einschränkungen beim Kontaktsport aufzuheben. Zuvor hatten mehrere Vereine und Verbände mit Klagen gedroht.
Innen- und Sportsenator Andreas Geisel (SPD) unterbrach am Montag seinen Urlaub, um eine wichtige Entscheidung zu treffen: Ab sofort sind Kontakt- und Mannschaftssportarten ohne Einhaltung der Abstandsregel von 1,50 Metern wieder möglich. Geisel sagte dem Tagesspiegel, aufgrund des niedrigen Infektionsgeschehens lasse man sportliche Aktivitäten ohne Einhaltung des Mindestabstands von 1,50 Metern zu.
Dies ist in der Infektionsschutzverordnung noch vorgesehen. Der Senat will diese bei seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 21. Juli, ändern. Bis dahin werden Verstöße im Sport gegen die geltende Verordnung jedoch nicht mehr geahndet.
In der überarbeiteten Verordnung müsse festgelegt werden, dass Sportler nur in „festen Kohorten“, also mit nicht ständig wechselnden Trainingspartnern Sport praktizieren dürfen, sagte Geisel. Nach wie vor müssen Anwesenheitsdokumentationen unter Angabe der Namen und Kontaktdaten geführt werden.
Damit ist beim Amateurfußball ab sofort wieder der volle Trainingsbetrieb erlaubt. Ziel sei es, zum Saisonbeginn im September den Wettkampfbetrieb wieder anlaufen zu lassen, hieß es am Nachmittag in einer Pressemitteilung der Senatsverwaltung.
Für die 9600 Ruderer in Berlin bedeutet die Entscheidung, dass sie im Vierer oder Achter wieder trainieren können. Geisel betonte, dass die Steuerfrau beziehungsweise der Steuermann einen Mund-Nasen-Schutz tragen sollte, da diese mit dem Gesicht zu den Ruderern säßen.
Die Sportverwaltung untersagte bisher das Training in größeren Booten, da die Abstände zwischen den Ruderplätzen rund zehn Zentimeter weniger als die vorgeschriebenen 1,50 Meter betragen. Der Landesruderverband kündigte für die 60 Vereine eine Klage vor dem Verwaltungsgericht an. Präsident Karsten Finger sagte dem Tagesspiegel, mit dieser „erfreulichen Entscheidung“ des Sportsenators sei die Klage hinfällig.
Kontaktsport mit festen Partnern soll wieder möglich sein
Auch die Fitnessstudios und die 350 Berliner Sportschulen, die unter anderem Kontaktsportarten wie Judo, Aikido oder andere Kampfsportarten unterrichten, können ihr Angebot erweitern. Daniela Wendland, Inhaberin der Sportschule Senshu, sagte, dass man die Kurse so organisieren werde, dass die Teilnehmer nur mit festen Partnern trainieren würden.
„Wir können einen wilden Partnerwechsel ausschließen“, sagte Wendland. Sie hofft jetzt, dass die 100 Kunden, die ihre Mitgliedschaft in der Sportschule gekündigt hatten, ihren Austritt nun wieder rückgängig machen.
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Nach Tagesspiegel-Informationen ist geplant, dass in Innenräumen nur in Vierergruppen ohne Kontakt trainiert werden darf. Für die Grünen-Sportpolitikerin Nicole Ludwig wäre das nicht akzeptabel. „Ballsportler wie Hand-, Volley- oder Basketballspieler, müssen in der jeweiligen Mannschaftsstärke wieder miteinander trainieren und Sport machen können.“ Kampfsport und Tanzen sollten „mit einer begrenzten Anzahl fester Partner stattfinden“.
Ursprünglich hatte der Sportausschuss eine Sondersitzung für diesen Freitag fraktionsübergreifend geplant. Die Sportpolitiker waren zunehmend verärgert, dass Berlin kategorisch Lockerungen für Sportarten wie Tanzen, die zwangsläufig den Mindestabstand von 1,50 Meter unterschreiten müssen, abgelehnt hatte.
„Besser spät als nie“ sei nun die richtige Entscheidung der Sportverwaltung gefallen, sagte Ludwig. Allerdings habe es „erst Druck bedurft, damit eine vernünftige, der Infektionsentwicklung angepasste Lockerung des Sportbetriebs erlassen wurde“. Nun braucht es „klare, eindeutig formulierte Regeln, die gerecht und nachvollziehbar sind“, sagte Ludwig. Dabei sollte „keine Sportart bevorzugt werden“, betonte Ludwig.
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Der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Dennis Buchner, ist „froh, dass der Senator so entschieden hat“. Der Ausschuss habe in seiner letzten Sitzung Anfang Juni vor der Sommerpause deutlich gemacht, dass man sich weitere Lockerungen im Sport analog zu den anderen Bundesländern wünsche.
Schwimmhallen teilweise wieder offen
Anfang Juni war der Berliner Schwimm-Verband zu Gast im Ausschuss. In sechs Hallenbädern werden inzwischen Schwimmkurse und Vereinssport angeboten: die Schwimmhallen Kaulsdorf und Thomas-Mann-Straße, die Kombibäder Gropiusstadt, Märkisches Viertel, Spandau und Reinickendorf.
Triathleten-Vereine und der Tauchsportverband kritisieren, sie seien nicht einbezogen worden. „Ich erwarte, dass die Verbände eine gemeinsame Lösung finden und Trainingszeiten für andere Sportler zur Verfügung gestellt werden“, sagte Buchner.
Bis auf Berlin hatten alle anderen Bundesländer Lockerungen vorgenommen. In Nordrhein-Westfalen wird die Personenbegrenzung beim Kontaktsport in der Halle ab Mittwoch von zehn auf 30 Personen erhöht. In Bayern dürfen Mannschaftssportler wieder in gleichbleibenden Gruppen trainieren. Bei den Kampfsportarten sind Trainingsgruppen bis fünf Personen erlaubt. Sabine Beikler