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Mann mit Aluhut und Pappschild "Verschwörungstheoretiker".
© Sebastian Gollnow/dpa

Pressefotografin über Lautsprecher beschimpft: Querdenker protestieren vor Grundschule in Berlin-Marzahn

Angeblich ging es um die Maskenpflicht an Schulen, Anlass war ein Elternabend. Am Ende kam es zu einem Zwischenfall.

Bei Nieselregen haben am Donnerstagabend etwa 50 Menschen aus dem verschwörungsideologischen Spektrum in Marzahn gegen die Maskenpflicht an Schulen demonstriert. Ein Teil der Demonstrant:innen war zuvor mit einem Autokorso durch den Bezirk gezogen. Die Veranstaltung traf auf den Protest von Antifagruppen.

Am Wochenende will die Querdenken-Bewegung in Berlin Stärke zeigen. Zahlreiche Veranstaltungen sind für Freitag, Samstag und Sonntag angekündigt. Unter anderem soll es Autokorsos mit Zwischenkundgebungen geben. Die hat die Polizei, im Gegensatz zu mehreren Kundgebungen, bisher noch nicht verboten. 

Am Donnerstag gab es schon einmal einen kleinen Vorgeschmack in Form einer Protestveranstaltung vor der Johann-Julius-Hecker Schule in einer Plattenbausiedlung in Marzahn, kurz vor der brandenburgischen Grenze. 

"Wir wollen keinen Corona-Faschismus!", rief ein Redner. Die Corona-Pandemie sei in Wirklichkeit ein "Riesenexperiment an der Menschheit", dahinter steckten die Pharmakonzerne. Impfstoffe seien gefährlich, massenhaft würden Menschen durch Impfungen sterben. Das sei "das größte Verbrechen der Welt", fabulierte der Mann weiter. Dann rief er Kinder dazu auf, sich der Maskenpflicht in der Schule zu widersetzen. 

Anlass der Veranstaltung war ein Elternabend, der zeitgleich in der Grundschule in der Hohenwalder Straße stattfand. Offenbar hatten sich die Coronaleugner daran gestört, dass dort die so genannte 3G-Regel galt. Es durften also nur Eltern teilnehmen, die geimpft, genesen oder getestet waren - und das nachweisen konnten.  

Auch der Ex-Bundespolizist und Ex-AfD-Politiker Bernd Pachal hielt eine Rede. Als er eine Pressefotografin am Rande der Veranstaltung erblickte, beschimpfte er die Frau über die Lautsprecheranlage. Generell würde die Presse nur Lügen verbreiten, behauptete Pachal, "vor allem der Tagesspiegel".

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Pachal war von 2016 bis 2020 Bezirksverordneter der AfD in Marzahn-Hellersdorf. Vor etwa einem Jahr wurde er wegen antisemitischer Aussagen aus dem Polizeidienst entlassen. Kurz darauf leitete die AfD ein Ausschlussverfahren gegen ihn ein. Pachal kam dem zuvor, trat selbst aus der Partei aus. Jetzt sitzt er als fraktionsloser Abgeordneter in der BVV.

Zur Kundgebung am Donnerstagabend waren auch etwa 20 Fahrzeuge in einem Autokorso angereist. Organisiert wurde die Fahrt von einer Gruppe namens "Autokorso Berlin", die bereits seit 2020 regelmäßig mit angemeldeten Konvois durch die Stadt fährt. Treffpunkt ist üblicherweise ein Parkplatz in der Märkischen Allee. Diese Form des Protests ist in der Verschwörungsszene sehr verbreitet, auch Attila Hildmann veranstaltete über viele Monate Fahrten durch die Stadt, bevor er vor der Polizei aus dem Land floh.

Etwa 50 Meter entfernt von der Kundgebung der Coronaverharmloser hatte sich eine Gegenkundgebung aufgestellt. Etwa 60 größtenteils junge Menschen aus dem Antifaspektrum warfen der Kundgebung eine Nähe zur AfD vor. Im Vorfeld hatten Gerüchte in den sozialen Medien kursiert, dass der AfD-Politiker Gunnar Lindemann auf der Veranstaltung auftreten wolle. Der war aber nicht gekommen. Im Publikum befand sich aber Michael B., der als "Captain Future" regelmäßig im gelben Kostüm bei Corona-Protesten auftritt. 

Um 20 Uhr beendete ein Redner des Autokorso-Teams die Kundgebung. Kurz danach kam es zu einem kleinen Zwischenfall, als ein Anwohner die Gegendemonstrant:innen mit rassistischen Sprüchen provozierte. Die reagierten mit lauten Rufen. Die Polizei führte den Mann zu seiner Wohnung. Der Regen wurde stärker und die meisten Anwesenden verließen das Wohngebiet wieder. 

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