Berlin-Buch: Posse in Pankow: Schulklos sind zu niedrig
Zu niedrige Pissoirs, Waschbecken auf Kniehöhe. In den Modulbauten der Hufeland-Sekundarschule in Buch wurden die Sanitäranlagen versehentlich auf falscher Höhe angebracht.
So wird der Gang zur Toilette zur sportlichen Herausforderung: Ohne Zielübungen am Jungenpissoir und Kniebeugen am Waschbecken geht gar nichts im neuen Modularen Ergänzungsbau (MEB) der Hufeland-Sekundarschule in Buch. Denn die Sanitäranlagen sind für Grundschüler konzipiert. Nun schieben sich die Behörden und Baufachleute gegenseitig die Schuld für die missglückte Planung zu. Bezirkselternvertreter Oliver Görs spricht von einem „Schildbürgerstreich“.
Zwar kündigte die Baufirma inzwischen an, „aus Kulanz“ die Pissoirs an der Hufeland-Schule und am ebenfalls betroffenen Rosa-Luxemburg-Gymnasium hochzusetzen. Aber damit ist es nicht getan, da auch die Waschbecken zu niedrig hängen. Selbst 13-jährige Siebtklässler müssen sich beim Händewaschen bücken oder in die Knie gehen, ganz zu schweigen von 1,80 Meter großen Zehntklässlern. Hinzu kommt, dass in den Klassenräumen Regale und Schränke eingebaut wurden, obwohl die Schule Computertische für die PCs haben wollte. „Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir eine Sekundarschule sind, und was wir brauchen, aber wir wurden nicht gehört“, berichtet Schulleiterin Manuela Gregor noch immer fassungslos über die Abläufe. Und es gibt noch mehr Probleme: Da die Schule in allen Räumen interaktive Whiteboards anbringen wollte, hätte sie überall verstärkte Wände gebraucht. Aber dies wurde nur in sechs Räumen umgesetzt, weshalb ansonsten im Boden verankerte Aufhängungen nachgerüstet werden mussten. Die Kabel hängen jetzt in der Gegend herum.
Eine lange Leidensgeschichte liegt hinter der Schule
Trotz allem ist Gregor froh über den neuen, ansehnlichen MEB, der endlich ihre Raumnot lindert, denn die Hufeland-Schule hat eine lange Leidensgeschichte hinter sich: Wo jetzt der MEB errichtet wurde, stand ein verrotteter Plattenbau. Somit blieb der ambitionierten Schule nur das ebenfalls marode Haupthaus, das Familien auf Schulsuche abschreckte. Mit dem rot leuchtenden MEB will die Schule endlich auch äußerlich attraktiver werden.
Denn die Gegend boomt ähnlich wie der ganze Bezirk. Seit vielen Jahren hatte Pankows Bildungsstadträtin Lioba Zürn-Kasztantovicz (SPD) vergeblich versucht, die bauliche Schulsituation in Buch zu verbessern; immer fehlte das Geld. Es wurde daher als Erlösung empfunden, als die Stadtentwicklungsbehörde bereit war, den MEB mit Geldern für den „Stadtumbau Ost“ zu errichten. Im selben Zuge wurden weitere drei MEBs ausgeschrieben und zwar alle nach dem Grundschul-Muster, obwohl zwei für Oberschulen gedacht waren. Beteiligt war auch die Bildungsverwaltung. Dem Vernehmen nach wurden etliche Nachbesserungsversuche, mit dem Argument abgelehnt, dass dann der Zeitplan nicht zu halten sei. Die Verantwortung für die niedrigen Pissoirs lehnt die Stadtentwicklungsbehörde aber ab: „Planung und Vertragsvorgabe“ hätten eine höhere Anbringung vorgesehen, hieß es.
Wer letztlich die Verantwortung für die Missplanung trägt, war am Donnerstag nicht zu klären, obwohl bei der offiziellen "Einweihung" des Neubaus fast alle Verantwortlichen vor Ort waren - auch Stadtentwicklungs- Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup (SPD), der sich aber nicht gern über die verplanten Sanitäranlagen unterhalten wollte. Einer seiner Mitarbeiter kündigte beim Rundgang durchs Haus immerhin an, dass bei der Planung der vielen neuen MEBs künftig die jetzigen Erfahrungen berücksichtigt würden.
Und die Schüler? Sie führten die Besucher stolz durch die neuen Räume und beeindruckten durch ihre Präsentationen. Aber das mit den Toiletten haben sie auch nicht verstanden.
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