Tödliches Autorennen in der City West: Staatsanwaltschaft will Anklage wegen Mordes
Bei einem nächtlichen Autorennen war es bei Tempo 160 zu einer Kollision mit einem unbeteiligten Geländewagen gekommen. Dessen Fahrer starb. Nun liegt die Anklage gegen die beiden mutmaßlichen Raser vor.
Die jungen Männer in hochtourigen Sportwagen hatten sich Anfang des Jahres Ermittlungen zufolge ein illegales Rennen über die Tauentzienstraße geliefert. Bis Hamdi H. in einen unbeteiligten Geländewagen preschte. Dessen 69-jähriger Fahrer starb. Die beiden mutmaßlichen Raser wurden einen Monat später wegen Verdachts auf Totschlag verhaftet. Nun die Überraschung: Die Staatsanwaltschaft strebt einen Mordprozess an. Die Anklage sei beim Landgericht eingegangen, bestätigte eine Gerichtssprecherin. Die Richter werden nun die Zulässigkeit prüfen. prüfen.
Hamdi H. und Marvin N. hätten tödliche Folgen billigend in Kauf genommen, so die Anklage. Zwei Mordmerkmale werden nach Justizangaben genannt: Mord mit gemeingefährlichen Mitteln sowie niedrige Beweggründe. Die Männer hätten ihre PS-starken Wagen rücksichtlos gesteuert, um ein illegales Rennen zu gewinnen. Inzwischen wurden den beiden mutmaßlichen Rasern bereits die Haftbefehle wegen Verdacht auf Mord verkündet.
Debatte um härtere Strafen für Teilnehmer illegaler Rennen
Es war kurz nach Mitternacht, als die Männer mit Leidenschaft für schnelle und protzige Autos Gas gaben. Mehrere rote Ampeln sollen sie mit ihren Wagen – ein Mercedes AMG und ein Audi A6 - überfahren haben. Bis ihnen der Jeep, für den die Ampel auf Grün stand, zufällig in die Quere kam. Der Rentner am Steuer hatte keine Chance. Wie zwei Pfeile seien die beiden weißen Wagen durch die Straße geschossen, gab später ein Zeuge zu Protokoll. Mit etwa Tempo 160 soll H. in den Geländewagen gerast sein. Dieser wurde 70 Meter weit geschleudert. Der Fahrer verstarb noch am Unfallort.
Der Fall kurbelte die Debatte über härtere Strafen gegen Teilnehmer illegaler Autorennen an. Bislang ist es rechtlich als eine Ordnungswidrigkeit einzustufen, die mit 400 Euro Buße und einem Monat Fahrverbot geahndet wird. Einen Fall wie den nun zu prüfenden gab es in den letzten Jahren in Berlin noch nicht. Bei tödlichen Verkehrsunfällen kommt es in der Regel zum Vorwurf einer fahrlässig begangenen Tat. Oft enden die Verfahren mit Geld- oder Bewährungsstrafen.
Hamdi H. aus Moabit und Marvin N., Ex-Bundeswehrsoldat und zuletzt Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes, befinden sich seit vier Monaten in Haft. Mit der nun vorgelegten Anklage droht den mutmaßlichen Rasern lebenslange Haft. Einen Prozesstermin gibt es noch nicht.
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