zum Hauptinhalt
Update

Nach spektakulärer Flucht aus der JVA Moabit: Polizei schnappt Ausbrecher in Hotel in Charlottenburg

Fahndungserfolg für die Polizei: Am Mittwochmorgen wurde einer der Ausbrecher aus der JVA Moabit in einem Hotel festgenommen. Der 25-jährige Ulrich Wolfgang Z. war 17 Tage auf freiem Fuß.

Der 25-jährige Ulrich Wolfgang Z. ist geschnappt. Dies bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, nachdem die Polizei um 10.58 Uhr per Twitter die Festnahme eines der beiden Ausbrecher gemeldet hatte. Z. wurde am Mittwochmorgen um 8.40 Uhr im Hotel "Smart Stay" in der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg festgenommen. Eine Rezeptionistin hatte Z. erkannt und die Polizei gerufen. Z. wird derzeit durch die Polizei vernommen und soll im Lauf des Tages wieder in die JVA Moabit gebracht werden.

Der Ausbrecher checkte schon am Montag ein

Z. hatte nach Auskunft einer Hotelsprecherin bereits am Montag ein Einzelzimmer im dritten Stock bezogen. Kostenpunkt: 49 Euro die Nacht. "Er hat versucht, seine Identität zu verschleiern", so ein Polizeisprecher.

Als Z. eincheckte, legte er einen gefälschten Ausweis vor. Z. hatte seinen Dreitagebart rot eingefärbt und redete ausschließlich in gebrochenem Englisch mit den Hotelangestellten. Er gab vor, aus Osteuropa zu stammen. Als die Beamten vor seiner Zimmertür standen, ließ er sich ohne Widerstand festnehmen. Nach einem Abgleich der Fingerabdrücke auf dem Revier war endgültig klar, dass es sich bei dem Festgenommenen um einen der beiden gesuchten Ausbrecher handelt.

Im Budgethotel „Smart Stay“an der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg wurde einer der Ausbrecher, Ulrich Wolfgang Z. (25), am Mittwochmorgen gefasst.
Im Budgethotel „Smart Stay“an der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg wurde einer der Ausbrecher, Ulrich Wolfgang Z. (25), am Mittwochmorgen gefasst.
© Cay Dobberke

Hollywoodreifer Ausbruch in Moabit

Die Ausbrecher - der wegen Betrugs, bandenmäßigen Diebstahls und Hehlerei zu einer fast vierjährigen Haftstrafe verurteilte Z. und der mordverdächtige 34-jährige Metin Michael Müslü - waren am 19. Mai in einer spektakulären Flucht aus der JVA Moabit entkommen. Sie hatten in den frühen Morgenstunden - laut Polizei gegen 2.50 Uhr - die Gitterstäbe ihrer Zellen durchgesägt, sich mit Bettlaken abgeseilt und waren dann über mehrere Zäune in die Freiheit geklettert: Ein hollywoodreifer Ausbruch mitten in Moabit.

Es war die erste erfolgreiche Flucht aus der JVA Moabit seit 15 Jahren. Sie wurde auch dadurch begünstigt, dass Angestellte der JVA Moabit einen Alarm ignorierten, den die Häftlinge auf der Flucht ausgelöst hatten.

Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) wurde nach der Flucht kritisiert - zunächst hatte er von einer "Kombination aus sportlicher Leistung und glücklichen Zufällen" gesprochen, später räumte er Fehler der JVA-Belegschaft ein. Unklar ist weiterhin, ob die Häftlinge bei der Flucht Hilfe von außen bekamen. Eine dreiköpfige Untersuchungskommission unter Führung des sächsischen Justizvollzugexperten Willi Schmid soll klären, wie die Flucht gelingen konnte. Der Bericht der Kommission soll im August vorgelegt werden.

Öffentlichkeitsfahndung führte zur Festnahme

In den ersten Tagen nach dem Ausbruch hatten die Behörden die Identität der beiden Geflohenen geheim gehalten. Am 22. Mai, drei Tage nach dem Ausbruch, wurde eine Öffentlichkeitsfahndung eingeleitet: Klarnamen und Fotos der beiden Häftlinge wurden veröffentlicht. Dabei wurden die Bilder der Gesuchten laut Polizei auch in Hotels und Gaststätten verteilt. Diese Entscheidung führte nun zur Festnahme des ersten Ausbrechers.

Der zweite Ausbrecher Metin Michael Müslü befindet sich weiter auf der Flucht. Müslü soll den Clubbetreiber Jochen Strecker am 3. März 2013 aus Habgier getötet haben. Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte am 28. Mai eine Prämie von 5.000,- Euro für Hinweise ausgelobt, die zur Ergreifung des Mordverdächtigen führen. "Natürlich hoffen wir jetzt, dass der Festgenommene Hinweise auf den Aufenthaltsort des zweiten geflohenen Häftlings geben kann", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Berlin.

Komfortabler als der Knast. Das „Smart Stay“ hatte erst im Oktober eröffnet, es ist Hotel und Hostel in einem. Einzelzimmer gibt es ab 39 Euro.
Komfortabler als der Knast. Das „Smart Stay“ hatte erst im Oktober eröffnet, es ist Hotel und Hostel in einem. Einzelzimmer gibt es ab 39 Euro.
© Cay Dobberke

Innensenator Frank Henkel (CDU) gratulierte der Polizei in einer Stellungnahme zu ihrer "hervorragenden Arbeit", die zu dem schnellen Fahndungserfolg geführt habe. "Die Berliner Polizei wird weiter mit hohem Engagement daran gehen, auch den zweiten Flüchtigen zu fassen", so Henkel. Arne Wabnitz, stellvertretender Landesbezirksvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, freute sich über den "schnellen ersten Erfolg bei der Jagd auf die Ausbrecher" - der Senat solle das Fahndungsergebnis nun zum Anlass nehmen, "die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger mit einem Plus an Polizei weiter zu erhöhen."

Justizverwaltung kündigt Haftverschärfungen an

Nach Auskunft einer Sprecherin der Senatsjustizverwaltung kommt Z. zurück in die JVA Moabit - allerdings in eine modernere Zelle in einem anderen Trakt. Durch die Verlegung in einen neuen Trakt sollen Z.s Kontakte zu befreundeten Mitgefangenen unterbunden werden. "Und er kommt jetzt natürlich in einen Haftraum, der mit Manganhartstahlgittern ausgestattet ist", so die Justizsprecherin. Bis zum Ausbruch hatte Z. genau wie Müslü in einer Zelle mit herkömmlichen Stahlgittern gelebt.

Außerdem kommen nach Auskunft der Sprecherin erhebliche Haftverschärfungen auf Z. zu: So werde er von Gemeinschaftsaktivitäten ausgeschlossen, dürfe in Zukunft nur noch allein zum Hofgang und werde bei jedem Weg durch das Gefängnis von einem Vollzugsbeamten begleitet, um ihn unter ständiger Beobachtung zu haben.

Zur Startseite