Kriminalität in Berlin: Mehr Brandanschläge auf Autos – oft mit unklarem Motiv
Die Zahl der Anschläge mit politischem Hintergrund insgesamt geht zwar zurück, doch in Neukölln gibt es vermehrt rechtsextremistische Brandanschläge.
Die Zahl der politisch motivierten Brandanschläge wird in diesem Jahr deutlich zurückgehen. Bislang hat die Polizei nur 31 Taten registriert, 25 auf Fahrzeuge und sechs auf Gebäude. Im Jahr 2016, das durch den Streit um die „linken“ Häuser in der Rigaer Straße geprägt war, waren es 72 Taten, bei denen 116 Autos zerstört wurden.
Die Zahl der nicht politisch motivierten Brandstiftungen an Fahrzeugen wird dagegen voraussichtlich erneut ansteigen. In der Nacht zu Sonntag schlug ein unbekannter Brandstifter im Lichtenberger Ortsteil Friedrichsfelde zu. Gegen 2.50 Uhr bemerkten Anwohner in der Dolgenseestraße, wie Flammen aus einem geparkten BMW schlugen. Das Feuer griff auf zwei daneben parkende Pkw über.
Alle drei Autos brannten trotz des Einsatzes der Feuerwehr komplett aus. Die Brandstiftung in der Dolgenseestraße war in diesem Jahr die Nummer 218. Dabei brannten 304 Autos aus. Zwei Nächte zuvor hatten in den Spandauer Ortsteilen Haselhorst und Staaken Autos gebrannt. Im gesamten Jahr 2016 hatte es 239 nicht politisch motivierte Brandstiftungen gegeben, 2015 waren es nur 141 Taten – das war der niedrigste Stand seit zehn Jahren.
Im Rekordjahr 2011 waren es 311 nicht politisch motivierte Brandstiftungen. Denn meist werden Autos nicht aus politischen Motiven, sondern zur Verdeckung von Diebstählen, aus Versicherungsbetrug, aus persönlichen Streitigkeiten oder von Pyromanen angezündet. In solchen Fällen ermittelt ein Brandkommissariat. Bei – mutmaßlich – politisch motivierten Taten ist es der Staatsschutz im LKA.
Vermehrt rechtsextremistische Anschläge in Neukölln
Die Einschätzung, um welches Motiv es sich handelt, ist nicht einfach. Denn nicht immer hinterlassen die Täter im Internet oder am Tatort ein Bekennerschreiben („Selbstbezichtigung“). Wenn ein Auto der Bahn, der Telekom oder Dienstleistern gehört, nimmt die Polizei ein politisches Motiv an. Diese Unternehmen stehen im Fokus linksextremistischer Täter. Ein politisch rechtes Motiv ist ebenso klar zu erkennen, wenn zum Beispiel die Privatwagen von linken Aktivisten, Gewerkschaftern oder Antifaschisten brennen.
Solche Taten hat es in diesem Jahr mehrfach in Neukölln gegeben. Seit Ende 2014 hat es etwa zwei Dutzend eindeutig rechtsextremistische Anschläge in Neukölln gegeben. Innensenator Andreas Geisel (SPD) setzte Ende Januar deshalb eine neue Sonderkommission namens „Resin“ (Rechte Straftaten in Neukölln) ein. Manchmal liegt die Kripo auch schief. So war ein in Mitte abgebranntes Auto zunächst als nicht politisch eingestuft worden. Denn dass die Halterin mit einem bekannten rechtsextremen Musiker liiert war, erkannte die Polizei nicht. Erst als Autonome eine Selbstbezichtigung veröffentlichten, übernahm der Staatsschutz den Fall. Die Taten der vergangenen Wochen waren bunt gemischt, ein Motiv selten zu erkennen.