Neonazis zünden Autos an: Brandanschläge auf Neuköllner Politiker
Wieder wurden in Neukölln Autos von zwei Bezirkspolitikern angezündet, die sich gegen Rechtsextremisten einsetzen.
Die Polizei geht von politisch eindeutig rechts motivierten Taten aus. Gegen 2.14 Uhr hörte ein Anwohner im Wiedehopfweg in Buckow ein dumpfes Geräusch von der Straße und schaute aus dem Fenster. Er sah auf der Straße einen brennenden Audi und alarmierte Polizei und Feuerwehr. Der Wagen wurde von der SPD-Bezirksverordneten Gabriela Gebhardt genutzt, er brannte trotz des schnellen Eintreffens der Feuerwehr vollständig aus. Gebhardt war 2010 von Bündnis 90/Grüne zu den Sozialdemokraten gewechselt.
Gut fünf Minuten später zündeten die Unbekannten den Wagen von Christel Jachan an, sie gehört zum "Aktionsbündnis Rudow gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit". Ein 24-jähriger Anwohner der Schönefelder Straße bemerkte gegen 2.20 Uhr Feuerschein von der Straße und sah dort den brennenden BMW. Er alarmierte Polizei und Feuerwehr. Vor dem brennenden Auto stand sein eigener Pkw, welchen er wegfuhr, bevor das Feuer übergreifen konnte. Der BMW, der dem Lebensgefährten von Jachan gehört, wurde stark beschädigt. Bereits im Juni 2016 war ein Auto von Christel Jachan zerstört worden. Die beiden Taten liegen etwa 4 Kilometer auseinander.
Seit etwa Ende 2014 hat es etwa zwei Dutzend eindeutig rechtsextremistische Anschläge in Neukölln gegeben. Zuletzt brannte im Mai das Auto einer Flüchtlingshelferin in Britz aus. Mehrere Aktivisten waren bereits zweimal Opfer von Anschlägen. Ende Januar hatte es in einer Nacht die Autos eines bekannten IG-Metall-Aktivisten sowie eines Rudower Buchhändlers getroffen. Beide haben sich in der Vergangenheit intensiv gegen rechts engagiert, so gab es in der Buchhandlung Lesungen gegen die AfD. Kurz danach hatten Unbekannte die Scheiben der Buchhandlung eingeschlagen.
Mitte Januar hatten Unbekannte das Auto der SPD-Politikerin Mirjam Blumenthal angezündet. Der Jugendverband „Falken“, den Blumenthal leitet, war zuvor mehrfach das Ziel mutmaßlich rechtsextremistischer Anschläge. Innensenator Geisel setzte Ende Januar deshalb eine neue Ermittlergruppe namens "Resin" - "Rechte Straftaten in Neukölln" - ein.
Gemeinsam ist den Anschlägen weiterhin die Uhrzeit: zwischen 2 und 3 Uhr. Auch die beiden jüngsten Anschläge passen in das Muster.
Jörn Hasselmann
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