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Hamed M. ist einen Monat nach seiner Flucht aus der JVA Tegel in Belgien gefasst worden.
© Polizei Berlin

Versuchter Ausbruch aus JVA Tegel: Lkw-Ausbrecher durchsägte Gitter und wurde erwischt

Im Februar 2018 klammerte er sich unter einen Liefer-Lkw und kam bis Belgien. Nun sägte Hamed M. in der JVA Tegel am Gitter – doch dann kam etwas dazwischen.

Er hatte einen der spektakulärsten Ausbrüche aus einer Berliner Haftanstalt hingelegt: Der Libyer Hamed M. hatte sich unter einem Lieferanten-Lkw festgeklammert und war mit dem Fahrzeug in die Freiheit gelangt. Nun ist der Mittzwanziger erneut erwischt worden.

Bei einer Haftraumkontrolle am vergangenen Freitagmittag entdeckten die Vollzugsbedienstete, dass der 25-Jährige bereits einen Gitterstab am Fenster seiner Zeller durchgesägt hatte. Zudem fanden die Beamten ein Sägeblatt.

Weit kam M. also nicht. Für ihn waren unregelmäßige Kontrollen angeordnet worden. Wann die Zelle in der Teilanstalt 6 zuvor geprüft wurde und seit wann M. bereits an den Gitterstäben gesägt hatte, konnte ein Sprecher der Justizverwaltung nicht sagen.

Akute Ausbruchgefahr habe aber nicht bestanden, sagte der Justizsprecher. Angesichts des eingesetzten harten Stahls an den Fenstergittern wäre M. mit einem Sägeblatt auch nicht weit gekommen. Nun ist M. in der Sicherungsabteilung untergebracht.

Der Maskenmann brachte Gitter zum Schmelzen

Als Konsequenz aus dem Fall sei angeordnet worden, alle Fenstergitter der Haftanstalt erneut zu überprüfen, sagte der Justizsprecher. Es komme einige Male im Jahr vor, dass Inhaftierte versuchten, die Gitterstäbe durchzusägen.

Zuletzt hatte es der als Maskenmann bekannt gewordene Mario K. Ende September in der Haftanstalt Tegel geschafft, das Fenstergitter zu überwinden und sich an der Wand abzuseilen.

Mario K. verdeckt während seines Prozesses sein Gesicht mit einem Hefter. (Archivbild 2015)
Mario K. verdeckt während seines Prozesses sein Gesicht mit einem Hefter. (Archivbild 2015)
© Foto: Patrick Pleul/dpa

Mithilfe einer chemischen Reaktion mit Eisenoxid- und Aluminiumpulver sowie Strom – eine Technik aus dem Schienenbau – brachte der Maskenmann die Gitterstäbe zum Schmelzen. Er hatte sich aus Tisch- und Stuhlbeinen einen Wurfanker gebaut, um damit die Außenmauer zu überwinden.

Der MacGyver unter den Ausbrechern

Doch Vollzugsbeamte entdeckten ihn bereits, als er sich gerade an der Wand des Zellentraktes abseilte. Die ausgetüftelte Aktion brachte dem Maskenmann in den Medien den Ruf als MacGyver-Ausbrecher ein. Der 52-jährige Häftling verbüßt eine lebenslange Haftstrafe wegen versuchten Mordes. Seit Oktober 2016 ist er in der JVA Tegel untergebracht. 

Auch M. hat einen ausgeprägten Freiheitsdrang. Er war am 7. Februar aus der Justizvollzugsanstalt Tegel geflohen. Die Wärter täuschte er, in seiner Zelle zu liegen, indem auf seinem Bett mit Kleidung und Klopapier eine Attrappe drapierte.

Für die gesamte Ansicht klicken Sie bitte auf das rote Kreuz,
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© Tsp

M. war als Hausarbeiter in der Haftanstalt tätig, deshalb konnte er sich mehrere Stunden unter einem Lastwagen festklammern, der die Anstalt mit Waren beliefert. Zwar wurde die Ladefläche kontrolliert, ebenso die Unterfläche mit Spiegeln – doch M. wurde übersehen. Erst am nächsten Morgen wurde sein Fehlen bemerkt.

Sieben Tage nach seinem Ausbruch wurde M. in Belgien verhaftet, nachdem er bei einem Diebstahl erwischt wurde. Weil er unter einer Alias-Identität registriert wurde, bemerkten die belgischen Behörden erst Wochen später, wen sie da gefasst hatten. Anfang März wurden die Berliner Generalstaatsanwaltschaft darüber informiert.

M. wurde zurück nach Berlin gebracht. In Tegel muss er bis Oktober 2022 Haftstrafen wegen Einbruchdiebstahls und räuberischer Erpressung verbüßen. Er ist einschlägig vorbestraft, es gab noch ein weiteres Verfahren zu einem Diebstahl mit Waffen.

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