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Polizisten führen einen verdächtigen Mann in der Pohlstraße ab.
© Paul Zinken/dpa
Update

Razzia gegen bekannten Clan in Berlin: Fünf Festnahmen bei Clan-Razzia in Kreuzberg und Tiergarten

Gegen Mitglieder der bekannten arabischstämmigen Großfamilie R. lief am Montag ein erneuter Polizeieinsatz. Die Ermittler beschlagnahmten Drogen.

Erneut haben Beamte die Räume einer deutsch-arabischen Großfamilie durchsucht, wieder wurde dabei das Spezialeinsatzkommando eingesetzt – und auch bei dieser Razzia ging es um Angehörige des R.-Clans. Die Polizei bestätigte, dass am Montag mehrere Häuser in Tiergarten und Kreuzberg durchsucht worden sind. Und dass im Laufe des Tages fünf Verdächtige festgenommen wurden. Bei der Razzia ging es um den Verdacht des Drogenhandels, die Ermittler beschlagnahmten Kokain – und zwei Kilogramm Cannabis in einem als „Bunkerfahrzeug“ benutzten Auto. Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehle.

Schwerpunkt des Einsatzes waren Wohnungen und Lokale nahe der Kurfürstenstraße. Aus einem Wohnhaus in der Potsdamer Straße führte die Polizei nach Anwohnerangaben zwei Brüder ab. Durchsucht wurden zudem ein Wettbüro in der Nähe der Potsdamer Straße und Wohnungen in der nahen Pohl- und der Körnerstraße. Ein Drogensuchhund beschnüffelte davor geparkte Luxuswagen.

Einsatz am Morgen. Die Polizei durchsuchte mehrere Wohnhäuser.
Einsatz am Morgen. Die Polizei durchsuchte mehrere Wohnhäuser.
© Paul Zinken/dpa

Weder Polizeiführung noch Staatsanwaltschaft bestätigten, dass es sich bei den Verdächtigen um Männer aus der genannten Großfamilie handelt – allerdings äußerten sich Szenekenner und einzelne Beamte entsprechend. Es wurde am Montag offenbar auch gegen Verdächtige aus einer anderen, ebenfalls im Milieu aktiven Familie ermittelt. Dass es im aktuellen Fall um Drogenhandel geht, ist insofern ungewöhnlich, als der R.-Clan dabei zuletzt – zumindest offenkundig – deutlich weniger aufgefallen ist als andere deutsch-arabische Familien.

Die älteren Angehörigen der Familie R. kamen oft schon zur Wende aus dem Libanon nach Deutschland, sie leben bis heute mehrheitlich in Neukölln. Mehrere Mitglieder gelten als Intensivtäter, oft ging es um Körperverletzung, Nötigung, Raub, Diebstahl, Waffendelikte und Hehlerei. Noch nicht abgeschlossen sind die Verfahren wegen des Diebstahls der kanadischen Goldmünze aus dem Bode-Museum und der Tötung eines Mannes in Britz im vergangenen Jahr.
Erst vor einigen Wochen hatten Beamte 77 Immobilien der Familie beschlagnahmen lassen, weil Fahnder davon ausgehen, dass diese Wohnungen, Häuser und Grundstücke in Berlin und Umland mit der Beute aus Straftaten finanziert wurden. Nach diesem letzten Schlag, bei dem die über Jahre zusammengekauften Immobilien vorläufig konfisziert worden sind, wurde gegen 16 Angehörige und einige Bekannte des Clans wegen Geldwäscheverdachts ermittelt. Ob sich einige dieser Verdächtigten unter den am Montag festgenommenen Männern befinden, war nicht zu erfahren.

Gesichertes Beweismaterial, das bei den Durchsuchungen gefunden wurde.
Gesichertes Beweismaterial, das bei den Durchsuchungen gefunden wurde.
© Paul Zinken/dpa

Bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP) zeigte man sich erfreut. „Es ist immer schön, die Woche mit so einem Einsatz zu beginnen“, teilte GdP-Landeschef Norbert Cioma mit. „Im Kampf gegen die Hydra der organisierten Kriminalität ist es wichtig, regelmäßig Zeichen zu setzen und mit nachhaltiger Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden jenen auf die Füße zu treten, die unsere Gesetze missachten und meinen, sie könnten ohne Konsequenzen schwere Straftaten begehen.“ Nicht alle Männer gleichen arabischen Nachnamens sind kriminell – oder stehen auch bloß mit Tätern in Verbindung. Allerdings ist die massive Häufung von gewalttätigen Dauerstraftätern in einigen Familien offenkundig. Auf vereinzelte Äußerungen unter Beamten, dass dutzende Angehörige der Familie R. erst am Wochenende einen helfenden Sanitäter in Neukölln umkreist und bedroht hätten, der einen Angehörigen zu reanimieren versuchte, gingen weder der Sprecher der Justiz noch der Polizei ein. Der Sanitäter musste Polizeischutz anfordern, was nicht nur in Neukölln immer wieder passiert.

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