Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin-Kreuzberg: Fluchtwege in besetzter Schule sind versperrt
Bei einer nicht angekündigten Überprüfung der Rettungswege und des Brandschutzes hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg verrammelte Türen und versperrte Fluchtwege vorgefunden. Diese Mängel werden jetzt behoben, eine Räumung ist aber nicht geplant.
Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg überprüfte am Mittwochmorgen gegen 6 Uhr den Brandschutz und die Rettungswege in der Gerhart-Hauptmann-Schule. Bezirksamtssprecher Sascha Langenbach berichtete, Vertreter der Bauaufsicht und der Feuerwehr hätten mehrere mit Möbeln und Sperrmüll verrammelte oder mit Fahrradschlössern verriegelte Türen vorgefunden - auch solche, die eindeutig als Fluchtwege gekennzeichnet sind. "Im Notfall wäre dort niemand der Bewohner raus- oder Rettungskräfte reingekommen", sagt Langenbach. An der Begehung nahm auch die Finanzstadträtin des Bezirks, Jana Borkamp (Grüne), teil.
Das Bezirksamt hatte die Überprüfung schon lange angekündigt, zuletzt vor einem Monat, "zeitnah" die Rettungswege in der ehemaligen Schule in der Ohlauer Straße überprüfen zu wollen. "Trotz all der Auseinandersetzungen vor Gericht tragen wir die Verantwortung für die Menschen in der Schule und in der Nachbarschaft sowie das Gebäude", sagt Langenbach. Schließlich stehe die Schule mitten im Wohngebiet und stelle so im Brandfall auch eine Gefahr für die Anwohner dar.
Handwerker wie Schlosser oder Schreiner würden nun die Fluchtwege wieder freiräumen. Die Bewohner der Schule hätten auf die Überprüfung zunächst nicht reagiert, weil sie zu dem Zeitpunkt noch geschlafen hätten, sagt Langenbach. Zuletzt hatten Bezirksamtsvertreter im Oktober die Schule betreten. Die Polizei Berlin twitterte am Mittwochmorgen, sie schütze das Bezirksamt bei der Überprüfung des Brandschutzes und der Rettungswege; eine Räumung sei nicht vorgesehen.
Es waren etwa 50 Beamte in der Schule. Laut Polizeisprecher Stefan Redlich sollten sie gewährleisten, dass die Bezirksamtsvertreter in Ruhe arbeiten können. In der Vergangenheit hatte das Bezirksamt schon mehrfach angekündigt, die Schule "zeitnah" räumen lassen zu wollen. Dagegen hatten Flüchtlinge erfolgreich geklagt. Sie berufen sich auf Einigungspapiere, die sie mit dem Bezirksamt im vergangenen Juli unterzeichnet hatten.
Die Polizei nahm zwei Bewohner der Schule fest, die wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung von der Staatsanwaltschaft gesucht wurden. Die 36-jährige Kenianerin und der 39-jährige Sudanese hatten im vergangenen Juli, als eine Räumung der Schule unmittelbar erwartet wurde, Steine auf Polizisten geworfen. Zudem entdeckten die Beamten ein Tütchen Cannabis. Als sie es beschlagnahmen wollten, kam einer der Bewohner und sagte: „Lasst das, das gehört mir!“ Die Beamten nahmen ihn zur erkennungsdienstlichen Behandlung mit. Da es sich aber um eine geringe Menge Drogen handelt, ging Redlich davon aus, dass der Mann anschließend wieder auf freien Fuß kam.