Kampf gegen Clan-Kriminalität: Behörden und Experten treffen sich zu Fachkonferenz
Der Kampf gegen die kriminellen Clans soll effektiver organisiert werden. Dazu treffen sich Polizei-, Behörden- und Bezirksvertreter in der Innenverwaltung.
Der Kampf der Berliner Behörden gegen die kriminellen Mitglieder der Clans soll künftig in der ganzen Stadt noch effektiver organisiert werden. Dazu treffen sich am 24. Oktober Experten der Kriminalpolizei, der Senatsverwaltungen und von Bundesbehörden mit Vertretern der zwölf Bezirke zu einer großen Fachkonferenz in der Senatsinnenverwaltung.
„Wichtig ist, dass wir uns auf allen Ebenen vernetzen und miteinander im Gespräch bleiben. Wir müssen wissen, was die anderen tun“, kündigte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) an.
„Das Interesse, das sich bisher nur auf Neukölln beschränkte, weitet sich jetzt deutlich aus“, sagte Geisel. „Man sieht schon: Das Thema taucht in allen Bezirken auf.“ Die Täter seien klassische Kriminelle. „Und wenn die die Chance haben, sich auszubreiten, dann tun sie das.“
Bis Mitte August dieses Jahres gab es laut Geisel 157 Einsätze der Polizei gegen kriminelle Mitglieder arabischstämmiger Clans in großen Teilen Berlins, davon 22 zusammen mit anderen Behörden. Das sind im Schnitt vier pro Woche. „Der Schwerpunkt war bislang Neukölln. Aber auch in Charlottenburg-Wilmersdorf, Reinickendorf und Spandau waren wir unterwegs.“
Geisel betonte: „Durch diese hohe Schlagzahl wird deutlich, dass wir es ernst meinen. Und die Botschaft kommt bei den Clans auch an. Die wissen nur noch nicht genau, wie lange wir das durchhalten.“ Mit Blick auf die Kriminalpolizei sagte Geisel weiter: „Die zuständigen Ermittler spüren jetzt eine deutlich stärkere Vernetzung, sind damit hochzufrieden und sagen, sie würden gerne noch tiefer in die Strukturen eindringen. Diese Gelegenheiten wird es auch geben.“
Fünf-Punkte-Plan gegen Clans
Vor knapp zehn Monaten, am 26. November 2019, hatte der Berliner Senat einen Fünf-Punkte-Plan gegen die Clans angekündigt. Beim Landeskriminalamt gibt es seit dem Winter die neue Koordinierungsstelle für Organisierte Kriminalität (KO-OK).
Bei der Konferenz am 24. Oktober mit mehr als 100 Teilnehmern sind neben den Bezirken die Vertreter der Senatsverwaltungen für Inneres, Justiz, Finanzen und Schule dabei. Außerdem Staatsanwälte und Abgesandte der Agentur für Arbeit.
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Es gehe um eine Bestandsaufnahme und die weitere Etablierung fester Arbeitsstrukturen, sagte Geisel. In jedem Bezirksamt soll es einen festen Ansprechpartner für das Thema Clans geben.
Die Arbeitsweise ähnele derjenigen der Anti-Terror-Runden. „Die einzelnen Fälle bestimmter Personen werden auf den Tisch gepackt, die beteiligten Behörden sitzen zusammen und jeder leistet seinen Beitrag zu einem Gesamtbild.“
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Wichtig sei allerdings, dass Politik, Polizei und Justiz nicht nachgeben. „Es ist ja nicht so, dass wir überall Straßenzüge an die Kriminalität verlieren, sondern man gewinnt auch ganze Straßenzüge zurück. Aber in dem Augenblick, in dem der Druck nicht aufrechterhalten wird, verliert man.“
Das lange erwartete Lagebild des Landeskriminalamtes zur Organisierten Kriminalität, inklusive eines eigenen Kapitels zu den Clans, soll im Oktober vorgelegt werden. Der Entwurf sei fertig, sagte Geisel. „Ich gehe davon aus, dass es in den nächsten vier Wochen erscheint.“ (dpa)