Feuerwehrmänner bespuckt und getreten: Angriff auf Einsatzkräfte in Berlin-Charlottenburg
Sie kamen, um zwei Betrunkenen zu helfen, und wurden selbst zum Opfer. Am Samstag wurden Sanitäter im Einsatz angegriffen - und mussten Polizeischutz anfordern.
Wieder ist es in Berlin zu Angriffen auf Einsatzkräfte der Feuerwehr gekommen. Zwei Feuerwehrmänner wurden leicht verletzt, einer von ihnen musste daraufhin seinen Dienst abbrechen. Polizei und Feuerwehr schildern den Vorgang so: Rettungssanitäter der Feuerwehr wurden um kurz nach vier Uhr am Samstagmorgen zu einer Bar in der Charlottenburger Roscherstraße gerufen. Dort waren zwei Männer so stark alkoholisiert gewesen, dass sie hilflos davor auf dem Boden lagen.
Doch als die Helfer am Lokal eintrafen, wurden sie aus einer Gruppe von bis zu 20 Personen heraus zunächst beleidigt und angepöbelt, schließlich auch körperlich angegriffen. Weil die Männer immer aggressiver wurden und die Angriffe darin gipfelten, dass die Sanitäter bespuckt und getreten wurden, zogen sich die Feuerwehrleute zunächst zurück und alarmierten weitere Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei.
Als der Rettungswagen wegfuhr, wurde das Fahrzeug aus der Gruppe heraus mit einer Bierflasche beworfen, was den Wagen beschädigte. Als Polizei und weitere Feuerwehrkräfte am Tatort eintrafen, beruhigte sich die Lage und die zwei alkoholisierten Männer, derentwegen ursprünglich der Krankenwagen gerufen wurde, konnten behandelt und in ein Krankenhaus gebracht werden.
Ein leicht verletzter Sanitäter musste seinen Dienst beenden
Die zwei attackierten Sanitäter wurden leicht verletzt, einer von ihnen musste seinen Dienst abbrechen. Auf ärztliche Behandlung konnte bei ihm aber verzichtet werden. Die betroffenen Einsatzkräfte stellten Strafanzeige bei der Polizei. Eine Polizeisprecherin teilte mit, dass Ermittlungen wegen des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte laufen sowie wegen Körperverletzung und Beleidigung.
Ob die Polizei bereits die konkreten Täter aus der Gruppe heraus identifizieren konnte, war am Samstag noch nicht bekannt. Auch nicht, um was für eine Personengruppe es sich bei den Angreifern konkret handelte. In den sozialen Medien weisen Bürger darauf hin, dass die "Nachtigall"-Bar, wo der Vorfall sich ereignete, von Szenegängern aus dem Clan-Milieu frequentiert werde.
Dass Einsatzkräfte angegriffen werden, ist kein neues Phänomen. „Aber die Einsatzzahlen sind in den vergangenen Jahren gestiegen und deshalb haben wir auch mehr Einsätze, die zu Angriffen führen“, sagte Feuerwehr-Sprecher Dominik Pretz dem Tagesspiegel.
„Man merkt aber, dass die Angriffe brutaler werden.“ Und über die sozialen Medien würden die Attacken heute schneller die Runde machen als früher. Mittlerweile würden die Angriffe aber auch konsequent zur Anzeige gebracht, in einigen Fällen treten die Beamten als Nebenkläger im Verfahren auf.
„Mir fehlt für ein derart abscheuliches Verhalten jegliches Verständnis“, sagte Benjamin Jendro, Pressesprecher der Gewerkschaft der Polizei Berlin. „Wir reden über Menschen, die ihre Lebensenergie überwiegend dafür verwenden, dass es anderen gut geht und Menschen in Not geholfen werden kann. Dass sie dafür angefeindet, mit Flaschen beworfen und von Lamas wie im Mittelalter bespuckt werden, schiebt den menschlichen Intellekt hinter den einer Kartoffel“, so sein Urteil.
Neben Jendro wünschten auf Twitter auch zahlreiche andere den verletzten Sanitätern gute Besserung, darunter SPD-Innenpolitiker Tom Schreiber. Er schrieb: „Hier ist am Ende die Justiz gefragt.“ Im konkreten Fall hält er Sozialstunden für die Täter angebracht. „Oder ersatzweise zu den Kurzstrafern.“
2018 wurden 6959 Übergriffe auf Polizisten verzeichnet - 200 mehr als 2017
Immer wieder werden Feuerwehrleute in Berlin Opfer von Gewalt – nicht nur in der Silvesternacht. In der polizeilichen Kriminalitätsstatistik wurden 101 Angriffe im Jahr 2018 registriert. In Extremfällen können sie ihren Einsatz dann nur unter Polizeischutz fortsetzen. Im Februar gingen mehrere Menschen in Kreuzberg auf Sanitäter los, weil ihnen der Einsatz zu lang dauerte. Die attackierten Rettungskräfte mussten zunächst in den Krankenwagen flüchten.
Auch Polizistinnen und Polizisten werden in Berlin immer häufiger angegriffen. Das zeigt die Antwort der Senatsinnenverwaltung auf eine schriftliche Anfrage des CDU-Abgeordneten Peter Trapp: Im vergangenen Jahr hat die Polizei 6959 Übergriffe verzeichnet, 2017 waren es noch 200 weniger, damals wurden 6759 Delikte bilanziert.
Darunter fielen im vergangenen Jahr: Widerstand (4512), tätlicher Angriff (709), Körperverletzung (1314), Bedrohung (287), Nötigung (113) und sonstige Delikte (24).
Auf Initiative der Bundesregierung wurden die Strafen für Attacken auf Rettungskräfte 2017 verschärft. Der tätliche Angriff auf Vollstreckungsbeamte ist seitdem ein eigenständiger Tatbestand mit einer schärferen Strafandrohung von mindestens drei Monaten und bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe.
Im November wurde ein 38-Jähriger zu einem Jahr und sechs Monate Haft auf Bewährung verurteilt, nachdem er unter Alkoholeinfluss Böller auf Rettungskräfte geworfen und einem Sanitäter ins Gesicht gespuckt hatte.