Linksautonome Demo in Berlin: 800 Polizisten, tausend Demonstranten – und später flogen Steine
Bei einer linksautonomen Demo gab es erst nur kleinere Ausschreitungen, dann 21 Festnahmen. In der Nacht waren Polizisten und Autos das Ziel von Steinwürfen.
Bei einer linksautonomen Demonstration in Friedrichshain am Freitagabend sei es zu kleineren Ausschreitungen gekommen, teilte die Polizei am Samstag mit. Der Protest richtete sich gegen das Vorgehen der Polizei bei einem tödlichen Einsatz in der vergangenen Woche sowie gegen den bevorstehenden europäischen Polizeikongress.
Demonstranten zündeten dem Polizeibericht zufolge Pyrotechnik und rissen einen Bauzaun in der Grünberger Straße nieder. Weil einige Teilnehmer vermummt gewesen seien, habe die Polizei von der Gubener Straße an ein Spalier gebildet und so den Demonstrationszug begleitet. Daraufhin hätten Teilnehmer vereinzelt Polizisten angegriffen, die von den Beamten abgedrängt wurden, heißt es in der Mitteilung der Polizei.
In der Grünberger Straße sollen Demonstranten versucht haben, einen Beamten in die Menge zu ziehen. Dies habe man durch den Einsatz „einfacher körperlicher Gewalt“ verhindern können. Kurz darauf sei es zu einem weiteren Zwischenfall gekommen: Demonstranten hätten gegen den Helm eines Polizisten getreten und auf einen geparkten Polizeiwagen eingeschlagen. Drei Einsatzkräfte seien dabei leicht verletzt worden, vier Menschen wurden festgenommen.
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In der Nacht zu Samstag sollen Vermummte gegen 3 Uhr an der Rigaer Straße, Ecke Liebigstraße, Pflastersteine auf Polizisten geworfen haben. Ein Beamter wurde dabei verletzt, konnte seinen Einsatz aber fortführen. Außerdem wurden vier Polizeiwagen und sechs parkende Autos durch die Steine beschädigt. Eine 19-Jährige und ein 22-Jähriger griffen die Einsatzkräfte an und wurden daraufhin festgenommen, teilte die Polizei am Samstag mit. Insgesamt seien zehn Strafanzeigen gefertigt worden.
In der Rigaer Straße mit einst besetzten Häusern werden seit Jahren Polizisten von linksextremistischen Tätern attackiert. In der Liebigstraße liegt mit dem Wohnprojekt „Liebig 34“ eines der letzten Symbole der autonomen Szene in der Stadt - eine Räumungsklage gegen Bewohner beschäftigt derzeit die Justiz.
Die Bilanz der Polizei in Zahlen:
- Die Zahl der Demonstranten lag zwischenzeitlich im unteren vierstelligen Bereich.
- Rund 800 Polizisten waren im Einsatz.
- 44 Anzeigen wurden wegen Landfriedensbruchs, Verstößen gegen das Versammlungs- und Sprengstoffgesetz, Körperverletzung, Beleidigung und Sachbeschädigung ausgestellt.
- 21 Demoteilnehmer wurden festgenommen. Nachdem die Polizei ihre Personalien aufgenommen hatte, wurden sie wieder freigelassen.
Der Demonstrationszug startete gegen 21 Uhr am Wismarplatz und führte von dort aus durch den südlichen Friedrichshain. Gegen 22.40 Uhr beendete der Veranstalter die Demo am Annemirl-Bauer-Platz am Ostkreuz. Hintergrund des Aufzugs war der bevorstehende europäische Polizeikongress in Berlin sowie ein Polizeieinsatz, bei dem in der vergangenen Woche die 33-jährige Maria B. zu Tode gekommen war. (mit dpa)
Jette Wiese