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Der Instagram-Post des syrischen Profiboxers Manuel Charr. Auf einem Foto sind sieben Männer zu sehen, die in einem Raum um einen Tisch sitzen und verhandeln (Personen von der Redaktion gepixelt).
© Instagram

Tschetschenen gegen Clan: Polizei-Ermittlergruppe „Hammer“ untersucht Bandenkrieg in Berlin

Die Beamten führen aktuell mehrere Ermittlungsverfahren. In der vergangenen Woche waren die blutigen Kämpfe zwischen den Gruppen in Berlin eskaliert.

Wegen der blutigen Auseinandersetzungen zwischen Tschetschenen und Mitgliedern eines arabischstämmigen Clans in Berlin hat die Polizei eine eigene Ermittlergruppe eingesetzt. Durch die „EG Hammer“ würden seit knapp einer Woche mehrere Ermittlungsverfahren zu gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruchs geführt, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Montag im Innenausschuss. 

Ein Verdächtiger soll auf einem Video mit einem Hammer in der Hand zu sehen sein. Am 7. November soll eine Gruppe Tschetschenen einen Spätkauf in Neukölln, der mit dem bekannten Remmo-Clan in Verbindung stehen soll, mit Schlagstöcken und Messern überfallen haben. 

Es gab mehrere Verletzte. Noch am gleichen Abend und am nächsten Tag prügelten Männer am Bahnhof Gesundbrunnen im Norden Berlins auf Widersacher ein. Zurück blieben tschetschenische Verletzte mit Platz- und Stichwunden. 

Weitere Angriffe soll es gegeben haben. Dann tauchten im Internet Fotos und auch ein kurzes Video von einem vermeintlichen Friedensgespräch zwischen Abgesandten der gegnerischen Banden auf. Die Polizei dementierte sofort, dass sie dieses Vorgehen akzeptiert habe. 

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Unklar blieb bis zuletzt, ob es bei der Fehde um Revierkämpfe im Drogenhandel oder um verletzte Ehre ging. Beide Seiten beriefen sich in der Vergangenheit bei Konflikten zuweilen auf muslimische Traditionen, sprachen von "Ehre" und dem "Propheten". Religiöses spielte in Berlin insbesondere unter polizeibekannten Tschetschenen eine Rolle.

Tschetschenen, Clans und die organisierte Kriminalität

Kämpfe zwischen Familien im Clan-Milieu, mitunter auch zwischen ethnisch organisierten Banden, gibt es immer wieder. Mal geht es um Geschäftliches, mal um vermeintliche Fragen der Ehre. Vermutet wird, dass die Tschetschenen sich in der Milieuhierarchie nicht den deutsch-arabischen Platzhirschen unterordnen wollen.

Die aus dem Libanon stammenden Clans sind in Berlin seit 30 Jahren aktiv, viele Cliquen aus dem Kaukasus gerade zehn Jahre. Bislang waren die Tschetschenen-Banden in Berlin als Dienstleister und Handlanger unterwegs. Sie erledigten etwa Jobs als Geldeintreiber.

Ermittler schließen nicht aus, dass die Tschetschenen-Banden nun selbst Geschäfte ihrer vormaligen Auftraggeber übernehmen wollen. Sie würden inzwischen "eigene illegale Geschäftsfelder, zum Beispiel den Rauschgifthandel, für sich beanspruchen", heißt es in einem Vermerk des Landeskriminalamts. (Tsp/dpa)

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