Entspannungspolitik in Nordkorea: Pjöngjang lässt die letzten inhaftierten Amerikaner frei
Abgeholt vom Geheimdienstkoordinator James Clapper sind die zwei letzten in nordkoreanischen Arbeitslagern festsitzenden US-Bürger Kenneth Bae und Matthew Miller wieder in den USA eingetroffen. Angeblich sind sie ohne politische Gegenleistungen freigekommen.
In Berlin wird das Ende der Mauer vor 25 Jahren gefeiert. Und just an diesem Fest-Wochenende meldet sich einer der letzten Vorposten des Kalten Kriegs wieder auf der Weltbühne zurück: Nordkorea hat die zwei letzten Amerikaner in Gewahrsam des Landes freigelassen. Am Samstagabend kamen der aus Südkorea stammende Missionar Kenneth Bae und der junge Matthew Miller, der in Nordkorea Asyl beantragen wollte, wieder in den USA an. Begleitet wurden sie vom Koordinator der amerikanischen Geheimdienste, James Clapper.
Die beiden amerikanischen Staatsbürger hatten Monate und Jahre in den berüchtigten Arbeitslagern Nordkoreas verbracht. Kenneth Bae und Matthew Miller landeten am Samstagabend - am frühen Morgen deutscher Zeit - auf dem Armeestützpunkt Lewis-McChord im US-Bundesstaat Washington. Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach seiner Festnahme in Nordkorea dankte Bae allen, die ihn "unterstützt und aufgemuntert und mich nicht vergessen haben".
Bae war im November 2012 festgenommen und im April 2013 zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Der 46-Jährige wurde für schuldig befunden, als evangelikaler Christ den Umsturz der nordkoreanischen Regierung geplant zu haben. Der aus Südkorea stammende Missionar war in der Haft erkrankt.
Bei einer kurzen Pressekonferenz nach seiner Ankunft in den USA dankte Bae auch allen Menschen, die seine Angehörigen in "schrecklichen Zeiten" unterstützt hätten. "Mein Bruder ist zu Hause. Alle unsere Hoffnungen und Gebete für diesen einen Moment sind wahr geworden", sagte Baes Schwester Terry Chung. Die Familie hatte erst von der Freilassung erfahren, als Bae und Miller bereits Nordkorea verlassen hatten und in der Luft waren.
Der ebenfalls freigelassene Miller war im April dieses Jahres festgenommen worden, nachdem er bei der Einreise sein Visum zerrissen und Asyl in der Demokratischen Volksrepublik Korea gefordert haben soll. Mitte September wurde der 24-Jährige wegen des Vorwurfs "feindseliger Akte" zu sechs Jahren Arbeitslager verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, sein Visum zerrissen und um Asyl gebeten zu haben - mit der Absicht, im Gefängnis zu landen und dort Informationen über Menschenrechtsverletzungen zu sammeln.
Insgesamt waren in Nordkorea bis vor kurzem drei US-Bürger inhaftiert. Der erste von ihnen, Jeffrey Fowle, kam schon vor zwei Wochen frei, nachdem er fünf Monate in nordkoreanischer Gefangenschaft verbracht hatte.
US-Präsident Barack Obama bezeichnete die Freilassung seiner Landsleute als "wundervoll". Besonders würdigte er den Einsatz des US-Geheimdienstkoordinator James Clapper bei der "schwierigen Mission". Der Spionagechef war heimlich nach Nordkorea gereist. Er führte dabei nach US-Angaben eine "kurze Nachricht" an Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un mit sich, die ihn als persönlichen Gesandten Obamas auswies. Ein Treffen
zwischen Clapper und Kim gab es aber nicht.
"Es gab keine Gegenleistungen", sagte ein Vertreter des US-Außenministeriums. Nordkorea könne mit "positiven Entscheidungen" seine Beziehungen zu den USA und dem Rest der Welt verbessern oder die entgegen gesetzte Richtung einschlagen. Der frühere US-Botschafter in Südkorea, Christopher Hill, sagte dem US-Nachrichtensender CNN, die "anscheinend bedingungslose" Freilassung sei ein "bedeutendes Signal" der nordkoreanischen Regierung.
Das abgeschottete Nordkorea hofft auf eine Wiederaufnahme der sogenannten Sechsergespräche zu seinem Atomprogramm. Washington vertrat bislang jedoch die Linie, dass Pjöngjang sich zunächst bereit erklären müsse, über atomare Abrüstung zu verhandeln. An den eingefrorenen Gesprächen sind außer den USA und den beiden koreanischen Staaten auch Russland, China und Japan beteiligt.
Zusätzlich steht Pjöngjang international unter Druck, nachdem ein im Januar veröffentlichter UN-Bericht detailliert Folter, Vergewaltigungen, Mord und Versklavung in den zahlreichen Gefangenenlagern Nordkoreas dokumentiert hatte. Erst vor wenigen Tagen hatten die EU und Japan der UN-Generalversammlung eine von 48 Staaten unterstützte Resolution vorgelegt. Diese fordert den Sicherheitsrat auf, den Internationalen Strafgerichtshof
(IStGH) in Den Haag mit der Regierung Nordkoreas zu befassen. China, ständiges Sicherheitsratsmitglied und wichtigster Verbündeter Pjöngjangs, könnte ein Veto gegen eine solche Resolution einlegen. AFP/dpa/Tsp
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