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Viel mehr Kinder - viel mehr Lehrer. Diese Gleichung bereitet nicht nur in Berlin Schwierigkeiten.
© dpa

Lehrermangel in der Hauptstadt: Pensionäre sollen es an Berlins Schulen richten

Berlins Schulsenatorin will Beschäftigung über das Pensionsalter hinaus erleichtern. Bayern geht einen wirksameren Weg - und hat es viel weniger nötig..

Nun sollen es die Pensionäre richten: Um den Lehrermangel zu vermindern und weniger auf Quereinsteiger angewiesen zu sein, will Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) verstärkt auf die älteren Beschäftigten zurückgreifen. „Die Senatorin setzt sich für eine Aufhebung der Zuverdienstgrenze für Pensionäre und für eine freiwillige Dienstzeitverlängerung ein“, sagte der Sprecher der Bildungsverwaltung, Thorsten Metter, am Montag auf Anfrage. „Darüber laufen zurzeit Gespräche mit der Finanzverwaltung.“

Bisher war es so, dass Lehrkräfte kaum länger arbeiten durften – die Zuverdienstgrenze führt zudem dazu, dass sich die Mehrarbeit finanziell nicht auszahlt. „Angesichts des Lehrkräftemangels ist das aus Sicht von Scheeres eine Regelung, an die man ran sollte“, so Metter.

Dramatischer Lehrermangel in Berlin

Mit diesen Überlegungen bewegt Berlin sich allerdings am unteren Ende der Möglichkeiten. Bayern geht wesentlich weiter, um dem Lehrermangel entgegenzuwirken: Zum neuen Schuljahr müssen Teilzeitlehrer mindestens 21 Stunden unterrichten, sofern die familiäre Situation dem nicht entgegensteht. Zudem gab es Überlegungen zu einem Moratorium bei den Frühpensionierungen. Beide Maßnahmen wurden jetzt ergriffen bzw. erwogen, obwohl der Lehrermangel weniger dramatisch ist als in Berlin, wo gerade erst 40 Prozent der freien Lehrerstellen mit Quereinsteigern besetzt werden mussten: „Strengere Vorgaben bei Teilzeitanträgen oder bei der Frühpensionierung sind bei uns aktuell kein Thema“, lautete Metters Auskunft.

Um das Ausmaß des Personalmangels zu verdeutlichen, hatte die Bildungsgewerkschaft GEW in der letzten Ferienwoche eine Umfrage gestartet. Knapp 70 Schulen beteiligten sich. Dabei gab jede zweite Grundschule an, dass die Klassen im Vergleich zum vergangenen Schuljahr größer geworden sind. Die meisten Schulen, die sich beteiligten, konnten fast alle offenen Stellen besetzen. Im Durchschnitt ist eine Stelle pro Grund- und Sekundarschule noch frei. Bei den Gymnasien und Berufsschulen gibt es nur vereinzelt freie Stellen.

Große Zahl von Quereinsteigern

Die große Zahl der Quereinsteiger blieb auch am Montag das beherrschende Thema. Jetzt geht es vor allem um die Frage, wie die Einarbeitung dieser Kräfte durch das Kollegium erleichtert werden kann. „Zwei Stunden Entlastung pro Quereinsteiger reichen nicht aus, wenn ein Standort besonders viele Quereinsteiger aufnimmt“, lautet die Einschätzung der SPD-Bildungspolitikerin Maja Lasic; vor allem dann nicht, wenn es um Schulen in sozial schwieriger Lage gehe: „Wir müssen durch zusätzliche Entlastung zeigen, dass wir die wichtige Aufgabe wertschätzen, der sich diese Schulen widmen“, fordert Lasic.

Es gibt auch neue Vorschläge, wie mehr Lehrer gewonnen werden könnten. So regt Dieter Haase vom Gesamtpersonalrat an, Referendare besser zu besolden, damit die Lehramtsabsolventen nach dem Studium nicht die Stadt verlassen. Der Lehrer des Jahres, Robert Rauh, veröffentlichte einen „5-Punkte-Plan gegen den Lehrermangel“. Dazu gehört der Vorschlag, dass Quereinsteiger nicht mehr 19, sondern nur zwölf Stunden unterrichten müssen, um sie nicht an der Belastung scheitern zu lassen. Zudem macht auch Rauh sich für den Einsatz pensionierter Lehrer stark und fordert die tarifliche Gleichstellung der Angestellten mit den Beamten.

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