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Wegen des Virus könnten Schulen komplett geschlossen werden.
© Jonas Güttler/dpa
Update

Mitarbeiter im Club „Trompete“ infiziert: Pankower Schule wegen Coronavirus bis 20. März geschlossen

Wegen möglicher Quarantänemaßnahmen sorgen die Schulen vor. Alternativen zum Präsenzunterricht könnten E-Learning-Plattformen wie „Lernraum Berlin“ sein.

Berlins Schulen und Eltern halten die Luft an: Kommt sie oder kommt sie nicht, die Komplettschließung? So ging es am Wochenende auch der SchuleEins in Pankow, aus deren Reihen sich ein externer Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert hat: Er gehöret zu den vielen Besuchern des Clubs "Trompete", die sich am 29. Februar offenbar dort infiziert hatten.

Seit Dienstagnachmittag steht nun fest: Die Schule bleibt bis 20. März zu. Dies bestätigte Geschäftsführerin Carmen Urrutia dem Tagesspiegel nach einem Gespräch mit dem Gesundheitsamt.

Rund 70 Prozent der Eltern hatten ihre Kinder aus Angst vor einer Ansteckung bereits am Dienstag nicht zur Schule geschickt. Betroffen von der Schließung sind 580 Schüler der Gemeinschaftsschule und 68 Mitarbeiter.

Die Frage nach den Sinn oder Unsinn von Schließungen ist aktuell besonders virulent, weil wichtige Klassenarbeiten und Prüfungen anstehen.

Los geht es am 27. März mit dem Abitur-Leistungskursklausur Spanisch, am 16. März beginnen schon die „Prüfungen in besonderer Form“ für den Mittleren Schulabschluss. Bei Komplettschließungen nach Italiens Vorbild müssten die Prüfungen verschoben werden. Allerdings heißt es bislang seitens der Kultusministerkonferenz, dass „eine bundesweite Schließung der Schulen oder Zwangsferien derzeit nicht zur Debatte stehen“.

Ersatzaufgaben werden entwickelt

Unbemerkt von der Öffentlichkeit tut sich allerdings einiges, um die Schulen manövrierfähig zu halten, falls es zu Schließungen oder größeren Quarantäneaktionen kommen sollte. Zum einen werden Ersatzprüfungsaufgaben für Schüler, die gegebenenfalls in Quarantäne müssen, entwickelt.

Zum anderen wird mit Hochdruck am „Lernraum Berlin“ gearbeitet, einer Onlineplattform, in der Berliner Lehrer im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung das so genannte virtuellen Klassenzimmer ermöglichen wollen.

Noch hat die Bildungsverwaltung keinen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge und den Grad der Verbreitung in Berlins Schulen gegeben. Auf der Homepage des „Lernraum Berlin“ ist allerdings zu sehen, dass sich die Fachlehrer darüber informieren können, was im Hinblick auf mögliche Schulschließungen zu tun ist. „Coronainfo“ nennt sich der Button, unter dem sich die Lehrer mit den Möglichkeiten vertraut machen können.

Unterricht ohne Präsenz als mögliche Lösung

Dort ist zu lesen, dass „die aktuelle Gefahrensituation in der Verbreitung des Corona-Virus sehr schnell zur zeitweiligen Schließung einer Schule führen könnte“. Für diese „Notlage“ werde der „Lernraum Berlin“ in den nächsten Tagen „konkrete Lösungen anbieten“. Dabei reiche die Spannweite von der Kommunikation mit Schülerinnen und Schülern und deren Eltern bis hin zu Lösungen des Unterrichtens ohne Präsenz in der Schule.

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Nach Tagesspiegel-Informationen sind bereits rund 500 der 750 Berliner Schulen im „Lernraum Berlin“ unterwegs, wenn auch meist nur mit einem Bruchteil des Kollegiums. Der Kreis soll nun größer werden. Zudem gibt es kommerzielle Anbieter wie „itslearning“, der seit Jahren international daran arbeitet, beim Aufbau virtueller Klassenzimmer zu helfen. Rund 25 Schulen in Berlin gehören bereits dazu, wie Sprecher Peter Andreas Sidro auf Anfrage mitteilte.

Schulen ohne Seife? Gibt es, sagen Eltern

Viele Schulen wären zurzeit allerdings schon froh, wenn sie Seife hätten. Den Tagesspiegel erreichten am Montag mehrere Anrufe von Lehrern und Eltern, wonach es Schulen gibt, die sich – etwa mit Hinweis auf mögliche Allergien – sogar weigern, Desinfektionsmittel auszugeben.

Andere Schulen möchten Desinfektionsmittel verteilen, haben aber keines. Landeselternsprecher Norman Heise bestätigte auf Anfrage, dass Desinfektionsmittel in vielen Schulen nicht (mehr) zu bekommen sei. Seife könne als Ersatz dienen – wenn sie dann zugänglich sei.

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