zum Hauptinhalt
Die Schlösserstiftung hat in den vergangenen zehn Jahren einen stetigen Besucherrückgang verzeichnet.
© Thilo Rückeis,  Ralf Hirschberger/dpa

Berlin-Brandenburg: Öffnungszeiten der Schlösser werden verkürzt

Paläste der Region leiden unter Besucherrückgang und Sparzwängen – mit direkten Folgen für die Besucher.

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg will die Eintrittszeiten in sämtliche Welterbe-Schlösser ab dem kommenden Jahr verkürzen. Die Maßnahme sei Ergebnis der regelmäßigen Überprüfung der Besucherströme, sagte Stiftungssprecher Frank Kallensee auf Anfrage. Man werde die Öffnungszeiten ab 2018 „an den Besucherbedarf“ anpassen. Die Schlösser würden „je nach Saison und Standort eine halbe bis Stunde früher als bisher schließen“. Zu Details äußerte sich die Stiftung nicht. Die neuen Öffnungszeiten würden „rechtzeitig veröffentlicht“.

Die Mitarbeiter schlagen angesichts der Pläne Alarm. Sie befürchten nicht nur Einschränkungen für die Besucher, sondern auch finanzielle Einbußen für die Beschäftigten. In einer Betriebsversammlung für die in der Servicegesellschaft Fridericus beschäftigten mehr als 600 Mitarbeiter in den Bereichen Sicherheit, Besucherservice und Gebäudereinigung seien die Maßnahmen mit Sparzwängen und sinkenden Besucherzahlen begründet worden, sagte eine Potsdamer Schlossführerin.

Die Kaffeepause könnte bald ausfallen

Demnach sollen die Schlösser künftig in den Sommermonaten 30 Minuten früher, in den Wintermonaten 60 Minuten früher schließen als bisher. Das würde bedeuten, dass unter anderem in Potsdam die Schlösser Sanssouci, Neues Palais, Cecilienhof und in Berlin Schloss Charlottenburg in der Hauptsaison bereits um 17 Uhr anstatt wie bisher um 17.30 Uhr schließen, von November bis März sogar bereits um 16 Uhr. „Mit Besorgnis stellen wir uns jetzt schon vor, wie die international bekannten Schlösser im Welterbe Potsdam bereits zur Kaffeezeit für unsere Gäste aus Japan, Australien, Russland, Polen, Israel oder den Niederlanden verschlossen sind und wie diese ihre Potsdam-Erfahrungen in die ganze Welt hinaustragen“, so die Schlossführerin.

Benachteiligt würden auch Gäste mit einer Tageskarte für mehrere Schlösser – sie hätten künftig weniger Zeit, diese tatsächlich zu besichtigen. Es sei unverständlich, dass die Stiftung angesichts der wachsenden Tourismuszahlen in Potsdam nun an der Vermarktung der Welterbeschlösser sparen wolle.

Mitarbeiter befürchten Lohnkürzungen

Beunruhigung provoziert bei den Mitarbeitern auch die Aussicht auf verkürzte Arbeitszeiten und damit weniger Lohn. Laut den Aussagen in der Betriebsversammlung sollen nicht nur die Öffnungszeiten verkürzt werden. Die Mitarbeiter sollen außerdem künftig bereits 30 Minuten nach letztem Einlass Dienstschluss haben, anstatt wie bisher nach 60 Minuten.

Das führe zu Problemen, etwa, weil Führungen mitunter länger als 30 Minuten dauerten und zudem noch Nacharbeiten in den Schlössern erforderlich seien, so die Schlossführerin: „Mit Entsetzen und voller Sorge müssen wir damit rechnen, dass unsere Löhne also folgerichtig sinken werden.“ Die Stiftung gab sich auf Anfrage zu den Folgen der verkürzten Öffnungszeiten zugeknöpft. Die Maßnahmen seien so geplant, dass sie sich weder für Besucher noch für Mitarbeiter „als nachteilig erweisen“, so Kallensee.

Zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten gehören neben dem Neuen Palais und der Pfaueninsel rund 30 Museumsschlösser.
Zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten gehören neben dem Neuen Palais und der Pfaueninsel rund 30 Museumsschlösser.
© Ralf Hirschberger/dpa

Besorgt zeigt sich angesichts der Pläne auch die Touristikbranche. „Wir halten grundsätzlich jede Einschränkung von Öffnungszeiten für tragisch“, sagte Raimund Jennert von der Potsdam Marketing und Service GmbH auf Anfrage. Touristikanbieter müssten in der Folge nicht nur ihr Programm anpassen, es koste auch „sehr viel kommunikative Kraft“, neue Öffnungszeiten auf allen Kanälen entsprechend bekannt zu machen, um zu verhindern, dass Gäste enttäuscht vor einem geschlossenen Schloss stehen.

Besucherzahlen seit Jahren rückläufig

Die Schlösserstiftung hat in den vergangenen zehn Jahren einen stetigen Besucherrückgang zu verzeichnen. Wurden im Jahr 2007 noch 2,1 Millionen Besucher gezählt, waren es 2016 nur noch 1,62 Millionen Gäste. Den Rückgang hat die Stiftung bisher vor allem mit den sanierungsbedingten Schließungen von besucherstarken Schlössern und Schlossteilen begründet – etwa im Neuen Palais oder Schloss Cecilienhof.

Von einem geringeren Bedarf seitens der Besucher war bislang nie die Rede. Die Zwei-Millionen-Besuchermarke konnte die Schlösserstiftung zum letzten Mal im „Friedrichjahr“ 2012 knacken, als der 300. Geburtstag von Preußenkönig Friedrich II. begangen wurde.

Jana Haase

Zur Startseite