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Ein Lehrer wischt während des Mathematik-Unterrichts die Tafel sauber.
© Heiko Wolfraum/dpa

Lehrermangel an Schulen in Berlin: Nur ganz wenige Quereinsteiger geben auf

Im Durchschnitt hat jede Berliner Schule einen beruflichen Neuling. Die Piraten warnen vor Qualitätsverlust.

Einen gewissen Durchhaltewillen zeigen die beruflichen Quereinsteiger an Berlins Schulen: Nur 2,5 Prozent von ihnen haben im vergangenen Jahr ihr Referendariat abgebrochen. Zum Vergleich: Bei den regulären Lehramtsanwärtern waren es 2,6 Prozent. Dies teilte die Bildungsverwaltung auf Anfrage mit.

Die geringe Zahl von nur 16 Abbrechern deute darauf hin, dass sich die Quereinsteiger im Schulalltag „gut integrieren“. Allerdings hatten, wie berichtet, viele von ihnen ihre Stundenzahl reduziert, um die Doppelbelastung von Ausbildung und selbstständigem Unterricht besser bewältigen zu können.

Im aktuellen Schuljahr haben weitere 318 Quereinsteiger ihren Dienst angetreten, zum Halbjahr waren es rund 70 gewesen. Damit arbeitet inzwischen rein rechnerisch an jeder allgemeinbildenden Schule mehr als ein Quereinsteiger. Allerdings verteilen sie sich sehr ungleichmäßig auf die Schularten: Besonders viele werden an den Grundschulen eingesetzt, wo der Bedarf am größten ist. Bildungspolitiker Martin Delius von den Piraten forderte am Donnerstag, die Bezahlung im Grundschulbereich zu verbessern, um dem Mangel an Grundschulpädagogen entgegenzuwirken.

Nur 23 der 318 Lehrer haben ein pädagogisches Studium

Delius sorgt sich um die Qualität des Unterrichts, weil dieses Jahr nur 23 der 318 Quereinsteiger ein pädagogisches Studium – wenn auch ohne Referendariat – vorzuweisen haben. Dies ist das Ergebnis einer parlamentarischen Anfrage, die Delius gestellt hatte.

Aus der Antwort der Bildungsverwaltung geht auch hervor, dass Musik und Sport inzwischen die Hauptmangelfächer sind: Allein für das Fach Sport wurden 72 Quereinsteiger eingestellt, für Musik waren es 55. Es folgen Mathematik und Biologie mit je 34. Danach kommen berufliche Fächer (29), Physik (27), Chemie (24) und Informatik (10). Am wenigsten Quereinsteiger haben die Sonderschulen, die dieses Jahr nur zehn Nichtpädagogen einstellen mussten. Bei den Gymnasien waren es knapp 40, bei den Sekundarschulen 60 und bei den Grundschulen 170 .

Quereinsteiger werden unzureichend betreut

Im Haushalt 2016/17 ist ein siebenstelliger Betrag vorgesehen, um die Integration der Quereinsteiger zu erleichtern. Das Geld soll dazu dienen, dass an jeder Schule erfahrene Lehrer für zwei Stunden vom Unterricht freigestellt werden, um einen Neuling zu unterstützen. In der Praxis berichten Quereinsteiger allerdings, dass die Betreuung am Lehrermangel scheitere: Die Stunden würden oftmals anderweitig verplant.

Der Haushalt war auch Hauptthema beim ersten Schulausschuss nach der Sommerpause am Donnerstag. SPD-Bildungspolitiker Lars Oberg lobte, dass Senatorin Sandra Scheeres (SPD) mit ihrem Etatentwurf „in die Vollen geht“. Trotz einer Steigerung der Ausgaben von zehn Prozent bis 2017 seien aber „keine paradiesischen Zustände“ zu erwarten, da Berlin vor zusätzlichen Aufgaben im Kita- und Schulbereich stehe.

Die grüne Bildungsexpertin Stefanie Remlinger kritisierte Kürzungen beim Schulsanierungsprogramm. Zudem seien die jetzt massenhaft geplanten Modulen Ersatzbauten (MEBs) keine Alternative zu „richtigen“ Schulen. Regina Kittler (Linke) betonte, dass der große Zuwachs bei den Flüchtlingskindern noch gar nicht im Entwurf des Doppelhaushalts berücksichtigt sei. Hier müsse wohl durch Sonderprogramme nachgebessert werden, hieß es.

Ausbau der Kitaplätze

Unterschiedlich war die Einschätzung des Angebots an Kitaplätzten. Während Jugendpolitiker Roman Simon (CDU) den „exzellenten Ausbau“ der Kitaplätze lobte, meinte Marianne Burkert-Eulitz von den Grünen, dass die Jugendverwaltung lediglich die Bundesgelder für den Kita-Ausbau „durchreicht“.

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