Nach dem Tod zweier Berliner Beamten: Neukölln widmet Polizisten zwei Straßen
Bei einem Diensteinsatz wurden die beiden Polizisten Uwe Lieschied und Roland Krüger getötet. Nun hat Neukölln zwei Straßen nach ihnen benannt.
Donnerstagnachmittag, Neukölln. Drei Streifenwagen der Polizei fahren mit Blaulicht und hoher Geschwindigkeit über die Hermannstraße. Autos weichen aus, ein paar Passanten schauen neugierig, die meisten gar nicht. Was die Polizisten wohl am Einsatzort erwartet – daran scheint niemand zu denken.
Der Alltag für Berlins Polizisten ist meistens anstrengend, manchmal gefährlich. Für die Uwe Lieschied und Roland Krüger endete der Dienst tödlich. Mehr als 15 Jahre später wurden ihnen am Donnerstag zwei Straßen im Neuköllner Rollbergviertel, wo beide im Polizeiabschnitt 55 gearbeitet haben, gewidmet. Ein Stück der bisherigen Morusstraße heißt fortan Uwe-Lieschied-Straße, aus einem Teil der Kopfstraße wurde die Roland-Krüger-Straße.
„Der Schutz unseres Grundgesetzes ist ihr Beruf“
An der Einweihung nahmen Angehörige, der Innensenator Andreas Geisel, Bezirksbürgermeister Martin Hikel (beide SPD) sowie Polizeipräsidentin Barbara Slowik, das Landespolizeiorchester und viele hochrangige Polizisten teil. „Roland Krüger und Uwe Lieschied sind jeden Tag ausgerückt, in zivil oder Uniform, um uns Berlinerinnen und Berliner zu beschützen“, sagte Neuköllns Bezirksbürgermeister Hikel in seiner Begrüßungsrede.
Er erinnerte an den Wert der täglichen Polizeiarbeit. „Sie sind diejenigen, die das Grundgesetz schützen.“ Angesichts der Anschläge von Hanau, Brandattacken auf Autos in Neukölln oder dem Mord an Walter Lübcke sehe er die freiheitlich-demokratische Grundordnung zunehmend in Gefahr. „Der Schutz unseres Grundgesetzes ist ihr Beruf – und dieser Schutz wird immer wichtiger.“
[330.000 Leute, 1 Newsletter: Die Autorin dieses Textes, Madlen Haarbach, schreibt den Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Neukölln. Den gibt es hier: leute.tagesspiegel.de]
Der Innensenator würdigte die beiden Beamten in seiner Rede: „Roland Krüger und Uwe Lieschied sind Teil unserer Stadt und werden es auch immer bleiben.“ Straßennamen würden zum Teil der Biografie der Bewohner und der gesamten Stadt werden. „Die Umbenennung drückt aus, dass wir solidarisch hinter denen stehen, die uns beschützen.“ Jeder Angriff auf Polizisten, sei auch ein Angriff auf Gesellschaft und verfassungsmäßige Ordnung. Es sei deshalb wichtig, dass sich die Bedingungen für Polizisten verbessern würden. Allein im Jahr 2019 über 7000 Mal Beamte im Dienst angegriffen worden – im Schnitt 19 Übergriffe pro Tag.
Nach dem Tod der Polizisten wurden ihre Gräber geschändet
Der Elitepolizist Roland Krüger, Spitzname „Boulette“, war im April 2003 an der Spitze eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) in eine Neuköllner Wohnung gestürmt, um einen Libanesen wegen einer Messerstecherei unter Clan-Mitgliedern festzunehmen. Der Mann feuerte mehrfach auf die Polizisten, Krüger wurde am Kopf getroffen und starb wenige Tage danach. Uwe Lieschied war im März 2006 auf Zivilstreife am Volkspark Hasenheide unterwegs, als er zwei Männer festnehmen wollte, die einer Prostituierten die Handtasche gestohlen hatten.
Einer der beiden Männer schoss jedoch mit seiner Pistole sofort um sich. Lieschied erlitt einen Kopfschuss durch die linke Schläfe und verstarb vier Tage später – seine Organe wurden gespendet. Beide Morde sorgten für große Bestürzung in Berlin. Auch nach ihrem Tod wurden die beiden Polizisten angegriffen.
Eine Gedenktafel für Lieschied wurde 2016 beschädigt, im vergangenen Jahr schmierten Unbekannte Hakenkreuze auf die Gräber der Polizisten. „Das hat uns zutiefst erschüttert“, sagte Polizeipräsidentin Slowik. Die beiden Verstorbenen würden für immer zu Polizeifamilie gehören. Zum Schluss ihrer kurzen Rede las sie die Erinnerungen eines Kollegen von Roland Krüger vor. „Wir hielten uns für unverwundbar. Als Boulette bewegungslos am Boden lag, wurde mir schlagartig die Gefahren unseres Berufs bewusst.“
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