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Ein Flüchtlingskind sitzt in Berlin auf dem Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) auf einem Bordstein. Auch die Helfer sind langsam am Ende ihrer Kräfte.
© Paul Zinken/dpa
Update

Ehrenamtliche Helfer in Berlin am Ende der Kräfte: Neues Platzmanagement gegen Chaos am Lageso

Berliner wollen Flüchtlingen helfen, doch nicht immer klappt das. Beim Lageso soll nun ein "Platzmanagement" die Arbeit der Freiwilligen koordinieren. In Karlshorst war das DRK erschöpft, es half die Freiwillige Feuerwehr.

Die Unterbringung der Flüchtlinge stellt die Berliner zunehmend vor Herausforderungen. So waren die Ehrenamtlichen von „Moabit hilft“ vorm Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) an der Moabiter Turmstraße frustriert, weil ihnen plötzlich das Gesundheitsamt die Verteilung von Lebensmitteln wegen der Unterbrechung der Kühlkette untersagte – so verkam etliches Essen. Viele Helfer zeigten Unverständnis für die Strenge, das Essen sei doch noch kühl und würde schnell verteilt werden. Es handele sich doch um eine Notsituation, war selbst aus den Reihen der Feuerwehr zu hören. Über das Eingreifen der deutschen Behörden berichtete unter anderem die RBB-Abendschau. Der Senat hat gerade ein Konzept zur Flüchtlingshilfe beschlossen.

Lageso-Mitarbeiter tun, was sie können

Der Personalrat des für die Zentrale Aufnahmeeinrichtung des Landes Berlin für Asylbewerber (ZAA) zuständigen Lageso zeigte sich dankbar für den Einsatz der Helfer seit Tagen und betonte, man selbst komme bei der Vielzahl der Anträge der Asylbewerber kaum hinterher. Am Donnerstag berieten dann "Moabit hilft", Mitarbeiter des Lageso und der Bezirk Mitte über die Situation - das Gespräch sei "konstruktiv und kooperativ" verlaufen, sagte der Bezirksbürgermeister von Mitte, Christian Hanke. Ergebnis der Runde laut Hanke: "Auf dem Gelände soll schnellstmöglich ein 'Platzmanagement' eines professionellen Trägers eingerichtet werden, um für die Wartenden Information, Betreuung, Essen, medizinische und hygienische Versorgung" anzubieten - unterstützt von Ehrenamtlichen und Mitarbeitern des Bezirks.

Künast und Ströbele: "Großer Mangel"

Bis es soweit ist, soll ab Montag ein Wohlfahrtsverband - offenbar das Rote Kreuz - die Verteilung koordinieren. Ehrenamtliche Ärzte sollen die medizinische Versorgung übernehmen - damit könnte dann womöglich auch ein "großer Mangel" beseitigt werden, den die Grünen-Bundestagsabgeordneten Renate Künast und Hans-Christian Ströbele in einem offenen Brief an Michael Müller kritisierten: Menschen mit Krankheit oder Behinderung würden nicht vorrangig behandelt. So sei beispielsweise eine 65-jährige Syrerin mit eingegipstem Arm und Bein seit Tagen ohne medizinische Versorgung gewesen, weil sie keinen entsprechenden Schein bekommen habe. Die Ehrenamtlichen von "Moabit hilft" sollen weiterhin unterstützen. Mitte hat auch Betten und Materialien für die Herrichtung einer neuen Notunterkunft aus dem Katastrophenschutz des Bezirks zur Verfügung gestellt, um eine neue Unterkunft einzurichten.

Ehrenamtliche können nicht mehr

Mittlerweile sind viele Ehrenamtliche bei Kirchengemeinden und Wohlfahrtsverbänden nach Tagesspiegel-Informationen am Ende ihrer Kräfte. Und doch bitten sie weiter um Spenden, weil es einfach ein Gebot der Humanität sei.

Der Tagesspiegel hat dazu gerade eine genaue Liste der benötigten Geld, Sach- und Personalspenden erstellt. Die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes bauen derzeit die neue Notunterkunft in Karlshorst aus. Weil die freiweilligen Rotkreuzhelfer am Donnerstag körperlich nicht mehr konnten, holten zusätzlich rund 50 Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr die Feldbetten aus dem Lager in Wedding. Weil im Gebäude die Fahrstühle abgestellt sind, mussten die Feuerwehrleute Matratzen und Betten mehrere Stockwerke die Treppen hochschleppen.

Die Stadtmission setzt derweil 100 von Tagesspiegel-Lesern über die Aktion „Menschen helfen!“ 2014/2015 für Obdachlose im Winter gespendete Feldbetten für Flüchtlinge in der Lehrter Straße ein.

Lesen Sie auch die Reportage: "Aus Syrien geflüchtet, obdachlos in Berlin". Die Geschichte über Ibrahim Atwan und seine Familie, die in Berlin Bürokratie statt Schutz fanden. Außerdem den Kommentar: "Viele Berliner helfen, der Senat ist hilflos".

Die Helfer am Lageso in der Turmstraße haben eine online-Liste erstellt, die ständig aktualisiert wird, mit Gegenständen und Helferdiensten, die gebraucht werden.

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